Schlagwort-Archive: Liebe

[Jugendrezension] Die Hoffnung ist ein Apfelkuchen

ApfelEinen Apfelkuchen, wie den aus Das Apfelkuchenwunder oder Die Logik des Verschwindens von Sarah Moore Fitzgerald, möchte wohl jeder einmal essen.

Denn der Apfelkuchen von Oscar scheint ein ganz besonderer zu sein. Er lässt Probleme vergessen und die Welt mit einem Mal viel besser aussehen. Doch als Oscar Schwierigkeiten bekommt, die auch der Apfelkuchen nicht verschwinden lässt, bekommt er es mit der Angst zu tun und taucht ab.
Als seine beste Freundin Meg aus dem Urlaub wiederkommt, ist sie überzeugt davon, dass er nicht, wie alle anderen sagen, Selbstmord begangen hat, sondern nur ein bisschen Abstand von allem braucht. Sie macht sich mit Oscars Bruder, der als einziger ihre Meinung teilt, auf den Weg, um Oscar zu suchen.
Abwechselnd wird aus Megs und Oscars Sichtweise beschrieben, wie Oscar gesucht wird und warum er „abgehauen“ ist. Doch ob er letztendlich gefunden wird, kann nur im Buch nachgelesen werden!

Ich fand das Buch Das Apfelkuchenwunder oder Die Logik des Verschwindens sehr spannend und unterhaltsam und es spricht nicht nur das große, doch eher unwahrscheinliche Problem, sondern auch die vielen kleinen Alltagsschwierigkeiten an, wodurch es dann sehr realitätsnah erscheint. Mir gefällt die Spannung, die aufgrund des Verschwindens entsteht, aber auch die Tatsache, dass die Hoffnung immer bestehen bleibt.

Ich empfehle das Buch Mädchen im Alter von 11 bis 15 Jahren. Besonders Romanliebhaberinnen, die gern über Freundschaft und Liebe lesen, werden das Buch mögen.

Bücherwurm (13)

Sarah Moore Fitzgerald: Das Apfelkuchenwunder oder Die Logik des Verschwindens, 
Übersetzung: Adelheid Zöfel, Fischer KJB, 2015, 256 Seiten, ab 12, 14,99 Euro

Nicht nur für Nerds

jobsWer sich auf meinem Blog öfter mal herumtreibt, weiß, dass ich hier auch auch die Werke vorstellen, die zum Teil an meinem Schreibtisch entstanden sind. Heute ist mein jüngstes Übersetzungswerk auf den Markt gekommen: die Comic-Biographie Steve Jobs – Das wahnsinnig geniale Leben des iPhone-Erfinders, konzipiert, gezeichnet und verdichtet von der Amerikanerin Jessie Hartland.

In 13 Kapiteln fasst Hartland das viel zu kurze Leben von Jobs in klaren, kritzeligen schwarz-weiß Panels zusammen. Von seinen Anfängen in der Garage, über die Gründung von Apple und Jobs Rausschmiss aus der eigenen Firma bis hin zu seinen Erfindungen, die so gut wie jeder von uns heute in die Hand nimmt – egal ob da ein Apfel drauf ist oder ein anderer Schriftzug. Ob wir die Person Steve Jobs nun kennen oder nicht, in unseren Haushalten ist er auf die eine oder andere Art vertreten. Und sei es in der Form einer DVD eines Pixar-Films …
Jessie Hartlands Graphic Novel klärt auf sehr unterhaltsame und leicht ironische Art über den Menschen Jobs auf.

Übersetzungstechnisch war es für mich in mancher Hinsicht eine wahnsinnige und auch geniale Arbeit. Diverse Apfel-Produkte benutze ich selbst, habe mir aber nie groß Gedanken über ihre Herkunft gemacht. Hartland baut in ihre Biographie jedoch sehr geschickt Doppelseiten über die jeweilige Technik der vergangenen Jahrzehnte ein – und da wurde ich dann wieder an meine eigene Jugend erinnert und an die ersten Tippversuche auf einem C64 und seltsame Nintendo-Daddel-Spiele. Manches, was heute vergessen ist wie Kompaktkassette und Walkman kamen mir wieder in den Sinn. Irgendwann hatte ich sogar mal eine Basic-Programmier-Kurs, von dem ich aber nichts behalten habe. All das, und vieles weitere, fließt heute in den ganzen Smartprodukten auf die eine oder andere Weise zusammen. Und so wurde mir während des Übersetzens klar, wie tief die Wurzeln eines so kleinen Smartphones reichen, mit dem wir ständig unzählige Dinge tun und vieles nicht mehr lassen können.

Wahnsinnig an der Arbeit war die Kleinteiligkeit der Panels. Namen, Worte, Begriffe, Gesprochenes, Geschriebenes. Ständig musste ich aufpassen, dass ich nichts übersehe. Zum Glück hat meine Lektorin sehr aufmerksam mitgelesen und so haben wir wohl wirklich alles gefunden, was zu übersetzen war oder was Englisch gelassen werden musste.
Und auch wenn der Text hier nicht immer in engen Sprechblasen steht, die der Übersetzerin so gar keinen Raum lassen, sondern manche Texte richtig Platz zu haben scheinen, musste ich mich doch mit der Länge der Texte beschränken. Das hieß: zählen. Die Buchstaben von Jessie Hartlands handgeletterten Texten zählen. Ich habe also gezählt und dann meine Texte eingekürzt, damit alles passt.
Dankenswerterweise hat Jessie Hartland dem Fischer-Verlag einen Font mit ihrer Schrift zur Verfügungen gestellt, so dass die deutsche Ausgabe nun annähernd den Eindruck eines handgeletterten Comics hat. Die Herstellung im Verlag hat da perfekte Arbeit geleistet, all die Varianten von Groß- und Kleinschrift, von senkrechten Worten und Fettungen wie im Original einzubauen. Die Leichtigkeit, die im Vorfeld von einigen schon als hässliches Kinder-Gekrickel kritisiert wurde, die aber Jessie Hartland Stil ausmachen, sind für mich so in die deutsche Version herübertransportiert worden. Und all jene, die denken mögen, so ein Gekrickel sei ja total einfach hinzumalen, der nehme bitte einen Stift in die Hand und versuche es selbst …

Ich jedenfalls liebe diesen leichten und frechen Strich von Jessie Hartland, weiß durch ihre Geschichte gewisse Apple-Produkte nun besser zu würdigen und bin froh, dass ich keine 500-Seiten-Biografie lesen musste. Während des Übersetzens kam für mich somit alles zusammen, was Glück ausmacht: Spaß, neues Wissen über Technik und einen Menschen, nostalgische Erinnerungen und professionelle Herausforderungen. Besser konnte es für mich kaum sein.

Schön ist aber auch, dass heute bereits eine erste Besprechung von Irve online gegangen ist, nämlich hier. Danke dafür!
Ich hoffe, dass Ihr beim Lesen genauso viel Spaß mit dieser Graphic Novel habt, wie ich es beim Übersetzen hatte.

Jessie Hartland: Steve Jobs – Das wahnsinnig geniale Leben des iPhone-Erfinders. Eine Comic-Biographie. Übersetzung: Ulrike Schimming, Fischer, 2016, 240 Seiten, 16,99 Euro

[Jugendrezension] Unadeliges Leben

juwelViolet, die Hauptfigur aus dem Roman Das Juwel von Amy Ewing, hat besondere Fähigkeiten: Sie kann Dinge heranwachsen lassen und ihre Gestalt und Farbe beeinflussen. Deshalb wird sie mit anderen Mädchen als „Surrogat“ ausgebildet.

Die Surrogate sind für die Nachkommen der Adeligen zuständig. Wie bei einer Leihmutterschaft tragen sie deren Babys aus, und mit ihren speziellen Kräften können sie einen Teil der Eigenschaften oder des Aussehens bestimmen.

Surrogate werden auf einem Markt versteigert. Violet kommt in die Obhut der Herzogin vom See. Diese hat große Pläne mit ihr: Violet soll eine tadellose Tochter heranwachsen lassen, welche dann den Fürsten heiratet und Herrscherin des Landes wird.

Das Leben beim Adel ist schlimmer, als Violet sich es vorgestellt hat. Sie möchte fliehen und bekommt Hilfe von Lucien, dem Kammerzofen. Er will alle Surrogate befreien, denn er weiß, was mit ihnen passiert, nachdem sie ein Kind ausgetragen haben.

Unglücklicherweise trifft Violet einen Jungen namens Ash. Dieser ist „Gefährte“, ein beauftragter fester Freund, der Nichte der Herzogin vom See. Ash und Violet verlieben sich ineinander, und plötzlich möchte Violet nicht mehr fliehen. Sie möchte bei Ash bleiben, auch wenn sie ihre Liebe geheim halten müssen.

Dann geschieht Unerwartetes…

Das Juwel – Die Gabe von Amy Ewing ist ein schöner und abwechslungsreicher Dystopie-Roman. Gefallen hat mir der jugendliche Schreibstil, welcher detailliert, aber auch einfach gehalten war. Man hat sich schnell eingelesen und ist quasi mit dem ersten Satz in der Geschichte drin.

Kritisieren möchte ich, dass die Nebenpersonen besser charakterisiert sind als die Hauptperson Violet. Obwohl das Buch aus ihrer Sichtweise geschrieben ist, konnte ich mich nie wirklich mit ihr identifizieren oder ihre Entscheidungen nachempfinden.

Das Buch endet mit einem riesigen Cliffhanger, darum bin ich gespannt, wie es weiter geht. Der zweite Teil ist bereits auf Englisch erhältlich.

Katharina (13)

Amy Ewing: Das Juwel – Die GabeÜbersetzung: Andrea Fischer, FISCHER FJB, 2015, 448 Seiten, ab 14, 16,99 Euro

Ein Hoch auf das Herz!

herzenEigentlich ist mir der Valentinstag ja so was von wumpe. Mögen Floristen und Schokoladenhersteller ein gutes Geschäft machen. Bitte sehr.
Doch in den heutigen Zeit, in denen scheinbar alles aus dem Gleichgewicht geraten ist, Hass und Gewalt schon fast wieder salonfähig sind, es den Terror fast braucht, um uns wieder an unsere Menschlichkeit und unser Mitgefühl zu erinnern (was ich so ganz klar nicht möchte!), da ist mir doch ein Tag, an dem  die Liebe gefeiert wird, sehr willkommen.

Dass es in unseren Herzen jedoch mehr gibt als die romantische Liebe, zeigt die französische Journalistin Jo Witek in ihrem Bilderbuch In meinem kleinen Herzen, ganz fein übersetzt von Stephanie Menge. Das menschliche Herz ist ein erstaunliches Organ, hält es doch unseren Körper lebendig, pumpt unablässig Blut durch unsere Adern und kann, wenn es aus dem Takt gerät, unser Leben aus dem Tritt bringen.

Symbolisch ist unser Herz zudem das Zentrum unserer Gefühlswelt, die Witek in wenigen poetischen Worten auf den Punkt bringt. Freude und Glück treffen in diesem Herzen auf Wut, Angst, Trauer. Ein kleines, namenloses Mädchen, entzückend gezeichnet von Christine Roussey, führt den Leser durch diese Hochs und Tiefs der Emotionen. Da wird das zerbrechliche Herz mit einem Verband umwickelt, oder es ist schwer wie ein Elefant und leicht wie ein Luftballon. Monster machen Angst, Überraschungen fröhlich. Dann wieder ist das Herz ganz klein und schüchtern.

Der Clou an diesem feinen Buch sind die bunten, ausgestanzten Herzen auf jeder Doppelseite. Damit reiht sich Witeks Buch in die Tradition von Die kleine Raupe Nimmersatt, Das Loch und  Unsere Erde, in denen Löcher in den Seiten eine wichtige erzählerische Funktion übernehmen. Vom Cover beginnend bilden sie einen herzförmigen Krater, der im Garten der Gefühle endet und die Zufriedenheit als quasi höchstes Gut feiert.
Genau daran erinnern wir uns heute immer viel zu wenig – ich ebenso –, denn natürlich gibt es immer etwas zu meckern, anzumahnen, zu verbessern. Gewisse Zustände sollte und darf man selbstverständlich auf keinen Fall akzeptieren, doch genauso wenig sollte man vergessen, dass die Gefühle in unserem Herzen uns den Weg zum Glück und zur Zufriedenheit ebnen können, wenn man nur mal genau hinhört und -fühlt.

Also feiert die Liebe, genießt den Valentinstag, möge jeder Tag ein Valentinstag sein, dann hätte niemand mehr Zeit für Hass und Krieg. (Jetzt dürft ihr mich naiv nennen.)

Jo Witek: In meinem kleinen HerzenÜbersetzung: Stephanie Menge, Illustrationen: Christine Roussey, Fischer Sauerländer, 2016,  32 Seiten, ab 4-99, 16,99 Euro

Gemeinsam stark

lesbeVor einiger Zeit habe ich hier das neueste Buch von David Levithan besprochen und mir gewünscht, des möge doch auch mal Geschichten über lesbische Liebe geben. Das Thema lag wohl in der Luft, denn nun ist Maike Steins Roman Wir sind unsichtbar im Handel.

Stein erzählt die Geschichte von Valeska und Inken. Die 15-jährige Leska färbt sich gern die Haare bunt, betreibt einen Blog und weiß, dass sie Mädchen liebt. Ihrer Familie hat sie das bereits gesagt, nur hat sie noch nie ein Mädchen geküsst. Nichts würde sie gerade lieber tun.
Auf einer Party darf sie schließlich beim Flaschendrehen Inken küssen – was eigentlich so gar nicht nach Leskas Geschmack ist, hält sie Inken doch für „traumalos“, also langweilig und uninteressant. Der Kuss ist zwar nicht besonders weltbewegend und doch merkt Leska, dass hinter Inkens makelloser Fassade etwas steckt. Die beiden Mädchen nähern sich an und verlieben sich, was jedoch – laut Inken – niemand erfahren darf. Mehr und mehr entdeckt Leska, was Inken verbirgt und was ihr Angst macht. Da Leska ein Mädchen der Tat ist und Ungerechtigkeiten nicht ausstehen kann, greift sie schließlich zu Farbe und Pinsel, um Inken zu rächen …

Maike Stein schafft es mitreißend, die zarte und zerbrechliche Gefühlswelt zweier Jugendlichen in Worte zu fassen. Leskas Blogeinträge wechseln mit der Ich-Erzählung von Leska und kurzen Flashbacks auf Inkens Erfahrungen. In den kurzweiligen Kapiteln trifft so der Mut der einen auf die Angst der anderen, doch gemeinsam entsteht schließlich eine große Liebe. Gleichzeitig macht Stein klar, dass es in unserer ach-so-vermeintlich liberalen und aufgeklärten Welt alles andere als liberal zugeht. Die Vorurteile gegenüber gleichgeschlechtlich Liebenden sind immer noch tief in unzähligen Köpfen unserer Gesellschaft verankert. Es ist nicht selbstverständlich, schon gar nicht als Teenager-Mädchen sich offen zu seiner sexuellen Identität zu bekennen, solange sie eben nicht hetero ist. Den jungen Leserinnen dieses Buches jedoch macht Maike Stein durch ihre Heldinnen mit allen Mitteln Mut, zu sich und ihrer Liebe zu stehen. Sie macht Mut, sich zu zeigen, sichtbar zu werden, nicht nur in den entsprechenden Communitys oder am CSD, sondern tagtäglich. Das ist nicht einfach, erfordert Überwindung und viel Kraft. Doch Leska zeigt Inken, dass es immer wieder auch Menschen gibt, die zu einem stehen und helfen.

Und so sollte es im wahren Leben viel öfter sein.

Maike Stein: Wir sind unsichtbarMitarbeit: Kathrin Schüler, Oetinger Taschenbuch, 2015, 192 Seiten, ab 12, 8,99 Euro

Ein besonderes Kind

downBaby…glück, diese beiden Worte werden oft in einem Atemzug genannt. Doch für Fabien wandelt sich die Freude auf die zweite Tochter zunächst in ein großes Unglück.

In seiner autobiografischen Graphic Novel Dich hätte ich mir anders vorgestellt …, aus dem Französischen feinfühlig übersetzt von Annika Wisniewski, schildert Fabien Toulmé die Schwangerschaft seiner Frau. Der junge Vater wird von der Angst gepeinigt, dass seine Tochter den Gendefekt Trisomie 21 haben könnte. Doch alle Untersuchungen sind unauffällig, keiner der Ärzte entdeckt etwas Ungewöhnliches. Umso größer ist der Schock für Fabien, als seine Tochter nach der Geburt so merkwürdig aussieht und die Ärzte einen schweren Herzfehler feststellen. Seine Befürchtungen werden wahr.

Mit klarem Strich und monochrom unterschiedlich eingefärbten Kapiteln schildert Toulmé seine wechselnden Gefühlslagen. Auch ohne selbst Mutter zu sein, dafür aber als leidenschaftliche Tante, kann ich seine Befürchtungen, seine anfängliche Ablehnung, seine Enttäuschung, seine Zukunftsangst sehr gut nachvollziehen. Unsere Gesellschaft geht nicht gerade liebe- und rücksichtsvoll mit Menschen um, die nicht den angeblichen Normen entsprechen. Anderssein belastet nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Angehörigen, die ihr Leben neu regeln müssen und sich Unverständnis, ungerechtfertigten Schuldzuweisungen und Ablehnung gegenüber sehen.
Toulmé zeigt die ganze Bandbreite dessen, was Eltern von Down-Kindern erleben: unfähige Ärzte, gleichgültiges Pflegepersonal, den Marathon an Untersuchungen, die Herz-OP, die paramedizinische Betreuung. Das ist durchaus nicht leicht, doch die kleine Julia erobert mehr und mehr das Herz von Fabien. Auch merkt er durch Gespräche mit anderen Eltern von Down-Kindern, dass das Leben nicht zu Ende ist, sondern ihm da ein ganz besonderes Kind anvertraut wurde. Seine Liebe zu Julia wird offensichtlich, als die schwierige Herz-OP ansteht und er zusammen mit seiner Frau um dieses Kind bangt.

Diese Graphic Novel, die so schonungslos die Ängste von Eltern wiedergibt und die Schwächen des Medizinbetriebs aufzeigt, macht dabei so viel Mut und Hoffnung, dass einem das Herz aufgeht. Das Leben ist eben nicht bis ins Letzte planbar, was wir in unserer durchorganisierten Zeit oftmals vergessen. Aber trotz aller Wendungen ist es oftmals wunderschön, selbst mit einem zusätzlichen Gen.

Fabien Toulmé: Dich hatte ich mir anders vorgestellt … Übersetzung: Annika Wisniewski, avant-verlag, 2015, 248 Seiten, 24,95 Euro

Der Chor der Mutmacher

levithanZwei Jungs, die sich küssen, regt das heute noch irgendjemanden auf? Man möchte meinen, nicht. Doch wenn die es in aller Öffentlichkeit tun und das über 32 Stunden, um einen neuen Rekord aufzustellen, dann ist das ein Ereignis, dass die Gemüter bewegt.

Von so einem real durchgeführten Ereignis, das ins Guinnessbuch der Rekorde aufgenommen wurde, erzählt David Levithan in seinem Roman Two Boys Kissing, vorzüglich übersetzt von Martina Tichy.
Harry und Craig wollen ein Zeichen setzen, wollen andere schwule Jungs ermuntern, sich zu outen, zu ihrer sexuellen Neigung zu stehen, sich nicht zu verstecken. Dafür küssen sie sich vor der Highschool ihres Ortes, in aller Öffentlichkeit, knapp anderthalb Tage, ohne sich hinzusetzen, ohne zu essen, ohne auf Toilette zu gehen, ohne zu schlafen. So wie die Qualen der beiden – schmerzende Muskeln, Hitze, Kälte, eine volle Blase, Schwindel, Kopfweh – zunehmen, so wächst auch die Schar der Zuschauer an. Anfangs sind nur ein paar Freunde und Lehrer vor der Schule, die die Küssenden mit Getränken und Klamotten versorgen oder sich um die Live-Übertragung des Ereignisses ins Internet kümmern. Doch mit jeder Stunde verbreitet sich der Rekordversuch im Netz immer weiter, in alle Winkel der Welt. Die Medien werden aufmerksam, die konservativen Mitmenschen des Ortes aber auch, die gegen diese angeblich ungebührliche Aktion protestierten.

Neben den Küssenden schildert Levithan jedoch auch noch zwei weitere schwule Paare sowie einen unglücklichen Einzelgänger. Bei dem einen können die Eltern nichts mit den Neigungen des Sohns etwas anfangen, bei dem anderen handelt es sich um einen Transgender-Jungen, der einst im Körper eines Mädchens geboren wurde, aber alle Unterstützung von seinen Eltern bekommt. Der Einzelgänger sucht sein Glück im Internet, wird jedoch nur enttäuscht. Als seine Eltern ihn unfreiwillig beim Chatten erwischen und ihn somit zwangsouten, haut er von zu Hause ab.

Levithan, dessen Roman Letztendlich sind wir dem Universum egal gerade von der Jugendjury mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde, konzentriert sich hier ganz auf den Kosmos schwuler Jugendlicher, rund um ihr Coming-out und ihre erste Liebe. Anfangs ist die Fülle an männlichen Figuren etwas verwirrend, doch mehr und mehr nimmt die Erzählung an Fahrt auf und die Jungs wachsen einem ans Herz. Dies liegt auch an der sehr präsenten Erzählerstimme, die eine ungewöhnliche und erfrischende Alternative zu den vorherrschenden Ich-Erzählern bildet. Denn hier erzählt ein unbenanntes WIR, ein Chor, der den jungen Schwulen fast väterlich über die Schulter schaut, sie ermutigt, Tipps gibt, von eigenen Erfahrungen berichtet, von eigenen Ängsten, Sorgen und Freuden. Es ist ein Chor einer Generation von Schwulen, die Anfang der 90er Jahre die AIDS-Katastrophe am eigenen Leib erlebt hat, deren Partner, Freunde, Bekannte an der Krankheit gestorben sind, die die Diskriminierung noch schärfer erlebt haben, als die junge Generation heute. Sie waren die Wegbereiter dafür, dass seit diesem Sommer in den USA gleichgeschlechtliche Ehen legal sind. Sie erheben die Stimme, ermutigen, warnen aber auch und machen klar, dass es ein langer Weg war bis zu diesem Punkt, aber auch, dass noch ein langer Weg vor allen LGBT*-Leuten liegt, bis diese rechtlich völlig gleichgestellt sind.

Dieses Buch macht Mut. Keine Frage. Jedem Jungen, der mit seinen sexuellen Vorlieben hadert, sei diese Lektüre empfohlen. Levithan zeigt zwar, dass es nicht einfach ist – weder sich 32 Stunden lang zu küssen, noch mit seinen Eltern zu reden, noch die richtigen Freunde zu finden – doch er zeigt auch, dass es sich lohnt, zu sich selbst zu stehen und sich auf das Abenteuer Leben einzulassen.

Demnächst würde ich gern auf diesem Kanal die weibliche Variante dieses Themas vorstellen können … die aber wohl noch nicht geschrieben ist. Liebe Verlage, bitte kümmert euch darum!

David Levithan: Two Boys Kissing – Jede Sekunde zählt, Übersetzung: Martina Tichy, Fischer KJB, 2015, 288 Seiten,  ab 14, 14,99 Euro

Es lebe die sexuelle Vielfalt!

gayDas Leben auf dieser Erde ist alles andere als einfach, und der Mensch und seine vermeintlichen Regeln tragen nicht gerade dazu bei, dass es leichter wird. Vor allem, wenn es um Sexualität geht und wie die angeblich zu sein hat. Für Jugendliche, die sich ihrer sexuellen Identität noch nicht ganz klar sind, macht die Hetero-Normierung unserer Gesellschaft es auch nicht besser.

Gegen diese Normierung und eine angeblich normale Sexualität stellt der britische Autor James Dawson sein Handbuch How to be gay. Er richtet sich an die Jugendlichen, die vor allem eins sind: neugierig. Auf sich, auf das Leben, auf andere Arten der Sexualität, die ihnen nicht in der Schule erklärt und in den Medien oftmals als Stereotypen präsentiert werden. Dawson hingegen lädt die jungen Leser mit klaren, oft witzigen und ironischen Worten – von Volker Oldenburg in charmant-coole deutsche Varianten übersetzt, die eine unterhaltsame Lektüre garantieren – in den Club der LGBT*-Leute ein, d.h. in die Welt der LesbischGayBiTrans*-Menschen (wobei das * für die Gesamtheit aller sexuellen Orientierungen, sozialen Geschlechter und Geschlechtsidentitäten steht). Das mag sich, so referiert, vielleicht etwas sperrig lesen, doch geht es Dawson darum, sich unbefangen seinen sexuellen Phantasien zu stellen und herauszufinden, was Mädchen/Junge eigentlich mag. Der Respekt vor sich selbst und den anderen steht dabei im Mittelpunkt – ist der gegeben, ist es egal, wen und wie man liebt und mit wem oder wie man Sex hat.

Ist sie oder er sich seiner sexuellen Vorlieben erst einmal klar geworden, hilft How to be gay als Gebrauchsanleitung für das tägliche Leben weiter.  Dawson liefert wichtige Gedanken, wie ein Coming-out am besten gestaltet werden kann, verrät, was bei schwulem und lesbischen Sex abgeht, bietet Argumentationshilfen, wenn man als LGBT* zu einer religiösen Diskussion genötigt wird, zeigt, was bei Sex-Apps  zu beachten ist, oder wie man als homosexuelles Paar eine Familie gründet. Gleichzeitig warnt er auch vor lästigen und unnötigen Geschlechtskrankheiten und wie man sich durch respektloses Verhalten oder die gedankenlose Benutzung von Begriffen zum Vollhorst machen kann. Er nennt die Dinge dabei ungeschminkt beim Namen, und genau das tut gut, damit die Jugendlichen nicht ewig im Nebel von Unausgesprochenem, Angedeuteten, Klischees, Vorurteilen, Diskriminierung und angeblicher Unnormalität herumstochern müssen.

Angereichert hat Dawson seine Tipps mit O-Tönen von LGBT*-Menschen, die von ihren Erfahrungen und Geschichten berichten. Sie zeigen die Facetten von Leben, in denen die Menschen sich nicht nach der angeblichen Norm richten, sondern zu ihren Vorlieben und damit zu sich selbst stehen. Das sind durchweg großartige Vorbilder.

Einziger Wermutstropfen bei diesem Buch ist die fehlende Lokalisierung für die deutsche Szene. Dawson schildert vornehmlich britische Gegebenheit, also die Geschichte, Gesetzeslage und Rechte in Großbritannien. Und auch das „kleine Lexikon der großen Schwulen- und Lesbenikonen“ ist von angloamerikanischen Star beherrscht. Bei all dem hätte von Verlagsseite durchaus eine Anpassung und/oder Erweiterung für Deutschland vorgenommen werden können: Die Fragen zu Homo-Ehe und Kinder von Homosexuellen in Deutschland müssen sich die jungen Leser nun selbst recherchieren. Die Doppelseite mit nützlichen Websites am  Ende ist da nur ein schmaler Anfang. Und allein für das Ikonen-Lexikon fallen mir spontan bereits ein Dutzend deutscher LGBT*-Leute ein, die man hätte integrieren können.

Trotz dieses Mankos kann man Jugendlichen How to be gay als wegweisenden und hilfreichen Ratgeber an die Hand geben, den Eltern sei die Lektüre nicht minder empfohlen – denn man lernt auch als cisgender Hetero noch so Einiges dazu, sowohl über einen selbst, als auch über die Feinheiten, die für einen sensiblen und respektvollen Umgang in unserer Gesellschaft einfach nötig sind.

James Dawson: How to be gay. Alles über Coming-out, Sex, Gender und Liebe, Übersetzung: Volker Oldenburg, Fischer TB, 2015, 304 Seiten, ab 14, 9,99 Euro

[Jugendrezension] Atemberaubend, mit aromatischem Nachgeschmack

anyaMan nehme:
– eine junge Frau
– mehrere Mafia-Clans
– einen Oberstaatsanwalt
– jede Menge Schokolade
– eine Prise Liebe

Alles in eine Handlung geben, gut durchmixen und etwas Action hinzufügen. Fertig ist ein weiterer atemberaubender Roman der US-amerikanischen Bestsellerautorin Gabrielle Zevin! Extradunkel, genauso schokoladig wie seine Vorgänger Bitterzart und Edelherb, doch im Nachgeschmack etwas schärfer und aromatischer.

Die Trilogie begann im New York des Jahres 2083. Wasser und Papier waren knapp und Schokolade und Kaffee verboten. Damals war Anya Balanchine 16 Jahre alt und die Erbin eines illegalen Kakao-Imperiums.

Mittlerweile ist die Zeit vergangen, und Anya ist zu einer jungen Frau herangewachsen. Mit einer neuen Idee probiert sie, das „Geschäft“ ihrer Familie wieder auf die Seite des Gesetzes zu bringen. Sie will Cafés eröffnen, in dem Kakao auf Rezept ausgeschenkt werden darf. Viele sind skeptisch, ob dieses Projekt ein Erfolg werden kann. Aus Anyas Mafia-Familie gibt es wenig Rückhalt, sie hat sich in der Illegalität eingerichtet.

Trotz eindringlicher Warnungen lässt Anya sich auf eine Zusammenarbeit mit ihrem Erzfeind dem ehemaligen Oberstaatsanwalt Charles Delacroix ein.

Auch Delacroix’ Sohn Win, Anyas Freund, rät ihr von einer Kooperation ab. Es kommt zu Meinungsverschiedenheiten, und die beiden trennen sich. Anya verschließt ihr Herz gegenüber der Liebe und konzentriert sich darauf, ihr Ziel zu erreichen. Das ist schwieriger, als gedacht, und ruft ihre zahlreichen Feinde der anderen Mafia-Clans auf den Plan. Als sich endlich der Erfolg einstellt, schrecken diese vor nichts zurück …

Als ich das Buch auspackte, beschlich mich ein nostalgisches Gefühl – Bitterzart gehörte zu den ersten Büchern, welches ich für letteraturen rezensiert habe. Dies ist fast zwei Jahre her, und somit mischte sich das Gefühl der Neugier mit der Frage, ob mir diese Reihe immer noch gefallen würde. Ich wurde nicht enttäuscht! Anders als bei vielen dystopischen Romanen ist die Stimmung nicht düster, sondern ziemlich positiv. Es gibt immer einen Hoffnungsschimmer. Zevins Schreibstil ist schlicht, aber hat Charme. Es liest sich flüssig, und an vielen Stellen bringt Zevin eine ordentliche Portion Humor hinein.

Die Figuren sind sehr realistisch dargestellt. In vielen Büchern altern die Personen zwar physisch, aber psychisch kaum. Hier ist es nicht so. Am Anfang der Trilogie ist Anya ein normaler Teenager, sie hat Liebeskummer und Stress in der Schule. Das einzig Besondere ist ihr Familienhintergrund. Im Laufe der Bücher verändert sie sich. Sie muss erwachsen werden, härtet ab. Das alles wird sehr realistisch beschrieben. Obwohl Anya sich verändert, kann sich der Leser durchweg mit ihr identifizieren. Anya ist eine starke Heldin. Gerade, weil sie nicht perfekt ist – und das auch weiß.

Beim Lesen habe ich kaum gemerkt, wie die Zeit verflog. Ich wollte unbedingt wissen, ob Anyas Idee mit dem Café ein gutes Ende nimmt. Außerdem habe ich gehofft, dass Anya wieder mit Win zusammenkommt.
Abschließend kann ich sagen, dass Extradunkel ein krönendes Finale einer faszinierenden Serie ist. Ich würde sogar behaupten, dass ich den letzten Band noch ein klitzekleines Bisschen besser fand als seine beiden Vorgänger. Warum? – Findet es selbst heraus!

Juliane (16)

Gabrielle Zevin: Extradunkel, Übersetzung: Andrea Fischer, FISCHER FJB, 2015, 432 Seiten, 16,99 Euro

 

Hommage auf eine Stadt und einen Regisseur

BerlinEr war irgendwie immer da, in meiner persönlichen Film-Historie: Wim Wenders. Heute wird der Meister 70.  Und pünktlich zu diesem Anlass ist die Graphic-Novel-Adaption seines Films Der Himmel über Berlin erschienen.
Ich habe tatsächlich drei bis vier Anläufe gebraucht, bis ich Wenders Film  aus dem Jahr 1987 vollständig gesehen und einigermaßen verstanden habe. Warum das so war, kann ich gar nicht genau sagen. Vielleicht muss man eine gewisse Lebenserfahrung mitbringen, um alle Ebenen dieses Meisterwerkes ganz zu verstehen. Mit großer Wahrscheinlichkeit habe ich immer noch nicht alle Facetten erfasst und begriffen. Dabei kann mir nun auch diese Graphic-Novel helfen, mit der ich in meinem langsamen Tempo die Geschichte und die philosophischen Texte („Als das Kind  Kind war, wusste es nicht, dass es Kind war …“) nachlesen, nach-denken und genießen kann.

Das Autoren-Duo Sebastiano und Lorenzo Toma haben für die Comic-Adaption auf Basis des Drehbuches von Wim Wenders, Peter Handke und Richard Reitinger die Geschichte der Engel Damiel und Cassiel vor der Kulisse des heutigen Berlins neu inszeniert. Sie haben die Szenen mit Schauspielern nachgestellt, fotografiert und in Federzeichnungen verwandelt. Vor schwarzem Hintergrund, in zarten Strichen, die sich in manchen Panels Van-Gogh-mäßig am Himmel kringeln und drehen, lauschen die Engel den Gedanken der Menschen. Sie hören ihre Sorgen und Nöte, ohne selbst gesehen zu werden. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem Damiel sich in eine Akrobatin verliebt, sein ewiges Dasein aufgibt und sich ins Leben und die Liebe stürzt. Denn erst die Vergänglichkeit macht aus jedem Augenblick des Lebens etwas ganz Besonders.

Mögen die Darsteller anders aussehen als im Film, so hält sich diese Adaption relativ dicht an das Drehbuch. Wer Zeit und Muße hat, kann eine komparatistische Abhandlung über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten verfassen (ja, der Film-Dreh mit Peter Falk fehlt …). Es wird sicher ein Spaß.
Doch auch ohne den genauen Vergleich ist diese Graphic Novel eine Freude, denn das wirklich Besondere ist, dass die Engel im Berlin von heute umherstreifen. Sie stehen auf dem Brandenburger Tor, belauschen die Menschen nicht in der Bibliothek, sondern am Holocaust-Mahnmal. Die Curvy-Brache – die jetzt schon wieder ganz anders aussieht – und der Molecule Man in Kreuzberg dienen als Kulisse, genauso wie die Lohmühlenbrücke. War die in Wenders Film noch durch die Mauer versperrt, so ist jetzt der Weg frei, hinüber in den Osten. Berührend ist, dass auch der Potsdamer Platz selbst heute noch nicht aufzufinden ist, trotz alter Ampel und protzigen Neubauten.
Neben den Locations sind auch manche Gedankengänge und Dialoge den gegenwärtigen Realien angepasst – da sehnt man sich nach einer SMS oder diskutiert über Cent und Euro.

Vater und Sohn Toma haben mit ihrer Version von Der Himmel über Berlin eine doppelte Hommage geschaffen: auf die große Stadt und auf den großen Regisseur. So ist diese Graphic Novel sowohl ein Muss für Hauptstadt-Liebhaber, als auch für Verehrer von Wim Wenders. Zudem beweisen sie nonchalant, wie zeitlos und allgemeingültig Wenders Geschichte weiterhin ist.

Wim Wenders sei hiermit herzlich zum Geburtstag gratuliert und gedankt für unzählige wunderbare, rätselhafte und groovende Filme. Mögen noch viele folgen. Der Himmel über Berlin werde ich mir heute Abend noch ein weiteres Mal, mit anderen Augen, anschauen.

Sebastiano & Lorenzo Toma: Der Himmel über BerlinJacoby & Stuart, 2015,  200 Seiten, 24 Euro

Boy sucht Girl

margoSeit gestern läuft in den Kinos die zweite Verfilmung eines Romans von John Green, amerikanischer Jugendbuchautor, über den ich vor drei Jahren hier, hier und hier berichtet habe. Da war ich natürlich neugierig, ob es wieder so ein Erlebnis wird. Folglich habe ich mir Margos Spuren, der bereits 2010 auf Deutsch erschienen ist, in diesen Tagen im Doppelpack gegeben: erst die Lektüre, dann den Film.

Green erzählt, in der Übersetzung von Sophie Zeitz, – man muss schon fast sagen – gewohnt locker-flockig die Geschichte des 18-jährigen Quentin, der seit Kindertagen in seine gleichaltrige Nachbarin Margo verknallt ist. Doch Margo will eigentlich nichts von ihm wissen. Bis sie eines Nachts Quentin als Helfershelfer für eine Rachetour an ihrem Ex-Freund braucht. Gemeinsam cruisen sie durch Orlando, Florida, verteilen Frischfisch, scheuchen Margos Ex beim Sex auf, entfernen einem anderen Klassenkameraden eine Augenbraue mit Enthaarungscreme, brechen bei Seaworld ein.
Margo geht unerschrocken und cool vor, Quentin überwindet ein ums andere Mal seine Ängste – so sehr ist er von Margo fasziniert. In ihm wächst die Hoffnung, dass Margo nun endlich seine Liebe erwidert. Doch am nächsten Morgen ist Margo verschwunden.

margoEs folgt eine Spurensuche, bei der Quentin mit seinen Freunden Ben, Radar und Lacey schließlich von Florida im Auto in den Staat New York fährt, um Margo in Agloe – einer so genannten Papierstadt, weil sie nur als Kopierschutz auf Straßenkarten existiert – aufzugabeln. Green brennt während dieser Roadtour ein Feuerwerk an Witzen und Gags ab, die im Kino den Saal zum Lachen brachte. Details verrate ich hier natürlich nicht.

Bis zu diesem Punkt ist die Geschichte ein scheinbar spaßiger Highschool-Roman und leicht naive Teenie-Liebe, die mir fast ein bisschen auf die Nerven ging, weil mir die Richtung nicht klar war, in die John Green will. Im Buch haben dann jedoch die letzten 20 Seiten die entscheidende Wendung gebracht.
Green ist ein Meister für Projektionen. Denn so wie Miles in Eine wie Alaska und Hazel Grace in Das Schicksal ist ein mieser Verräter schickt er auch hier seinen Protagonisten Quentin auf die Suche. Quentin hat dabei eine ziemlich genaue, mystifizierte Vorstellung von der gesuchten Margo. Und genau das ist der Knackpunkt. Denn es ist quasi unausweichlich, dass diese Suche nicht zu dem Ergebnis führt, das der Junge sich wünscht. Denn: „Die Vorstellung ist nie vollkommen“, schreibt Green (S. 325). Darin liegt die Lektion, die für Jugendliche vermutlich sehr viel bitterer ist als für Erwachsene mit ihrer Lebenserfahrung. Doch auch als Erwachsener kann man sich immer wieder gern an diese allzu menschliche Neigung erinnern, dass man etwas in geliebte Menschen hineinprojiziert, war gar nicht da ist, dass man sich Dinge wünscht, die nicht der Wirklichkeit entsprechen, dass man sich selbst viel zu wichtig nimmt.

Der Film ist perfekt gemachtes, sehr unterhaltsames Popcorn-Kino, mit frischen Jungschauspielern – Cara Delevingne ist zweifellos ein verdammt schönes Mädchen mit einem sehr cool-ironischen Gesichtsausdruck, allerdings habe ich im Nachhinein den Eindruck, dass sie bis jetzt eben nur diesen einen drauf hat. Nun gut, es, nach ein paar Kurzauftritten in Fernsehfilmen und Serien, ist ihre zweite große Filmrolle. Das wird also noch. Eine echte Entdeckung allerdings ist Ben-Darsteller Austin Abrams, der das Green’schen Witzefeuerwerk mit jugendlichem Verve abbrennt. Ich wünsche ihm, dass er sein Talent noch in weiteren Filmen zeigen kann.

Natürlich gibt es im Film Veränderungen im Vergleich zum Buch. Doch die sind sinnvoll und dem Medium entsprechend angepasst, gedreht und verdichtet. Da könnte man kleinlich die Unterschiede aufzeigen, doch das bringt einen nicht weiter. Die Lektüre geht natürlich in die Tiefe, bieten über 300 Seiten eben mehr Platz für Details und Hintergründe, als knapp zwei Stunden Film-Spaß. Doch so ergänzen und bereichern die beiden Medien die Geschichte von Quentin und Margo: das Buch liefert die Hintergründe, der Film eine ganz spezielle Art von Happy-End.

Und den Anteil der echten John-Green-Fans im Kino erkennt man spätestens, wenn der junge Tankwart seinen Auftritt hat …

John Green: Margos Spuren, Übersetzung: Sophie Zeitz,

Ausgezeichnet mit dem Corine – Internationaler Buchpreis, Kategorie Kinder- und Jugendbuch 2010. Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2011,
Hanser, 2015, 336 Seiten, ab 13, 16,90 Euro (Hardcover-Neuauflage)

Das Buch zum Film: Reihe Hanser dtv Taschenbücher, 2015, 336 Seiten, 9,95 Euro

Ansteckend

fieberVor ein paar Monaten gingen die Berichte über die Ebola-Epidemie in Westafrika fast täglich durch die Presse. Nun scheint das Übel bekämpft und Normalität – soweit man das von hier aus beurteilen kann – wieder eingezogen. Wir in Nordeuropa haben das Glück, dass hier schon lange keine wirklich verheerende Krankheit mehr ausgebrochen ist, die unzählige Tote gefordert hätte. Ich weiß, es ist ein heikles Terrain, denn auch hier gibt es Opfer von Masern oder Grippe, und jedes ist eines zuviel. Doch ich möchte den Blick auf richtige Epidemien richten, die es auch in unseren Breiten gegeben hat und die sich junge Menschen wahrscheinlich nur schwer vorstellen können.

Eine Ahnung, wie es gewesen sein könnte, als vor fast 100 Jahren die Spanische Grippe ausbrach, liefert der Roman Das Fieber von Makiia Lucier, feinfühlig ins Deutsche gebracht von Katharina Diestelmeier. Erzählt werden knapp zwei Monate im Leben der fast 17-jährigen Cleo. Sie lebt in einem Internat in Portland, Oregon, hat Vater und Mutter vor Jahren bei einem Kutschenunfall verloren und nur noch ihren Bruder Jack und dessen Frau Lucy. Es ist Herbst 1918, in Europa tobt noch der große Krieg und an der Ostküste breitet sich gerade die Spanische Grippe aus. In Portland, an der Westküste, glauben sich Cleo und ihre Familie in Sicherheit. So brechen Jack und Lucy in ihre Flitterwochen auf, Cleo soll die Herbstferien im Internat verbringen.

Die Grippe schert sich natürlich nicht um irgendwelche Küstenverläufe, und wenige Tage später werden die ersten Krankheitsfälle in der Stadt gemeldet. Das Internat muss schließen. Cleo macht sich allein zum Haus des Bruders auf, obwohl dort niemand ist. Als sie in der Zeitung einen Aufruf vom Roten Kreuz liest, das Freiwillige sucht, meldet sie sich, um zu helfen.
Der Kontrast könnte nicht größer sein. Aus dem behüteten, gut bürgerlichen Zuhause erlebt Cleo auf einmal die Welt von Krankheit, Siechtum und Tod. Sie holt erkrankte Kinder und Frauen aus ihren Wohnungen, hilft im Notkrankenhaus aus, das im örtlichen Theater eingerichtet wurde – und würde nach einem Tag am liebsten weglaufen. Doch die Krankenschwestern Kate und Hannah und der junge Medizinstudent Edmund, der schwer verwundet aus Europa zurückgekehrt ist, machen ihr Mut.

Lucier versteht es meisterhaft, den Leser in die Zeit vor 100 Jahren zurückzuversetzen, wo es nicht selbstverständlich war, dass Mädchen Auto fahren oder gar allein in einem Haus wohnen, wo es noch keine Impfung gegen die Grippe gab und die Waschmaschinen noch nicht selbsterklärend waren. Und mittendrin Cleo, die ihren eigenen Kopf hat und täglich neu ihre Ängste überwindet. Das ist für eine Coming-of-Age-Geschichte sicherlich ein ungewöhnliches Setting, mit dem man sich heute vielleicht nicht besonders gut identifizieren kann. Doch es ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie man in nicht alltäglichen Situationen über sich hinauswachsen kann, wie in schwierigen Zeiten Freundschaft und Liebe entstehen können, wie man auf eigenen Beinen stehen kann. Eingebettet in die historische Tatsache der Spanischen Grippe und kombiniert mit einer sich zart andeutenden Liebesgeschichte ist Makiia Lucier eine sehr fesselnde Geschichte gelungen.

Makiia Lucier: Das Fieber, Übersetzung: Katharina Diestelmeier, Carlsen/Königskinder, 2015, 368 Seiten,  ab 14, 17,99 Euro

Es ist nie 2L8 für den Welttag des Buches…

blogger2015v-WUnd wieder ist ein Jahr vergangen und wieder findet die Aktion Blogger schenken Lesefreude am heutigen Welttag des Buches statt. Und wieder mach ich mit, denn man kann gar nicht oft genug Bücher verschenken. Und wieder verschenke ich ein von mir übersetztes Buch, das im Februar auf den Markt gekommen ist. Und wieder spielt die Geschichte dieses Buches in Rom. Ich schwöre, ich habe das nicht so beabsichtigt. Aber mittlerweile nehme ich das als gutes Omen. Also drückt schon mal die Daumen, dass es nächstes Jahr auch wieder eine Rom-Geschichte geben wird und ich dann von Tradition sprechen kann …

Doch jetzt mal kurz zu dem Buch: Es trägt den etwas kryptischen Titel 2L8 – gesprochen too late, zu spät – und stammt von Valentina F. Erzählt habe ich von der Vorgeschichte um dieses Buch vor fast einem Jahr hier.
2l8Nun ist 2L8 also seit ein paar Wochen auf dem Markt und alle Fans von Vale, Marco und Mirko können die Irrungen und Wirrungen dieser drei weiterverfolgen, denn eigentlich ist Vale mit Mirko zusammen, doch dann erfährt sie, dass sich Marco verletzt hat … Ihre Gefühle fahren Achterbahn … Ich verrate hier natürlich nicht, wie es ausgeht, aber Valentina F. macht es spannend und entführt die Leser in Mirkos verwunschenes Geheimversteck im Herzen Roms und besucht mit ihnen die Filmstadt Cinecittà.

Fünf Exemplare von 2L8 werde ich hier verlosen. Wenn ihr mitmachen möchtet, schreibt mir bitte bis zum 30. Mai 2015 in das Kommentarfeld, was euch an der Reihe von Valentina F., also an HDGDL, ZDOZM und SGUTS, gefallen hat – oder auch nicht! – und was ihr meint, wie es mit Vale und den Jungs wohl weitergeht …
Am 31.5. lose ich dann die Gewinner aus. Ich bin jedenfalls sehr gespannt, was ihr mir über die Bücher erzählen wollt.
Ob es einen fünften Band geben wird, kann ich euch leider nicht sagen …

Valentina F.: 2L8 – Too late, Übersetzung: Ulrike Schimming, Fischer Verlag, 2015, 304 Seiten, ab 12, 8,99 Euro

Kammerspiel im Schulbus

park2Die aktuelle Pressemappe des Hanser Verlags zu Eleanor & Park von Rainbow Rowell beinhaltet erschreckend viele Rezensionen aus allen großen Tageszeitungen des Landes. Erschreckend für mich, weil nicht mehr viel bleibt, was man über dieses Buch schreiben kann, was nicht schon längst zu Papier gebracht wurde: Über rothaarige Protagonistinnen, über Romeo und Julia in der Geschichte, über John Greens Lobeshymne, über erste echte Liebe mit 16, das Erwachsenwerden von gemobbten Außenseitern. Für das Buch, die Autorin, die Übersetzerin, den Verlag ist es ein wunderbarer Erfolg, zu dem ich nur gratulieren kann.

Seit gestern ahne ich nun auch, warum die Geschichte um die beiden Teenager, die sich Mitte der 80er Jahre in einem Schulbus näher kommen, dieses Presseecho ausgelöst hat und längst auf der Bestsellerliste zu finden ist.
park4Ich saß – zusammen mit etwa zwanzig anderen Neugierigen – in einem knallgelben Schulbus im Hamburger Schanzenviertel und bekam aus dem Roman vorgelesen.
Die Schauspieler Franziska Hartmann und Julian Greis, die das Hörbuch von Eleanor & Park eingelesen haben, trugen Ausschnitte daraus vor. Was als Lesung gedacht war, entwickelte sich jedoch zu einem sehr vergnüglichen Kammerspiel. Denn die Vortragenden, die so gar nicht wie die Roman-Helden aussahen, schafften es, durch ihre pointierte Artikulation und wohlgesetzten Betonungen der Geschichte so viel Leben einzuhauchen, dass man wirklich mit Eleanor und Park im Schulbus sah. Doch Hartmann und Greis beließen es nicht beim reinen Vorlesen, denn als Kollegen am Hamburger Thalia Theater sind sie ein eingespieltes Team und selbst der beengte Raum von zwei Schulbussitzen reichte ihnen als Bühne. Blicke flogen zwischen ihnen hin und her, die vielleicht mehr andeuteten und sagten als so manche Action.

park3Franziska Hartmann ließ am Zynismus und an der Selbstironie von Eleanor keinen Zweifel. Der 32-jährige Julian Greis mutierte wieder zum unsicheren Teenager, der wie geflasht vor den unfassbaren Vorgängen einer großen Liebe zu stehen schien. Man konnte gar nicht anders: man lauschte, man schaute den beiden zu, genoss jeden Moment, jede hochgezogene Augenbraue, jedes verräterische Zucken um die Mundwinkel. Man sah und hörte den Spaß, den Greis und Hartmann am Lesen und an dieser Geschichte hatten. Man müsste schon ein arg unsensibler Klotz sein, wenn man sich von dieser Begeisterung, mit der hier ein Buch – auch von den Organisatorinnen der Lesung, den Damen der Hörcompany und der Pressefrau des Hanser Verlags – präsentiert wurde, nicht anstecken ließe. Ich jedenfalls habe mich anstecken lassen und bereue es gerade ein bisschen, dass das Buch bis heute auf meinem SUB warten musste. Doch nun werde ich das Versäumte umso rascher nachholen und zwar in der mitreißenden Hörversion – damit ich noch eine Weile mit Eleanor & Park im Schulbus sitzen kann.

Rainbow Rowell: Eleanor & Park.
Übersetzung: Brigitte Jakobeit, Hanser, 2015,  368 Seiten, ab 14, 16,90 Euro
5 Audio-CDs,
 Gesprochen von Franziska Hartmann und Julian Greis, Hörcompany, 2015, 19,95 Euro

Überfrachtetes Meisterwerk

mcCloudIn meinem Regal steht Scott McClouds Comics richtig lesen und fällt mittlerweile komplett auseinander. Die Seiten rutschen aus der Bindung, der Buchrücken knackt, sobald ich es in die Hand nehme. Vor zwanzig Jahren habe ich es beackert, studiert, darin hin und her geblättert und für meine Doktorarbeit analysiert, bzw. an Hand von McClouds Standardwerk dann die italienischen Fotoromane, über die ich promoviert habe, untersucht. Es war großartig. Und McClouds Abhandlung hat meine Liebe zum Comic verstärkt und zu etwas Dauerhaftem gemacht. Viele Comics und, wie sie seit ein paar Jahren heißen, Graphic Novels habe ich seit dem gelesen, faszinierende und abstruse, anrührende und langweilige. McCloud war in meinem Hinterkopf immer mit dabei. Keine Frage also, dass ich sein neuestes Werk – Der Bildhauer – auch lesen musste.

Es ist wie das Wiedersehen mit einem alten Bekannten, obwohl der Strich und die Farbgebung anders sind als bei Comics richtig lesen. Die schwarzen Außenlinien kombiniert McCloud mit zarten graublauen Schattierungen und Schraffuren, so dass die Panels an Tiefe und Plastizität gewinnen, gleichzeitig jedoch fast leicht erscheinen. Unschärfen und sich aufhellende Flächen rücken Figuren und Geschehnisse in den Fokus, lenken den Blick des Betrachters. McCloud spielt mit dem Handwerkszeug der Comiczeichner, lässt die Zeit schneller oder langsamer vergehen, fängt in langen Sequenzen die Gefühlslage seines Protagonisten ein, reißt den Betrachter mit dynamischen Strichführungen mit und zeigt seine handwerkliche Perfektion.

Und genau da kommt für mich das Aber, das merkwürdige Gefühl, der schale Beigeschmack, der während der Lektüre bei mir aufgekommen ist. Denn diese Perfektion des Comiczeichnens findet sich für mich nicht im Inhalt wieder.
McCloud erzählt die Geschichte des Bildhauers David Smith. Einst war dieser ein gefeiert Shootingstar der Kunstszene, dann fiel er in Ungnade. Weil er sich geschworen hat, keine Almosen anzunehmen, krebst David in New York vor sich hin, bis er eines Tages dem Tod in Gestalt seines verstorbenen Großonkel Harry begegnet. Dem Faust-Motiv entsprechend gibt David sein Leben für die Kunst: Er bekommt die Gabe mit bloßen Händen alles zu erschaffen, was er will, wird dafür aber nach zweihundert Tagen sterben.
Im Überschwang produziert David einen Haufen Skulpturen, die jedoch bei den Kritikern durchfallen, da sie zu ungerichtet sind und zu sehr nach „polynesischem Geschenkeladen“ aussehen. David ist am Boden zerstört, fliegt aus seinem Atelier, landet auf der Straße, lernt die erfolglose Schauspielerin Meg kennen, verliebt sich in sie, macht sich auf die Suche nach „echter“ Kunst, wird zum Superhelden-Streetart-Bildhauer, erstaunt die Bevölkerung, schwängert Meg, die jedoch bei einem Fahrradunfall stirbt, und verewigt sich schließlich an seinem letzten Tag mit einer Mega-Mutter-und-Kind-Skulptur.

Entschuldigt, wenn ich hier spoilere, aber hier liegt für mich der Knackpunkt: Es ist alles ein bisschen viel. Natürlich bereut David seinen Deal mit dem Tod in dem Moment, als er die Liebe findet und Vater werden soll. Natürlich ist der Kunstbetrieb ein gnadenloses Geschäft. Natürlich ist der Grat zwischen hoher Kunst und fürchterlichem Kitsch sehr schmal. Jedes dieser Themen hätte für eine eigene Geschichte ausgereicht und seine Berechtigung gehabt. Ein bisschen kommt mir McCloud gerade vor wie sein Held David, der in der Begeisterung über seine Fähigkeit viel zu viel produziert. Man steht zwar nicht im „polynesischen Geschenkeladen“, aber man verliert sich doch etwas in den Genres Fantasy, Romance, Superheldenepos, Künstlerschicksal. Und die Mutter-Kind-Verherrlichung am Schluss hat mich in ihrer Klischeehaftigkeit dann leider nur noch genervt.

Trotz allem wird Scott McCloud mein Comic-Hero bleiben, ich liebe seine Zeichnungen und Bilder weiterhin, aber der Plot dieser Geschichte ist mir einfach zu überfrachtet.

Scott McCloud: Der Bildhauer, Übersetzung: Jan-Frederik Bandel, Carlsen, 2015, 496 Seiten, ab 14, 34,99 Euro