Archiv der Kategorie: Kinderbuch

Unbezahlbar

Eifersucht

Man kennt die die Kisten mit der Aufschrift »Zu verschenken«, die vor allem in Großstädten an den Straßen stehen. Darin findet sich manchmal Nützliches, häufig aussortierte Bücher, auch hübscher Kleinkram, oder einfach nur Müll.
Ein Karton mit der Aufschrift Kind zu verschenken! ist allerdings außergewöhnlich. Wie auch das gleichnamige Kinderbuch von Hiroshi Ito. Das kleine Mädchen darin sucht eine neue Familie. Sie hat die Nase voll: »Vor drei Monaten habe ich einen kleinen Bruder bekommen. Er sah aus wie ein Äffchen. Wenn er nicht schrie, wurde er gestillt oder kackte. Er war kein bisschen niedlich.«

»Ich suche mir ein neues Zuhause« »Ja ja«

Trotzdem kümmert sich ihre Mutter nur um das Baby. Und überhaupt nicht um ihre Tochter. Also zieht das vernachlässigte, zornige Mädchen Konsequenzen: »Du brauchst mich wohl nicht mehr, Mama, oder?« »Ich haue ab, ich suche mir ein neues Zuhause!« Als auch auf diese Drohung nur ein geistesabwesendes »Ja, ja,« kommt, macht die Kleine ernst und sich auf in ein neues Leben.
Sie findet einen leeren Pappkarton, schreibt in ihrer schönsten Schrift Kind zu verschenken drauf, wartet und träumt von einer neuen Familie. Einer mit großem Haus und Garten und Pool. Einer, in der sie das einzige Kind ist und mit Eltern, die nur sie liebhaben.

Minimalistisch und vielsagend

Diese Mischung aus Comic und Erstlesebuch ist eine entzückende Geschichte über ein Gefühl, das jedes Kind mit Geschwistern kennt, die Eifersucht. Die Zeichnungen in Schwarz-Weiß, mit nur wenigen roten Akzenten für die Wangen oder einer Schleife auf dem Kopf, sind minimalistisch und doch sehr vielsagend. Das Mädchen kann richtig böse gucken, ihre Wut und Enttäuschung ist offensichtlich. Ebenso ihre Stärke und ihr Eigensinn.
Auch sprachlich ist es so puristisch wie ausdrucksstark. »Jetzt reichte es mir. In diesem Affenhaus wollte ich keine Minute länger bleiben«, sagt sie. Und brummelt »Pff, Mama ist pupsgemein.« Ursula Gräfe hat das Abenteuer pointiert und urkomisch übersetzt. Und genial und sehr witzig wird der Konflikt zum Schluss zum Schluss gelöst.

Ein Äffchen. Aber süß

Dazwischen rappelt es aber noch ordentlich im Karton, wenn es zur Variante der Bremer Stadtmusikanten wird. Ein verlaufender Hund, eine streunende Katze und eine ausgesetzte Schildkröte gesellen sich auf der Suche nach einem neuen Zuhause dazu. So kann Eifersucht richtig Spaß machen. Und manchmal ist ein kleiner Bruder wirklich ein Äffchen. Aber süß.

Jüngere Geschwister haben es auf der anderen Seite aber auch nicht immer leicht: »Angefangen hat alles mit dem Straßentrödel. Einfach mal das alte Spielzeug rausgestellt  und ein bisschen Geld verdient. Da haben wir, ganz aus Versehen, unsere kleine Schwester verkauft.« Geld gewonnen und nebenher noch eine kleine Nervensäge losgeworden. Klassische Win-Win-Situation. Nur die Eltern sind sauer. »Meine Mama war ziemlich wütend und Papa hat geweint«, erzählt die geschäftstüchtige und überhaupt nicht zerknirschte Tochter. Der Vater schluchzt: «Die war doch ganz neu!«

Famose Kapitalismus Satire

Macht nix, kann man sich ja eine neue, höfliche und adrette gegenüber kaufen, inklusive einem Koffer mit Wintersachen. »Allerdings war sie nicht ganz billig. Deshalb mussten wir Oma verkaufen.« Die ist zwar kein scheckheftgepflegter Oldtimer und hat viele Gebrauchsspuren, geht aber an einen Liebhaber zum Liebhaberpreis weg.
Und so wird munter die ganze Familie inklusive Katze versilbert, in Zahlung gegeben, im Internet angepriesen, nach dem Motto »Alles muss raus«. Nur die Mutter ist zu ramponiert und taugt nur noch für Bastler.
Was als Flohmarktgeschichte beginnt, entwickelt sich zu einer famosen Kapitalismus-Satire, verpackt in einem witzigem Kindercomic. Als die gewiefte Göre erstmal auf den Geschmack des Geldes kommt, gibt’s zunächst kein Halten. Doch wenn alle Fast Food bestellt und auf dem Tablet alles durchgeglotzt ist, kann es auch ziemlich einsam werden. Also beschießt unsere übersättigte Erzählerin: »Ich glaub, ich geh einkaufen!«
Was sie bei ihrer neuen Shoppingtour erwirbt, ist sehr überraschend und eine weitere tolle Lektion der freien Marktwirtschaft … und wird hier natürlich nicht verraten.

»Can’t buy me love«

Zu Martin Baltscheits herrlich schnoddrigem Ton passen Thomas Wellmanns karikatureske Illustrationen perfekt. Die originellen Familienmitglieder werden charmant frotzelnd charakterisiert. Die Verlockungen des Reichtums in knallig überladenen Bildern ausgemalt. Und das Besondere von Familienbanden, nicht nur der eigenen Kleinfamilie, bunt und vielfältig gefeiert.
»Can’t buy me love«, sangen schon die Beatles (was man Kindern nicht früh genug vorspielen kann). Wir lernen: Mit Geld kann man nicht kuscheln, und verrückte Gutenachtgeschichten wie Oma zu verkaufen liest es auch nicht vor.

Hiroshi Ito: Kind zu verschenken, Übersetzung: Ursula Gräfe, Moritz Verlag, 120 Seiten, ab 6, 14 Euro

Martin Baltscheit, : Oma zu verkaufen, Illustrator: Thomas Wellmann, Kibitz, 32 Seiten, ab 6, 15 Euro

Zum Anbeißen

Apfelbaum

Wann hat der Apfel eigentlich seine Unschuld verloren? Die meisten würden spontan antworten, mit dem Alten Testament und der Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies. Und natürlich war die Frau an allem schuld. Anderes Thema …
Tatsächlich ist der Apfel in der Neuzeit zum Problem geworden, weil mittlerweile so viele Menschen allergisch auf ihn reagieren. Was sehr schade ist, da Äpfel ein preiswertes, bestenfalls nahezu klimaneutrales und ebenso einfach wie vielfältig zu konsumierendes Superfood sind, denn sie enthalten Vitamine, Mineralien, Ballaststoffe und Antioxidantien.

Leises Rauschen in der Rinde

Das große Buch vom Apfelbaum hat so profane Gesundheitswerte nicht nötig, um für das Obst und seinen besonderen Mikrokosmos zu begeistern. Der Biologe Holger Haag beginnt mit der Schönheit: »Im Frühling erstrahlt der Apfelbaum in einem Meer aus rosaweißen Blüten.« Aber der Baum wird natürlich nicht einfach so »wach geküsst«, wie es in einer Kapitel-Überschrift poetisch heißt. »Die Tage werden länger, die Temperaturen steigen. Der Baum kann wieder Wasser und Nährsalze aus der Erde aufnehmen, weil der Boden nicht mehr gefroren ist«. Und weiter: »Wenn du dein Ohr ganz dicht an den Stamm hältst, hörst Du mit ein bisschen Glück das leise Rauschen in der Rinde.«

En passant Interessantes lernen

Elegant und mühelos leitet Haag von den sinnlichen Eindrücken über zur Wissenschaft. »Es gibt zwei verschiedene Leitungsbahnen: Im sogenannten Xylem findet der Wassertransport von der Wurzel bis in die Baumspitze statt. Im Phloem dagegen gelangen wichtige Nährstoff wie Zucker und Eiweiße von den Stellen, wo sie hergestellt werden, dorthin, wo sie gebraucht werden, also zum Beispiel von den Blättern zu den Früchten.« Da hat man auf der ersten Seite schon en passant etwas sehr Interessantes gelernt.

Vögel auf Daunenlänge und Felle zum Streicheln

Lars Baus malt dazu wunderschöne naturalistische Bilder. Man kann die Struktur der zarten Blütenblätter und der rauen Rinde des Stamms geradezu fühlen. Auch die zahlreichen Lebewesen, die von, auf und mit dem Baum leben: Vögeln wie Feldsperlingen, Neuntötern oder Seidenschwänze kommt man auf Daunenlänge, bis zu den fluffigen Federn, nah. Bei Eichhörnchen, Rotfuchs und Gelbhalsmaus möchte man das feine Fell streicheln.

Die Rehabilitation der Ohrenkneifer

Zum Anbeißen ist auch im Kapitel Herbst die Doppelseite mit acht Apfelsorten. Holger Haag erklärt dazu viel Spannendes und Wissenswertes mit wenigen präzisen Worten. Wie aus der bestäubten Blüte schließlich ein Apfel wird. Woraus das Kerngehäuse entsteht. Das Besondere einer Obstwiese. Welche Insekten dem Apfelbaum nutzen. Und welche ihm schaden.
In dem Zusammenhang wird ein »kleines Tier mit schlechtem Ruf« mehr als rehabilitiert: Der Ohrenkneifer. Der interessiert sich nämlich überhaupt nicht für Ohren. Tatsächlich vertilgt das Insekt liebend gern Blattläuse, Gespinstmotten und die Larven des Apfelwicklers. Dazu gibt es noch einen einfachen Basteltipp, mit dem man diese Nützlinge anlocken und am Baum heimisch werden lassen kann.

Auch für Allergiker ein Genuss

Abgerundet wird Das große Buch vom Apfelbaum mit einem zweiseitigen Glossar und einem Register der Tiernamen. Ein Bilderbuch von einem Sachbuch, bildschön in Illustration und Text. Es macht die faszinierenden Früchte und alles drumherum zum Genuss – auch für Allergiker.

Holger Haag (Text), Lars Baus (Illustrationen): Das große Buch vom Apfelbaum, Coppenrath, 56 Seiten, ab 5, 22 Euro

Eine Welt, in der alle Platz haben

Was macht man, wenn mitten in der Geschichte das Objekt der Betrachtung, die Protagonistin zu dem wird, was sie ja ist, nämlich zur Hauptperson und zum eigenständig handelnden Subjekt – und droht, das Buch zu verlassen?

Giraffe ausschnittsweise

Das passiert der Autorin Haydée Zaydas Ramos in ihrem entzückenden und klug verdrehten Kinderbuch Die Giraffe, die nicht in ihr Buch passte. »Mila war eingequetscht. Sie passte nicht auf die Seiten ihres Buchs. Ihres eigenen Buchs!« Tatsächlich sieht man auf zwei queren Seiten immer nur einen kleinen Ausschnitt des hübschen Tiers, mal ihren langen Hals, mal ihren runden Bauch oder auch nur ihren Schwanz.

Horizontal ist nicht die einzige Perspektive

Viel leichter passt Haydée, genauer ihr jüngeres Ich auf die Seiten, wahlweise an die Giraffe Mila gekuschelt oder sie erforschend. Weshalb ihr Milas Problem, also deren fehlender Platz in der menschlichen Welt, gar nicht bewusst ist.
Aber die Giraffe wehrt sich: Nur weil wir an horizontale Formate, Perspektiven und Erzählungen gewöhnt sind, muss sie sich doch nicht verbiegen. »Ich möchte es vertikal! Schließlich ist das mein Buch«, verlangte Mila. »Vertikal, so wie die Bäume wachsen, die fast die Sonne berühren.«

Ein kluger Dreh

Nach einigem Hin und Her kommt die Autorin ins Grübeln und beginnt die Idee reizvoll zu finden: »Hmmm …« Haydée dachte nach. »Vielleicht ist es sogar ganz lustig, das Buch mittendrin zu drehen.« Und nach einigen Seiten Messen, Rechnen, Umdenken ist der kluge Dreh geschafft. »Mila reckte und steckte sich ausgiebig, also wäre sie gerade aufgewacht. Endlich musst sie den Hals, die Ohren und die Hufe nicht mehr einziehen. Zum ersten Mal zeigte das Buch die Giraffe in ihrer ganzen Pracht.«

Traditionelle Techniken mit digitalen Details

Die in Mexiko-Stadt geborene Illustratorin Yohali Gutiérrez Estrada erweckt Mila aufs Schönste mit braungeflecktem Fell, langen Wimpern und buschiger Mähne in weichem Aquarell. Daneben stellt sie die kleine Autorin als Buntstiftzeichnung. Diese traditionellen Techniken mischt sie mit digitalen Illustrationen zu einer sehr besonderem Bildsprache.

Tierwohl weiter gedacht

Dieses Bilderbuch erzählt davon, wie Geschichten entstehen. Dass man die Protagonisten als Ganzes sehen, sie respektieren und verstehen sollte. Und es fasst perfekt die Philosophie und Entstehungsgeschichte des neuen Verlags CalmeMara zusammen. »Tierisch nachhaltige Bücher aus Bielefeld« sind das Programm. Die ersten Veröffentlichungen stellten Tiere des Begegnungs- und Gnadenhofs Dorf Santana vor. Das Tierwohl gilt auch für die Herstellung der Bücher. Man kann sich nur wundern, wo überall tierische Anteile drin sind, im Leimen, Farben, Laminierungen und Herstellungsprozessen. CalmeMara kann seine Hardcover mittlerweile vegan herstellen, bald sollen auch die Bilderbücher für die Jüngsten, so genannte Pappen, folgen. Der Verlag schafft ein Bewusstsein für das Tierwohl und den Respekt vor allen Lebewesen, durch anregende und bezaubernde Geschichten, wie die von der selbstbewussten Giraffe Mila. Und durch die Produktion der Bücher.

Haydée Zaydas Ramos, Yohali Gutiérrez Estrada (Illustrationen): Die Giraffe, die nicht in ihr Buch passte, Übersetzung: Jennifer Michalski, CalmeMara Verlag, 56 Seiten, ab 4, 18 Euro,

Es lebe die Vielfalt, es lebe Babette!

Es ist bunt und der Inhalt ist köstlich – also das perfekte Geschenk zu Ostern! Und es ist eckig, also kein Ei, sondern Tanja Eschs famoser Kindercomic Boris, Babette und lauter Skelette. Lynette (nicht zu verwechseln mit der Babette im Titel, dazu gleich mehr) geht für ein Jahr nach England und bittet Boris, einen Nachbarjungen ihr Haustier zu nehmen – Babette. Wer oder was ist Babette? Das weiß niemand.

Alien können ein Lied von fehlender Gastfreundschaft singen

Ursprünglich als kleines, hamsterartiges Tier in der Tierhandlung erworben, ist sie oder es oder er mittlerweile etwa so groß wie eine Katze, hat vier Beine, läuft aber aufrecht auf den hinteren, futtert gern Flips – und kann sprechen! Genau aus dem Grund muss ihre Existenz unbedingt geheim gehalten werden. »Fernsehen, Zeitungen, Wissenschaftler, alle würden uns die Tür einrennen … und wahrscheinlich würde man sie uns sogar wegnehmen, um irgendwelche kruden Experimente mit ihr zu machen«, malt Lynette sehr anschaulich und realistisch aus, was passieren würde, wenn andere von Babette erfahren würden. Außerirdische können ein frustriertes Lied von fehlender Gastfreundschaft auf der Erde singen – sofern sie es überlebt haben. Man denke nur an den schön schnoddrigen Paul (Ein Alien auf der Flucht) aus gleichnamigem Film.

Babette braucht Gruschel

Boris darf aber kein Haustier haben, sein Vater findet tierische Mitbewohner zu schmutzend und möchte nicht ständig putzen. Also richtet Boris ihr ein gemütliches Versteck unter seinem Hochbett ein. Dort liegt Babette am nächsten Morgen ganz melancholisch und apathisch. Was fehlt ihr? »Babette traurig. Babette braucht Schkelette. Babette braucht Monschter. Babette braucht Gruschel«, erklärt das einzigartige Wesen, mit einem charmant nuscheligem Sprachfehler.

Skelette aus Stöcken geschnitzt

Das Faible fürs Unheimliche hat Babette wahrscheinlich von Lynette, eher ein Gothic Girl. Ein bisschen Halloween-Deko kann Babette absolut nicht aufheitern. Hier kommt Boris‘ Opa Taio ins Spiel, der kann alles schnitzen, also auch ein paar überzeugende Knochen aus Stöcken. Doch als Boris und Babette ein klasse Gruschel-Party feiern, beginnt der wahre Schocker: Mitten im schönsten Tanz der Vampire werden sie von Boris‘ Eltern entdeckt!
Die bekommen erst einen Mordsschrecken, halten Babette für einen eingedrungenen, bissigen, infizierten Waschbären. Sind aber auch nicht wirklich beruhigt, als Boris ihnen den ungebetenen Gast in ihrer Wohnung vorstellt.

Warum macht das Fremde aggressiv?

Das ist der Beginn einer abenteuerlichen Geschichte, in der es auch, aber nicht nur um die Frage von Identität geht. Was ist mit Wesen, die einzigartig und außerordentlich sind und in keine gängige Schublade passen? Das Unbekannte, Fremde macht Menschen Angst. Und sie reagieren darauf aggressiv. Warum?
Boris, sein Vater Yaris und sein Großvater Taio sind schwarz. Das ist aber gar kein Thema in Tanja Eschs Comic. Als Boris von seinem Mitschüler Flo drangsaliert wird, macht der sich über Boris‘ Fahrradhelm lustig. Für die jüngere Generation spielt die Hautfarbe keine Rolle. Das hat Taio noch ganz anders erlebt, als er Ende der 1970er Jahre nach Deutschland gekommen ist: »Ich war überall der einzige Schwarze. Meine Kollegen waren echt nett, da war das nie ein Problem. Aber auf der Straße, im Bus oder im Supermarkt wurde ich ständig angestarrt und beschimpft«, erzählt Taio Babette.

Abstrakten Begriff lebendig gezeichnet

Tanja Esch erzählt in ihrem bunten Comic klug und witzig von Toleranz und Respekt. Und wie schön und bereichernd es sein kann, alle Wesen so zu akzeptieren, wie sie sind und sich auf sie einzulassen. Das ist es, was sich hinter dem abstrakten Begriff Diversität verbirgt. Die Comickünstlerin muss das Schlagwort nicht bemühen, sie zeigt, was es bedeutet und beherzigt die auch für wirklich gute, mitreißende Filme gültige Regel »Show, don’t tell«.
Es lebe die Vielfalt, es lebe Babette.

Tanja Esch: Boris, Babette und lauter Skelette, Kibitz Verlag, 2022, 160 Seiten, ab 8, 20 Euro

Grammatik-Liebe

Grammatik

So manches Mal stehe ich trotz langer Jahre Textarbeit mit der deutschen Grammatik auf Kriegsfuß und habe nicht sehr viel Lust, mich eingehender damit zu befassen. Zu dröge sind die gängigen Grammatikbücher.

Auf der Frankfurter Buchmesse ist mir nun noch jedoch eine absolut sinnliche Variante in die Hände gefallen: Hunde im Futur der Geschwister Susanna und Johannes Rieder.
Ohne allzu lange theoretischen Erklärungen geht es mit den Illustrationen von Arinda Crăciun gleich zur Sache. Haptischer Clou auf jeder Doppelseite ist die zweigeteilte rechte Seite, die ausgeklappt wird. Sie fungiert quasi als Titelseite für ein neues Thema und durch das Aufklappen gelangt mensch beispielsweise zum Subjekt, zu den Pronomen oder dem Tempus.

Ausklappen macht neugierig

Die Worte, Sätze, Erklärungen mäandern dann durch die bunten Seiten, machen Singular und Plural deutlich, stellen die passenden Fragen zum Genus, zeigen den Unterschied zwischen Aktiv und Passiv.
Und so blättert mensch sich durch die Seiten, stellt fest, dass die schmale Mittelseite beim Umklappen perfekt zur Illu der Vorseite passt. Der buchherstellerische Aufwand (Carsten Aermes hat die Gestaltung übernommen) ist durchweg zu spüren und auch die große Liebe, die hier dem eigentlich trockenen Thema entgegen gebracht wird.

Lerneffekt garantiert

Junge Lesende, die noch am Anfang ihres Grammatik-Lernpensums stehen, werden spielerisch mit den Fachbegriffen konfrontiert und bekommen eingängige Erläuterung oder Beispiele. Auch der Hinweis, dass mensch beim Lernen von neuen Sprachen gewisse Dinge einfach auswendiglernen sollte, fehlt genauso wenig, wie die Tatsache, dass Sprache sich ständig verändert und eigentlich nie fertig ist – so wird auf die aktuelle Genderdebatte und die sich wandelnden Ausdrucksformen verwiesen.
Und auch Grammatik-Profis finden vielleicht noch die ein oder andere Neuigkeit. Für mich war es das wunderbare Wort »Wunschsatz« als Kategorie der Satzarten, der dann in Form eines Ausrufungszeichen mit Herz statt Punkt dargestellt wird.

Diversität in den Illustrationen

In den Illustrationen von Arinda Crăciun fällt aber nicht nur die anregende Verspieltheit auf, sondern auch die Diversität der Figuren. Da küssen sich zwei Männer, es gibt Menschen mit verschiedenen Hautfarben, mit und ohne Kopftuch, mit Kippa, alt und jung, alte Römer mit Hunden, eine Polizistin auf der Jagd nach Mister X. und Rosa Parks. Und natürlich Hunde aller Art, aber auch Hasen, Fische, Schmetterlinge und (Fleder-)mäuse. So mischen sich abstrakte Wissenseinheiten mit wimmelbildartigen Kunstwerken.

Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2022

Zurecht war diese wunderbare Buch in diesem Jahr für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Und auch wenn es nicht gewonnen hat – der Preis für die Sparte Sachbuch ging an Der Duft der Kiefern vonBianca Schaalburg –, ist es ein Schatz, der das Zeug zum Dauerbrenner hat.
Für Kids, die beim Thema Grammatik das Gesicht verziehen, ist dieses Buch möglicherweise eine Hilfe und Augenöffner.

Susanna Rieder/Johannes Rieder: Hunde im Futur. Eine Grammatik in Bildern, Illustration Arinda Crăciun, Susanna Rieder Verlag, 2021, 128 Seiten, ab 8, 30 Euro

Faustdick hinter fluffigen Löffeln

Ein etwas morsches Schloss in den karpatischen Bergen. Zum Frühstück serviert der Butler Ringo dem leicht kauzigen Schlossherrn Mr. Constantin Tee mit Milch, Scones und Orangenmarmelade. Die Konversation besteht aus freundlichem und anerkennendem Brummen. Ringo ist ein eleganter mittelgroßer Windhund, ein sogenannter Whippet.
Das ist die grandiose Szenerie von Katja Spitzers Gruselgeschichte Ringo und die Vampirkaninchen. Die verheißungsvolle Mischung aus urbritischer Krimikonstellation und klassischem Vampirambiente entwickelt sich zum schaurig-schönem Vergnügen.

Anti-Aggressions-App leistet ganze Arbeit

Eines Tages bringt die Postbotin ein Paket mit Luftlöchern, raus hüpft ein flauschiges Kaninchen, das laut Begleitbrief den Namen Moffat trägt, aber nicht drauf hört. Fortan hat Mr. Constantin nur noch Augen für das Fellknäuel und verwöhnt es mit Leckereien, bettet es auf Seidenkissen, richtet ein plüschiges Zimmer mit Himmelbett und Schaukel ein, und sogar einem kleinen Whirlpool.
Für Ringo bleibt da kein Streicheln, kein nettes Wort, nicht mal ein anerkennendes Brummen. Da muss die Anti-Aggressions-App auf seiner Fitnessuhr ganze Arbeit leisten. »Whippets hassten Kaninchen, und Ringo war ein reinrassiger Whippet.«

Spitze Zähne und bizarre Tänze

Tatsächlich hat der »Flauschbruder«, ein whippettypisches spezielles Schimpfwort für Kaninchen, es faustdick hinter seinen fluffigen Löffeln. Ringo beobachtet nachts im Garten bizarre Rituale und Tänze marodierender Kaninchenhorden. Im Dunkeln blitzen unheimlich zwei zusätzliche spitze Zähne in den überhaupt nicht niedlichen Mäulchen auf. Vampire, eindeutig! Immerhin sind wir doch mitten in den Karpaten.
Und wer erinnert sich nicht an das kopfabbeißende Monster aus Monty Pythons Ritter der Kokosnuss?!
Es ist aber nicht alles so, wie es scheint. Und wie Kochkunst, gepaart mit exzessiv viel Knoblauch eine überwältigende, nicht nur Vampirkaninchen den Appetit verderbende Wirkung entfaltet, das erzählt Illustratorin Katja Spitzer in ihrem ersten selbstgeschriebenen Kinderbuch. Dazu hat sie auf den ersten Blick kindlich-einfache Bilder gemalt, die bei genauerem Hinsehen aber eine Fülle von Details, Anspielungen und kuriosen Überraschungen beinhalten.

Bezaubernder Grusel in Orange und Lila

Absolut außergewöhnlich und faszinierend ist Spitzers Farbwahl: Dominierend sind Orange und Lila, gelegentlich kontrastiert von Schwarz. Das gibt den Illustrationen eine mal fast schon zu idyllisch-warme, dann wieder gewittrig-kippende Stimmung. Ganz eindeutig – es liegt was in der Luft. Mit einem so bezaubernden Vampirkrimi kann man dem eindimensionalem Halloweenkommerz perfekt Paroli bieten.

Katja Spitzer: Ringo und die Vampirkaninchen, mairisch, 56 Seiten, 18 Euro, ab 6

Leben und leben lassen

Oar, Leute! Aber sonst geht’s euch gut, ja?!« Kaum im Waldkrankenhaus angekommen und die frische Schusswunde selbst (mit dekorativem Kreuzstich) vernäht, rettet durch verrückten Zufall ein Kaninchen dem Wolf das Leben. Und jetzt muss sich der coole Einzelgänger auf der Suche nach sichereren Jagdgründen um das kleine Beutetier kümmern. »Frag nicht, Wolfskodex«.

Furioses Road-Comic

Mit dem Kaninchen hat der Wolf gleich noch einen Infusionsständer, einen Koffer mit Medikamenten und einen langen Therapieplan im Schlepptau, das Kaninchen hat nämlich Krebs und fünf Monate Chemo vor sich. Und so macht sich das kuriose Duo auf einen Trip mit Tropf, wie Josephine Marks furioses Road-Comic heißt.

Stiernackige Motorradrocker und gutmütige Bärin

Stilecht bewegen sich die beiden erst im Pickup, zwischendurch auf Motorrad mit Beiwagen und schließlich zu Fuß auf Schleichwegen durch Wälder, an Flüssen entlang und über verschneite Bergketten. Sie begegnen üblen, stiernackigen Motorradrockern, gutmütigen Touristen, freundlichen Wolfkumpeln und einer gutmütigen Bärin – immer den fiesen Jäger und seinen ebenso unerfreulichen Hund im Nacken. Als wäre das nicht schon genug, verliert das kranke Kaninchen sein Fell, kotzt sich die Seele aus dem Leib und leidet unter Nasenbluten.

»Born to be wild«

Aber manchmal genießt das ungleiche Paar Verschnaufpausen in schäbigen Motels und einsamen Hütten. Sie futtern Chips und gucken Filme im Fernsehen. Oder singen laut und lustvoll die Hymne aller Abenteurer und Roadtrips »Born to be wild«. Josephine Marks Comic ist ein actionreiches, mitreißendes Feuerwerk an brenzligen Situationen, krassen Unfällen und wundersamen Wendungen. Es vibriert von Zitaten und Anspielungen.

Genervt, skeptisch, kaltschnäuzig

Am liebsten zeichnet Mark Wölfe – und das sieht man. Erstaunlich, wie dieses schmale, einfach konturierte, graue Wesen so viele Stimmungen, Launen und Gefühle zeigt. Also vor allem wirkt er genervt, ungeduldig, skeptisch, fassungslos, wütend, kaltschnäuzig. Auch mal wild und ausgelassen. Aber immer verbirgt sich dahinter unerschütterliches Verantwortungsgefühl und zupackende Hilfsbereitschaft für das Häuflein Elend, das der Wolf konsequent »Nager« nennt. Und ja: echte Zuneigung. Die Sache mit dem Wolfskodex hat wahrscheinlich eine sehr lange Geschichte, wie nicht nur die Bärin Beate vermutet.

Schönste und lebensbejahendste Antwort

Dazu passt auch die entzückende Schlussszene. Wolf und Kaninchen sitzen voll kitschig nebeneinander auf einem Findling auf einer Frühlingswiese und betrachten das gegenüberliegende Bergmassiv. Der Wolf macht einen vagen Vorschlag und stellt die Frage, die eigentlich in jeder Beziehung tabu ist und nur bei wirklicher Offenheit für jede Antwort gestellt werden sollte: »Was denkst du?«

Und das Kaninchen gibt die schönste, witzigste und absolut lebensbejahendste Antwort darauf, die man sich nur vorstellen kann. Aber die wird hier natürlich nicht verraten.

Josephine Mark: Trip mit Tropf, Kibitz, 192 Seiten, 20 Euro, ab 12

Klassischer Grusel in kindgerechtem Gewand

Sandmann

Dieser Tage habe ich eine literarische Zeitreise in meine Studienzeit gemacht, als ich vor mehr als 30 Jahren im germanistischen Seminar in Hamburg E. T. A. Hoffmanns Der Sandmann analysiert habe. Das gelbe Reclam-Heftchen mit meinen Anmerkungen und Anstreichungen ist fast ein kleines Kunstwerk.
Auslöser für diese Wiederlektüre ist die Neuerzählung der romantischen Geschichte durch Anna Kindermann, passend zum 200. Todestag des Schriftstellers am 25. Juni. In ihrem gleichnamigen Verlag wird seit Jahren Weltliteratur für Kinder aufs Schönste aufbereitet. Beim Sandmann allerdings habe ich mich anfangs erstaunt gefragt, ob so eine düster-gruselige Geschichte für Kids überhaupt sinnvoll ist.

Tiefenpsychologische Romantik

Im Sandmann kämpft die Hauptfigur Nathanael nämlich im Grunde gegen eine frühkindliche Traumatisierung, verliebt sich in einen Automatenfrau und wird von unerklärlichen Figuren in seinem Umfeld in den Wahnsinn getrieben. Die Sache geht bekanntermaßen nicht gut aus.
Kindermann schafft es jedoch, die komplexe Geschichte, an der sich Heerscharen von Literaturwissenschaftler ihre grauen Interpretationshirnzellen zermartern, in eine rasant lesbare Story zu bringen, deren Knalleffekte und Twists fast mehr an großes Actionkino erinnern, denn an ein tiefenpsychologisches Drama. Überspitzt gesagt.

Unzählige Deutungsmöglichkeiten

Natürlich ist der Sandmann zutiefst psychologisch und überaus rätselhaft: Sind die Figuren vom Advokaten Coppelius und dem Wetterglashändler Coppola identisch? Gibt es den Sandmann vielleicht doch wirklich? Warum spielen die Augen so eine große Rolle? Warum liebt Nathanael Olimpia mehr als Clara? Und wieso merkt er nicht, dass Olimpia ein Automat ist?
Letzteres lässt mich heute aus Frauenperspektive aufhorchen: Männer mögen wortkarge Frauen also lieber, die ihren Kerlen aufmerksam zuhören, ohne zu stricken oder mit dem Schoßhündchen zu spielen, und nur mit »Ach, ach!« antworten. Die handfeste, hellsichtige Clara mit ihrer klaren Deutung von Nathanaels Zuständen ist schon damals (in Hoffmanns Original) viel zu selbstbewusst, um den tragischen Helden dauerhaft an sich binden zu können. Ziemlich hellsichtig, dieser E. T. A., schon vor mehr als 200 Jahren.

Kindgerecht neuerzählt

Kindermann lässt plot-technisch nichts aus, doch sie glättet gar zu gruselige Szenen – beispielsweise wenn die alte Kinderfrau im Original, den Sandmann, der so gar nichts mit dem TV-Sandmännchen zu tun hat, drastisch schildert: »Das ist ein böser Mann, der kommt zu den Kindern, wenn sie nicht zu Bett gehen wollen und wirft ihnen Händevoll Sand in die Augen, dass sie blutig zum Kopf herausspringen, die wirft er dann in den Sack und trägt sie in den Halbmond zur Atzung für seine Kinderchen; die sitzen dort im Nest und haben krumme Schnäbel, wie die Eulen, damit picken sie der unartigen Menschenkindlein Augen auf.« Die in Kindermanns genutzten Originalzitate sind kursiv gedruckt und in diesem Fall endet es nach den »Händevoll Sand in die Augen«. Das macht die Lektüre für junge Leser ab zehn Jahren erträglich – und trotzdem gruselig-spannend.

Heimelige Illus

Zu dem Wohlfühl-Gruseln tragen dann die Illustrationen von Dorota Wünsch ihren Teil bei: Sie sind farblich eher abgetönt und erdig gehalten, versprühen also nicht gerade Fröhlichkeit, verstören aber auch nicht. Frackschöße und Krinolinenkleider versetzen das Publikum viel mehr in die Zeit des frühen 19. Jahrhunderts, als Alchemie und Automaten der letzte Schrei waren, aber auch damals schon der Kampf ums Urheberrecht (wer ist der eigentliche Schöpfer von Olimpia: Coppola oder Spalanzani?) im Gang war.

Verführung zur Weltliteratur

Okay, die Interpretationsansätze für den Sandmann sind vielfältig, und jede:r von uns wird sich bei der Lektüre etwas Eigenes denken. Für lesebegeisterte Kinder ist die Version von Anna Kindermann ein gelungener Einstieg in die Gruselliteratur der schwarzen Romantik und regt so vielleicht die Neugierde auf die Klassiker der Weltliteratur.

E. T. A. Hoffmann: Der Sandmann, neu erzählt von Anna Kindermann, Illustrationen: Dorota Wünsch, Kindermann Verlag, 2022, 40 Seiten, 18 Euro

Strudel und Stromschnellen

Das Leben ist ein langer ruhiger Fluss – kann sein, zumindest ist das der Titel einer reizenden, philosophischen Verwechslungskomödie um eine liebevoll chaotische Proletarierfamilie und einem gefühlskalten Bildungsbürgerhaushalt.
Sprache und Sprechen sind aber wilde Gewässer voller Stromschnellen, Turbulenzen und Untiefen. Das erfährt der elfjährige Billy Plimpton drastisch und tagtäglich in Helen Rutters  mitreißenden und extrem (wort-)witzigen Roman. Solange sich Billy erinnert, hat er gestottert. Er braucht einfach unheimlich lange, oft zu lange für die die Geduld seiner Zuhörer, um auch nur ein paar Worte, geschweige denn zusammenhängende Sätze rauszubringen.

Stotterer und Stand-up-Comedian

Deshalb sieht er seinen Schulwechsel nach der Grundschule als Chance. Bewusst will er auf die Schule, gegen die sich fast alle seiner bisherigen Mitschüler entschieden haben. Billy beschließt, einfach gar nichts zu sagen. Selbst morgens beim Abhaken der Anwesenheitsliste drückt er sich mit einem heiseren Räuspern darum, seinen Namen stotternd preis zu geben.
Tragisch ist, dass Billy großen Spaß an Sprache hat. Er liebt Witze, die klug und gewitzt mit Wortspielen arbeiten. Und er träumt davon, eines Tages als Stand-up-Comedian auf der Bühne zu stehen und das Publikum in seinen Bann zu ziehen und vor Lachen von den Stühlen zu hauen. Leider ist hier Timing alles – der Sprachfluss muss geschickt gelenkt werden, anfangs flott und widerstandslos fließend, dann kurz an- und innegehalten, um sich dann überraschend mit voller Wucht Bahn zu brechen und mitzureißen.

Ermutiger, Gedankenleser und Abwartende

Billy kennt aber kein begeistertes Publikum, das an seinen Lippen klebt – seine Zuhörer sind ganz andere Typen: Das sind die Ermutiger, die mit gutgemeinten, aber nutzlosen Vorschlägen wie »Hol erst mal tief Luft« und »Bleib ganz locker« das Gegenteil bewirken. Oder die Gedankenleser, die vermeintlich netterweise die Sätze vervollständigen. Am ärgerlichsten findet Billy die Scherzbolde, die zum Spaß sein Stottern nachäffen. Da sind ihm die Abwartenden noch am liebsten, »die so lange zuhören, bis ich zum letzten Wort eines Einzeilers komme«. Und jüngere Kinder wie die Freundin seiner kleinen Schwester, die direkt fragen, warum er so komisch spricht, die Antwort wertfrei und kommentarlos akzeptieren und über Billys Witze lachen.

Der Mobber macht einen richtig guten Job

Leider gibt’s auch richtig üble Typen, wie den grobschlächtigen neuen Mitschüler, nicht die hellste Kerze auf der Torte, nicht mal gut in Sport, dafür um so fieser. »Er macht einen richtig guten Job als Mobber«, wie Billy sarkastisch anerkennt. Der zierliche Junge lässt die Demütigungen über sich ergehen, weil er fürchtet, dass alles noch schlimmer wird, wenn er sich jemandem anvertraut. Und es gibt immer noch genügend Schönes in Billys Leben. Er hat eine liebevolle Familie. Er findet richtige Freunde an der neuen Schule. Sein Klassenlehrer ermutigt Billy auf unterschiedliche Weise, erkennt sein gutes Gespür für Rhythmus und bringt ihm nicht nur Schlagzeugspielen bei.

Billy Plimpton ist so viel mehr

Billy glaubt, dass alles gut und er ein ganz anderer wird, wenn er sein Stottern loswird, koste es, was es wolle. Dabei macht so viel mehr Billy Plimpton aus. Das wird nicht nur ihm in Helen Rutters turbulenten, wundervollen, teils irre komischen und manchmal herzzerreißend traurigen Geschichte klar. Henning Ahrens hat diese unwiderstehlich fließend und einfühlend übersetzt.

Wenn »Ich heiße Billy Plimpton« zweifellos das witzigste Buch zum Thema Stottern ist, dann ich »Ich bin wie der Fluss« das schönste, ja, sogar das poetischste.
Der kanadische Dichter Jordan Scott erzählt von seinem lebenslangen Kampf gegen das Stottern. An einem besonders schlimmen Tag, als die ganze Klasse Jordan anglotzt, auf seinen Mund starrt, alle kichern, ihn auslachen, seine Angst sehen und nichts verstehen, macht sein Vater mit ihm einen Ausflug. »Er legt einen Arm um mich, zeigt auf den Fluss und sagt: ›Siehst du das Wasser? Wie es sich bewegt? Das ist, wie du sprichst. Das bist du.‹«

Es sprudelt, wirbelt, gischtet, drängt vorwärts

Und da versteht Jordan. Er sieht das Wasser wie es sprudelt, wirbelt, gischtet, vorwärtsdrängt. Und auf dem Weg zur Mündung einige Hindernisse überwinden muss. Und er lässt sich treiben und tragen vom Fluss. »Und ich denke an den stillen, ruhigen Fluss hinter den Stromschnellen, wo das Wasser weich und sanft schimmert. Der Fluss ist wie ich. So spreche ich. Auch der Fluss stottert. Wie ich.«
Mit wenigen Worten beschreibt Jordan Scott umso vielsagender die Gefühle derer, die mit dem Sprechen hadern. Was es mit einem macht, wenn man schon beim Aufwachen den Klang von Wörtern hört, die man nicht sagen kann. Wenn man fast erstickt an all dem Unausgesprochenem. Wenn man schweigt, weil man kein Wort rausbringt. Schöner hat kaum jemand den Begriff Sprachfluss in Wortbilder verwandelt.

Metapher in bezaubernde Bilder übersetzt

Sydney Smith hat die Metapher des Flusses und Fließens in fantastische und berauschende Bilder übertragen. Die Einsamkeit des schweigenden Kindes, die Mitschüler, die vor seinen Augen zu amorphen Masse verschwimmen, wie er selbst sich immer grotesker vorkommt. Und dann in großen Panoramen, satten, natürlichen Farben und funkelnden Lichtreflexen der Fluss, die Natur. Und das Kind, wie es versteht und sich darauf einlässt und eins wird mit dem Wasser.
Es ist eine ganz besondere Bildsprache, die die Kinderbücher des kanadischen Illustrators und Kinderbuchautors Sydney Smith auszeichnen. Da ist nichts Niedliches und Kindliches an seinen Aquarellen und vielschichtigen Gemälden. Smith‘ Bilder sind durchdrungen von einer betörenden Ruhe und Kraft. Ob er einem Kind auf der Suche nach seiner Katze durch die Stadt folgt wie im bezauberndem Unsichtbar in der großen Stadt. Oder sich tief unter Tage vergräbt wie im beeindruckenden Stadt am Meer – seine Bilder faszinieren und sprechen einen auf ganz besondere Weise an.

Helen Rutter: Ich heiße Billy Plimpton, Übersetzung: Henning Ahrens, Atrium, 288 Seiten, 15 Euro, ab 11 Jahren

Jordan Scott, Sydney Smith (Illustrationen): Ich bin wie der der Fluss, Übersetzung: Bernadette Ott, Aladin, 44 Seiten, 18 Euro, ab 5 Jahren

Gefährliche Comics

Comics

Als Kind habe ich einer Mitschülerin ein paar Comics geliehen, vor allem Asterix-Bände, darunter auch ein oder zwei englischsprachige, die uns Geschwistern die englische Freundin meiner Mutter geschenkt hatte. Ich habe die Comics nie wiedergesehen. Nach einiger Zeit gestand mir das Mädchen, dass ihre Mutter die Hefte bei ihr entdeckt und weggeworfen hatte. Natürlich habe ich mich ziemlich geärgert. Und meine Freundin tat mir auch leid.
Vor allem aber war ich fassungslos, wie jemand Bücher, noch dazu Asterix-Geschichten, die doch auch von Erwachsenen gelesen werden, wegwerfen konnte!
Vielleicht hat sie geahnt, wie gefährlich Comics sein können. Das Lesen der bunt illustrierten Bildergeschichten mit den Sprechblasen kann nämlich zum eigenständigen Denken anregen.

Verführung zum zivilen Ungehorsam

Comics hinterfragen Vorurteile. Sie erweitern den Horizont. Und womöglich verführen sie zum zivilen Ungehorsam. So wie die beiden umwerfenden Kindercomics Herr Elefant & Frau Grau gehen in die große Stadt und Mimi, Jakob und die sprechenden Hunde.
Die ungewöhnliche Paarung mit Landfluchttenzenz haben sich Martin Baltscheit,  Grandseigneur tierisch kluger Kindergeschichten (Die Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte) und der mindestens ebenso tiervernarrte Illustrator Max Fiedler ausgedacht.
Jeder Tag beginnt mit Fressen und Gefressenwerden, wie gleich in einer sehr lustigen, zweiseitigen Bilderfolge gezeigt wird. Aber nicht nur: Im Licht der aufgehenden Sonne erlebt man, wie der Elefant und Frau Grau erste zarte Bande spinnen. In schüchternen  Dialoge mit sich munter türmenden Sprechblasen landen sie beim gemeinsamen Du: Horst und Elvira.

Ein Liebesbeweis als onomatopoetisches Feuerwerk

Ganz en passant ein entzückender Liebesbeweis am Wasserloch, als ein Krokodil mit Frühstückshunger aus dem Wasser auftaucht.
Hier zündet auf zwei Seiten ein onomatopoetisches Feuerwerk. Mit PFLATSCH, BATSCH und FFFFITSCHHHHHHHHHHH setzt Herr Elefant das Riesenreptil außer Gefecht und schleudert es weit in die Savanne.
Das Besondere: Frau Elvira Grau ist eine Antilope. Das ist für die beiden Verliebten gar kein Thema. Für viele andere aber schon. Zum Beispiel das Gnu, das sein Weltbild aus bei den Rangern mitgeguckten TV-Serien herleitet. Und für die albernen Fotosafaritouristen. Der erste zarte Kuss geht gleich viral.

Individuelle Wasserlöcher und Uuuuu-Bahnen

Dabei bleibt ein merkwürdiger, flacher, sprechender Käfer namens Siri auf der Strecke. Der bringt das Liebespaar auf die Idee, ihr gemeinsames Glück in der Stadt zu versuchen. Zu Städten mit riesigen Termitenbauten, Wasserlöchern für jeden einzelnen und Regenschauern wann immer man will, Aufzügen und Uuuuuu-Bahnen, vor allem zu ihren Bewohnern, den haarlosen Affen, gibt’s dann viele Meinungen und Ansichten. Und noch mehr sehr witzige und anspielungsreiche Bilder. Ob es in der Stadt – Siri hat Hamburg vorgeschlagen – wirklich so aussieht, das erfährt man dann vielleicht im nächsten Band.

Comics

Schlaue, lebenskluge Tiere spielen auch eine wichtige Rolle in Mimi, Jakob und die sprechenden Hunde der lettischen Illustratorin Elina Braslina. Jakob wird vorübergehend bei seiner Cousine Mimi und ihrem Vater Falk einquartiert. Die wohnen im schraddeligen, runtergekommenen und bunten Viertel Maskatschka. Jakob dagegen kommt aus Rigas schickem, modernem Zentrum. Anfangs sind sich die beiden gar nicht grün, nicht nur, weil sie aus verschiedenen Welten kommen.
Auch das Rudel Hunde, das durch die Maskatschka – heißt übersetzt »Moskauer Vorstadt« – stromert, ist auf Menschen im allgemeinen und die – wie sie finden – »zickige Mimi« im besonderen nicht so gut zu sprechen. Aber plötzlich rücken Bagger und Betonmischer der Baufirma Raffke an. Alle Bäume im Park sollen gefällt werden und Wolkenkratzer inmitten der alten Holzhäuser hochgezogen werden. Nur gemeinsam können sie die Maskatschka retten.

Die Kraft von Bildern und Plänen

Dieser auf einem Zeichentrickfilm basierender Kindercomic ist eine entzückende Entdeckung des Reprodukt-Verlags. Einerseits ist es eine sehr charmante, geradezu klassische Kinder-Heldengeschichte, in der Zusammenhalt, Mut und Fantasie schließlich gewinnen. Die manchmal gefährliche Kraft von Bildern und Plänen spielt auch eine Rolle. Erzählt wird sie in lebendigen, liebevoll ausgestalteten und sehr schön kolorierten Panels.
Das bunte, dynamische Abenteuer erklärt auch das sehr gegenwärtige Problem der Gentrifizierung – dem Wandel von Städten, der Macht des Kapitals und die Verdrängung aller, die nicht so viel Geld haben. Aber mit Vielfalt, Kreativität und Solidarität kann der Trend zu überteuerten, seelenlosen und anonymen Städten gestoppt werden. Nicht nur in diesem zauberhaften Comic.

Martin Baltscheit, Max Fiedler (Illus.): Herr Elefant & Frau Grau gehen in die große Stadt, Kibitz Verlag, 64 Seiten, 14 Euro, ab 6

Elina Braslina: Mimi, Jakob und die sprechenden Hunde, Übersetzung: Matthias Knoll, Reprodukt, 80 Seiten, 14 Euro, ab 6

Anregende Gespräche

sprechen

Mein Name ist Mirella, Mirella Manusch. Ich bin fast zehn Jahre alt, liege im Bett und kann nicht einschlafen. Daran ist nur der verdammte Zahn schuld, der schon seit Tagen rumzickt. Heute Abend hat er sich durch mein Zahnfleisch gebohrt. Das blöde Ding tut echt weh.« Dunkelheit findet Mirella auch echt ätzend. »Nur Kamillentee und Mücken sind schlimmer.«
Da kann ein selbstvorgesagter Trostspruch nicht schaden: »Heile, heile Gänschen, der Kater hat ein Schwänzchen, heile, heile Mäusespeck, in hundert Jahren ist alles weg.« Denkste! »Mon dieu! Was ist das denn für ein dämlicher Spruch«, schallt es da aus der Dunkelheit.

Kopfüber mit interessanten Nachtgestalten abhängen

Hilfe, mein Kater kann sprechen! heißt der erste Band einer neuen Kinderbuchreihe des Mutter-und-Tochter-Duos Christin-Marie Below und Anne Barns. Sprechen kann Mirellas Kater allerdings schon immer. Aber plötzlich kann Mirella ihn verstehen. Und nicht nur ihn, sondern alle Tiere. Sie ist nämlich eine Vampirin. Keine, die Blut trinkt. Aber im Dunkeln kann sie sich in eine Fledermaus verwandeln und überall hinfliegen und kunstvoll kopfüber an Ästen abhängen und interessanten Nachtgestalten begegnen.

Giraffen fühlen durchaus Trennungsschmerz

Wie das Abenteurer weitergeht, in dem Mirella Zwergflusspferden, Giraffen, Frettchen, Raben, Manolo alias Blödboy begegnet und welche Rolle ihre Lieblingstante dabei spielt, das soll nicht verraten werden. Auf jeden Fall ist es eine sehr schöne Idee, Tiere verstehen und mit ihnen sprechen zu können. Giraffen zum Beispiel können nämlich durchaus  Liebeskummer oder zumindest starke Sehnsucht nach vertrauten Artgenossen haben. Und Trennung macht sie krank. Überhaupt würde man sehr gern mit noch viel mehr Lebewesen eine Sprache sprechen können. Oder zumindest mit weniger Missverständnissen kommunizieren.
Wie auch der zweite Band Achtung, hier kommt Frau Eule! Ist die Geschichte vom freundlichen Vampirmädchen flott und erfrischend erzählt. Ein schöner Lesespaß und beste Unterhaltung um ein besonderes und doch ganz normales Mädchen.

Das Netflix des analogen Zeitalters

sprechen

Auf dem Cover prangt unter dem kopfüber hängenden Haarschopf Mirellas mit ihrer pinken Haarsträhne ein den älteren Lesern sehr vertrautes, stilisiertes S – ein S wie Schneiderbuch. Und tatsächlich erscheint Mirella im legendären Kinderbuchverlag, jetzt beheimatet bei HarperCollins.
Schneiderbücher waren so etwas wie Netflix im analogen Zeitalter: Sympathische, nicht zu komplexe Helden, mit denen man in jedem Band ein spannendes, abgeschlossenes  Abenteuer erlebte. Sie waren fürs Taschengeld im Zeitschriftenhandel erschwinglich, umgerechnet etwas teurer als ein Streaming-Account. Weil sie stabil in Pappe gebunden waren, konnte man sie gut verleihen und tauschen. Man findet immer noch gut erhaltene Bände für kleines Geld auf Flohmärkten.

Binge-Reading dank Bibliotheken

Sie garantierten gute Unterhaltung und Entspannung. Binge-Reading gab es durchaus auch, Bibliotheken und Leihbüchereien waren immer gut bevorratet mit den unverwüstlichen Geschichten. Vor allem die Autorin Enid Blyton, als Mensch eine große Unbekannte, schien unermüdlich zu schreiben. Drei berühmte und unsterbliche Reihen stammen von ihr, teilweise werden sie heute noch in moderner Form als Trickfilm oder Kinogeschichte weitererzählt und lebendig gehalten: Die der Internatszwillinge Hanni und Nanni, die Abenteuer der Fünf Freunde und die Serie Geheimnis um …

sprechen

Vom analogen Netflix ein kurzer Kameraschwenk in ein neues Musikvideo. »Ich hab‘ private Probleme / für die ich mich schäme«, singt Tobias Bamborschke von der Band Isolation Berlin, während er unter anderem in einem Bällebad untertaucht.
Doch nicht nur Erwachsene schlagen sich mit allerlei Schwierigkeiten rum. Denn dass kleine Kinder keine Probleme haben, geschweige denn ersthafte und große, ist ein verklärender Mythos.

Manche fast niedlich, andere klebrig wie Kaugummi

Das blöde Kind in der Kita, das immer die Schaufel klaut. Ekeliges Essen. Angst, es nicht rechtzeitig aufs Klo zu schaffen. Eine megapeinliche Mütze. Streit mit der besten Freundin. Probleme gibt’s so viele verschiedene, wie es Kinder gibt. Das zeigen die in London geborene und in Brighton leben Autorin Rachel Rooney und die mehrfach ausgezeichnete Illustratorin Zehra Hicks aufs Schönste im Buch Geh weg, du Problem!: riesig, winzig, lästig, gemein, lächerlich, giftig, fies, hartnäckig, verdreht und verknotet, manche sind glibberig, andere klebrig wie ein Kaugummi.

Nicht füttern! Nicht streicheln!

»Probleme sind Monster« schreibt Rooney. Obwohl manchmal auch Tiere ein Problem sein können, sind Probleme keine Tiere. Deshalb: »Sie mögen einander / verbünden sich gern. / Nicht füttern! / Nicht streicheln! / Sei klug, halt dich fern« dichtet Rooney wortgewandt, von Stephanie Menge klug und eingängig übersetzt.
Mit Wachsmalkreiden und Buntstiften entstehen nervige Begleiter, dominierende Gewitterwolken, penetrante Verfolger, Miesepeter, Meckerfritzen, Spaßverderber, manche unheimlich, andere fast niedlich.

Visualisieren hilft

Das soll keinesfalls die Probleme kleiner Kinder verharmlosen. Aber es ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Problembewältigung: Die Schwierigkeiten und Auswirkungen zu visualisieren. Und das gelingt sehr ansehnlich. Manche Probleme sind nämlich bei genauer Betrachtung ziemlich klein, schlapp oder im Grunde unproblematisch. Aber nicht alle wird man durch einen coolen Spruch oder indem man sie ignoriert wieder los.
»Ich hab‘ private Probleme / Ich will nicht darüber reden«, singen Isolation Berlin weiter. Hier irrt der Sänger vermutlich nur vermeintlich, denn nicht drüber reden ist keine gute Idee. »Drum trau dich! Trau dich! / Du bist nicht allein! / Auf ‘ner Bank … im Bus … im Bett… / sag ein Wort. / Du fühlst dich gleich besser. / Und – schwupp – sind sie fort«.

Drüber reden auch

Drüber reden hilft. Sich jemandem anzuvertrauen kann Probleme dazu bringen, zu verschwinden, sich aufzu-lösen. Selten wird einem das so reizend und charmant gezeigt wie in diesem Bilderbuch.

Christin-Marie Below, Anne Barns: Mirella Manusch – Hilfe, mein Kater kann sprechen!, Schneiderbuch, 176 Seiten, 12 Euro, ab 8

Rachel Rooney, Zehra Hicks: Geh weg, du Problem!, Übersetzung: Stephanie Menge, Sauerländer, 32 Seiten, 14,99 Euro, ab 4

Gefiederte Liebesgeschichten

Ente

Federvieh in der KJL hat momentan Hochkonjunktur. Neulich hatten wir hier das ultimative Hühnerbuch, jetzt gibt es gleich zwei Bücher mit entsprechenden Protagonisten.
Bei Ulrich Hubs neuestem Werk meint man vielleicht in einem Treppenwitz gelandet zu sein, wenn man den Titel Lahme Ente, blindes Huhn betrachtet und die Assoziationen im Kopf schießen sofort ins Kraut.
Doch die Lektüre offenbart bereits auf Seite eins eine der entzückendsten Fabeln über das Leben, versteckte Wünsche, die Macht der Fantasie und die Freundschaft.

Eine tierisch gute Kombination

In einem grauen Hinterhof lebt die lahme Ente, futtert Erdnüsschen und wünscht sich eigentlich jemanden, mit dem sie diesen Snack teilen könnte. Eines Tages schneit das laute und selbstbewusste blinde Huhn herein und lässt sich durch nichts beirren. Die beiden raufen sich zusammen und ziehen hinaus in die Welt. Das Huhn stützt, die Ente sieht. So geht es eine lange Straße entlang, durch einen dunklen Wald, über eine hohe Schlucht, den höchsten Berg hinauf bis zum goldenen Tor, hinter dem die verborgenen Wünsche erfüllt werden.

Perfekte Ergänzung und das Wesentliche

Natürlich geht so eine Reise nicht ohne Konflikte und Streitigkeiten ab. Doch der Weg verändert die beiden Held:innen. Sie lernen sich gegenseitig besser kennen, aber auch sich selbst – so entdeckt die Ente, dass Fliegen ja ganz leicht ist … Und sie finden heraus, auf was es im Leben wirklich ankommt.
Ulrich Hub, Experte für allzu menschliche Tierstorys, erzählt dies mit so hintersinniger Leichtigkeit, dass auch Erwachsene an dieser Geschichte Gefallen finden werden. Denn hier spiegelt sich der Kern des Lebens in seinen Facetten: Wir sind alle nicht perfekt, gleichen uns jedoch in unseren grundsätzlichen Wünschen nach Gesehen-werden und Freundschaft. Das alles suchen wir manchmal an weit entfernten Orten, können gar nicht schnell genug vom Hof kommen … um dann festzustellen, dass so manches schon ganz nah ist. Allen Redewendungsassoziationen zum Trotz gleitet Ulrich Hub aber nie ins Banale oder Kitschige ab, sondern schafft es mit feiner Ironie und viel Humor, dass einem mit jeder Seite Huhn und Ente mehr ans Herz wachsen und man das Wesentliche unsere Existenz erkennt.

Love rules

Eine weitere ungewöhnliche Vogelpaarung findet sich in dem Bilderbuch Der Habicht und der Hahn von Käptn Peng und Melanie Garanin.
Der Habicht, der normalerweise eine Gefahr für Hühner darstellt, mag in diesem Fall den Hahn. Und dieser erwidert die Gefühle, sehr zum Unverständnis von Bauer und Hühnerschar.
Doch die beiden lassen sich von ihrer Umwelt nicht abhalten und verschmelzen zu einer Einheit.

Dynamisch in Musik und Strich

Der kurze Text stammt aus dem gleichnamigen Song von Käptn Peng, auch bekannt als Robert Gwisdek, Schauspieler, Musiker, Autor. Man kann sich das Buch also quasi vorsingen lassen und zwar in bester Liedermacherqualität, bei der die Stärke des Textes so richtig zu Geltung kommt.
Doch auch die schwarzkonturierten, aber farbig-strahlenden Aquarelle von Melanie Garanin sind eine Wonne, die den Aufruhr im Hühnerstall um die beiden Liebenden dynamisch und verspielt zeigen. Da wird der Bauer fast zum Schwein und der Regenwurm schwingt die Rassel.

Liebe, wen du willst

Die Botschaft ist natürlich klar und ein Plädoyer für eine grenzenlose Liebe, jenseits von Geschlechtern oder sonstigen Schubladen. Das ist zum einen ein Buchtrend unserer Zeit, aber eben auch immer noch nicht selbstverständlich und daher wichtig, es auch den ganz jungen Menschen auf so charmante Weise klarzumachen. Nur mit solchen Geschichten wird es vielleicht mal Generationen geben, die um gleichgeschlechtliche Liebe und queere Lebensformen kein Gewese mehr machen werden.

Ulrich Hub: Lahme Ente, blindes Huhn, Illus: Jörg Mühle, Carlsen, 2021, ab 8, 13 Euro
Käptn Peng: Der Habicht und der Hahn, Illus: Melanie Garanin, Huckepack, 2021, ab 5, 15 Euro

Auf jeden Fall die Steckdose vorher fragen

Kling

Muss man Bücher von Marc-Uwe Kling eigentlich noch vorstellen? Vom Kleinkünstler zum Bestsellerautor, nötig hat er es jedenfalls nicht mehr: Das Känguru-Universum dürfte enorm vielen Menschen bekannt sein, die QualityLand-Bücher ebenso. Und das Neinhorn treibt in unzähligen Familien auch schon schön sein anarchisches Unwesen.

Und doch gibt es da noch die Der-Tag-an-dem-Kinderbuchreihe von Kling, dessen dritter Teil eine nun eine klingsche Abrechnung mit hetero-normativen Aufklärungsgesprächen ist – und dementsprechenden Lesespaß bietet. Jegliche sprachliche Bewertung von Kings Humorlevel endet bei mir leider immer nur in miesen Plattitüden, die dem Niveau des Autors nicht würdig sind und meine Hochachtung vor diesem Können nicht im mindesten abbilden, also lasse ich es.*

Breitseiten gegen heteronormative Vorstellungen

Jedenfalls steht in der Familie von Tiffany, 6, Max, 12, und Luisa, 17, ein Gespräch über Sex an. Denn Luisa will mit ihrem Freund Justin (Tiffany würde ihn »ungefähr so schreiben: Taschstn«) zelten gehen. Es wird natürlich kein Gespräch unter vier oder sechs Augen, wie Papa es gern hätte, sondern die gesamte Familie inklusive Oma, Opa und des befreundete Nachbars findet sich ein.
Aus Mamas ehrenwertem Versuch, das Gespräch in Gang zu bringen (»wenn sich zwei Menschen näher kommen, also ein Mann und eine Frau …«), entwickelt sich eine Diskussion über gesellschaftliche Normen, europäisch-christliche Sexualmoral, freie Liebe in den 1960ern und Evolutionsbiologie.

Die verklemmten Eltern

Dabei sind es vor allem die Eltern, die so ihre Probleme mit dem Vokabular haben und herumdrucksen, wenn es darum geht, konkret zu werden. Als die Sechsjährige fragt, was denn Sex sei, bedienen sie sich Ausdrücken wie »Mumu« und »Schniedelwutz«. Papa behilft sich zudem ganz anschaulich mit Stecker und Steckdose. Sehr zur Verwunderung der Anwesenden und dem Amüsement der Leserschaft. Zum Glück vergisst Papa auch nicht die überaus relevante Kleinigkeit im ganzen Prozess: »Das äh, das Wichtigste ist natürlich, dass man die Steckdose vorher fragt.«

Aufklärung 2.0 reloaded

So kommt es, dass schließlich die Teenager die Gesprächsführung übernehmen, das korrekte Vokabular benutzen, sachlich und ohne falsche Scham Geschlechtsorgane benennen, Zusammenhänge und Entwicklungen darlegen – und den Erwachsenen klar machen, dass sie längst aufgeklärt sind, Internet sei dank.
Astrid Henns Illus liefern dazu das bildlich-biologisch-korrekte Anschauungsmaterial.

Wie nebenbei bringt Marc-Uwe Kling damit die als so unangenehm empfundenen Aufklärungsgespräche in Familien auf ein neues Level – nicht nur was die Komik angeht – sondern auch das Eltern heute gefälligst auf Augenhöhe mit ihren Teenagern reden, sich mit den Diskursen um Sexualität, Gender, Identität auskennen und vor allem nicht peinlich rumeiern sollten.
Da er dieses Buch für Lesende ab 6 Jahren anbietet, wird es vermutlich in so manchen Familien vorgelesen werden und das ist gut. Nichts hilft mehr, sich das richtige Vokabular anzueignen und in den eigenen Wortschatz zu überführen, als vorzulesen.
Ich muss das Vorlesen nur leider immer wieder unterbrechen … wegen der ständigen Lachanfälle.

Marc-Uwe Kling: Der Tag, an dem Papa ein heikles Gespräch führen wollte, Illustration: Astrid Henn, Carlsen, 2021, ab 6, 12 Euro

Fußnote: * Das Buch ist witzig.

Pinocchios übersetzerischer Werdegang

Neulich rückten die Übersetzer:innen in den Feuilletons in den Fokus, als anhand der Übersetzung von Amanda Gormans Gedicht The Hill We Climb darüber diskutiert wurde, wer denn einen Texte übersetzen dürfe. Dieser Ton war neu. Wir Übersetzer:innen diskutieren liebend gern darüber, wie man einen Text übersetzen kann oder sollte. Wir ringen um Wirkungsequivalenz mit dem Original, schätzen ab, wie viel Nähe zum Original nötig und wie viel Freiheit möglich ist. Herkunft, Hautfarbe, Religion und Lebenserfahrungen haben dabei bis jetzt nie eine Rolle gespielt, denn zu den Hauptfähigkeiten von Übersetzer:innen gehört neben den Sprachkenntnissen eine gehörige Portion Einfühlungsvermögen. Denn selbst wenn wir vergleichbare Erfahrungen machen, ganz gleich in welcher Lebenswelt, so empfindet jeder Mensch sie doch individuell und auf seine ganz spezielle Art. Niemand wird also das ganz genau das fühlen und assoziieren, was im Fall von Texten die Autor:innen beim Schreiben empfunden haben. Im besten Fall können Übersetzer:innen mit den Autor:innen kommunizieren und nachfragen – und bekommen dann Antworten, die die Feinheiten und Vielschichtigkeiten von Texten offenbaren. Diese gilt es dann zu übersetzen, also den Leser:innen in der Zielsprache zu vermitteln.
Und dennoch bleiben Übersetzungen immer nur ein »Serviervorschlag«, wie eine Kollegin mal sagte. Sie sind eine Momentaufnahme ihrer Zeit, sie unterliegen unzähligen (auch verlegerischen) Faktoren und haben die schlechte Angewohnheit noch schneller zu altern als die zugrundeliegenden Originaltexte. Was sich im Folgenden ziemlich gut erkennen lässt.

Von der Debatte zur Recherche

Während im Feuilleton also diese Debatte tobte – die für mich in dem Witz gipfelte, dass dann auch Kinderbücher nur noch von Kindern übersetzt werden sollten –, befasste ich mich mal wieder mit der italienischen Kinder- und Jugendliteratur in Deutschland. Unter den Neuerscheinungen fand sich, wie quasi jedes Jahr, eine neue Pinocchio-Ausgabe – für die eine Übersetzung aus den 1960-Jahren genutzt wurde. Ich wunderte mich, fing an nach die Übersetzerin zu recherchieren, zu der ich nichts fand. Stattdessen stieß ich auf unzählige Übersetzer:innen-Namen, die alle Pinocchio übersetzt, neu bearbeitet, neu getextet, neu irgendwas hatten. Was soll ich sagen: In mir erwachte ein Sammeltrieb, den ich so von mir eigentlich nicht kenne … doch dieses Mal wurde es für mich immer spannender, mit jeder neuen Übersetzungsfassung, die ich in die Finger bekam.

Pinocchios lange Übersetzungshistorie

So stapeln sich bei mir nun Pinocchio-Ausgaben jeglicher Couleur – angefangen bei der deutschen Erstausgabe von 1905 über unzählige Versionen aus den 1940er-Jahren in traurig vergilbtem und zerfallendem Nachkriegspapier, bis hin zu verkürzten Erstlese-Versionen, einer Ausgabe in Bernerdeutsch, Comic-Adaptionen und Bilderbüchern. Die Versionen stammen aus der Schweiz, Österreich und der DDR. Von der Disney-Version aus den USA mal ganz zu schweigen. Insgesamt 54 deutsche Varianten plus das Original. 48 davon werde ich unten auflisten. Natürlich gibt es wesentlich mehr Pinocchio-Ausgaben auf dem Markt, weil quasi jeder Kinderbuchverlag seine eigene Variante herausgebracht hat. Doch oft haben die Verlage dann auf bereits bestehende Übersetzungen zurückgegriffen, was man an den Einträgen zu Pinocchio in der Deutschen Nationalbibliothek sehr gut erkennen kann, die in die Hunderte gehen.
Die mir vorliegenden Versionen umfassen jedoch immer noch nicht alle Übersetzungen, eine habe ich antiquarisch noch nicht gefunden. Ich werde sie, sobald die Bibliotheken wieder öffnen, in der Hamburger Staatsbibliothek einsehen können. Zudem gibt es eine Theaterfassung, auf die ich noch keinen Zugriff erhalten habe.
Pinocchio, der in Italien 1883 zum ersten Mal als Buch erschienen ist, dürfte somit eines der meistübersetzten Kinderbücher ins Deutsche sein. Für Alice im Wunderland von Lewis Carroll gibt Wikipedia 36 Übersetzungen seit 1869 an, allerdings mit sehr strengen Maßgaben (nur vollständige Versionen). Für Der kleine Prinz von Saint-Exupéry sind es neun, wobei das Original aber auch erst 1943 erschienen ist. Auch hier freue ich mich über Infos, falls ein Kinderbuch diese Zahlen noch toppt.

Drei Sätze im Vergleich

Da ich nun jedoch nicht die Zeit habe, all diese Bücher von vorn bis hinten Wort für Wort zu vergleichen, habe ich mir ein pragmatisches Vorgehen überlegt. Ich habe drei markante Sätze und Absätze ausgewählt, die für Übersetzer:innen interessant sind: Zunächst den Absatz, in dem Geppetto Pinocchio seinen Namen gibt. Warum sich die Übersetzer:innen für ihre Versionen entschieden haben, wird vermutlich immer ein Rätsel bleiben (evt. müsste ich die wissenschaftliche Literatur einsehen, ob es darüber etwas gibt, aber auch das ist ein Zeitfrage). Allein für die relativ schlichten italienischen Sätze: „–Che nome gli metterò? – disse fra sè e sè. – Lo voglio chiamar Pinocchio.“ gibt es kaum gleichlautende Übersetzungen.
Die Namensfrage war dann so interessant, dass ich noch ein paar Namen, Figuren und den „Caffé-e-latte“ verglichen habe. Schon was aus Romeo, dem Verführer wurde, ist irre. Und welches Getränk bereitet man Kindern zu? Auch das „Paese dei balocchi“ ist nicht so eindeutig zu benennen. Ich bin aus dem Staunen über die Kreativität und die Freiheiten der Kolleg:innen kaum noch rausgekommen.
Der zweite Satz schildert die Fee und ist allein wegen der Übersetzung von „turchina“, ihrer Haarfarbe, interessant: fifty shades of blue … könnte man sagen. Bei diesem Satz kann man jedoch auch einen Blick auf den Umgang mit der Syntax in den Übersetzungen werfen, die naturgemäß ebenfalls sehr unterschiedlich ausfällt.
Das dritte Beispiel schildert die „Schlacht der Schuljungen“, die sich ihre Bücher um die Ohren hauen. Collodi hat unter die Bücher zwei seiner eigenen Werke aufgeführt, die deutschen Leser:innen vermutlich nichts mehr sagen (falls überhaupt je). Auch hier ist die Kreativität der Übersetzenden und ihr freizügiger Umgang in Form von Ergänzungen, Kürzungen oder Umschreibung frappierend.
Bei diesem Blick auf die verschieden Übersetzungsfassungen geht es mir nicht um eine wissenschaftliche Analyse oder Einordnung, sondern viel mehr um eine Dokumention des Vorhandenen. Auch inhaltliche Erörterungen zum Inhalt und zur Lesart von Pinocchio sind hier nicht das Ziel. Mein Fokus liegt auf den Übersetzungen.

Die Vielfalt der Übersetzungen

Ich habe die Versionen als eine lange Liste zusammengestellt, die ich hier kommentarlos einstelle. Bei den eingekürzten Versionen fehlen oftmals gewisse Szenen oder Kapitel, so dass dann auch die ausgewählten Sätze fehlen. Das habe ich dann vermerkt. Die Walt-Disney-Version habe ich hier nicht berücksichtigt, weil es sich dabei um einen Sonderfall handelt und die Texte zumeist aus dem Englischen übersetzt wurden. Wer sich auf die Lektüre dieser langen Liste einlässt, wird sich seine eigenen Gedanken zu den Übersetzungen machen können. Eine Bewertung, was gelungen ist oder nicht, wage ich nicht vorzunehmen, denn jede Version ist in ihrem ganz eigenen Kontext und ihrer ganz eigenen Zeit entstanden. Doch allein an diesen drei Beispielssätzen zeigt sich – für mich auf jeden Fall – wie sehr sich Übersetzungen wandeln und wie frei Übersetzer:innen arbeiten (können). Und wie wenig die Frage bringt, wer einen Texte übersetzen darf.
Noch habe ich keine Lieblingsübersetzung ausgemacht, noch habe ich keine gefunden, die ich als „kanonisch“ bezeichnen würde. Aber dafür bin ich eben selbst zu sehr Übersetzerin und würde ja am liebsten den gesamten Pinocchio auch noch mal übersetzen. Es würde sicher wieder etwas ganz anderes dabei herauskommen.

Da diese Auflistung wirklich sehr lang ist, könnt ihr euch das Ganze auch als unkommentiertes PDF hier herunterladen:

Es ist nicht weniger lang, aber vielleicht besser lesbar.

Illustrationen auf Instagram

Auf meinem Instagram-Kanal letteraturen werde ich in den kommenden Wochen die einzelnen Bücher kurz vorstellen, da die meisten von ihnen illustriert sind und selbst diese Bilder auf ihre Art so einiges über den Umgang mit und den Wandel von Pinocchio verraten.

Ein italienisches Original und 46 deutsche Versionen

Carlo Collodi
Le avventure di Pinocchio
Illus: Enrico Mazzanti
1883

Nomi/Namen  
Mastr’Antonio/Maestro Ciliegia | compar Geppetto | Burattinaio Mangiafuoco | Caffè-e-latte | Romeo/Lucignolo | Paese degli balocchi | Pesce-cane – «l’Attila dei pesci e dei pescatori»

Kap. III, S. 29   –Che nome gli metterò? – disse fra sè e sè. – Lo voglio chiamar Pinocchio. Questo nome gli porterà fortuna. Ho conosciuto una famiglia intera di Pinocchi: Pinocchio il padre, Pinocchia la madre e Pinocchi i ragazzi, e tutti se la passavano bene. Il più ricco di loro chiedeva l’elemosina.Kap. XVI, S. 86   In quel mentre che il povero Pinocchio impiccato dagli assassini a un ramo della Quercia grande, pareva oramai più morto che vivo, la bella Bambina dai capelli turchini si affacciò daccapo alla finestra, e impietositasi alla vista di quell’infelice che, sospeso per il collo, ballava il trescone alle ventate di tramontana, battè per tre volte le mani insieme, e fece tre piccolo colpi.Kap. XXVII, S. 148   Allora I ragazzi, indispettiti di non potersi misurare col burattino a corpo a corpo, pensarono bene di metter mano ai proiettili, e sciolti I fagotti de’ loro libri di scuola, cominciarono a scagliare contro di lui i Sillabari, le Grammatiche, i Giannettini, i Minuzzoli, i Racconti del Thouar, il Pulcino della Baccini e altri libri scolastici.

Hippeltitsch’s Abenteuer. Geschichte eines Holzbuben.
In autorisierter deutscher Bearbeitung von
Paul Artur Eugen Andrae
Illus: E. Chiostri
Carl Siwinna
Kattowitz und Leipzig, 1905
262 Seiten

Meister Fridolin/Meister Kirsche | Schlampel | Budenbesitzer Feuerfresser| Kakaogeschmause | Land der Müßiggänger | Paul, Freund Spitz | Haifisch – „Geißel der Fische und Fischer“  

  „Welchen Namen soll ich ihm geben?“ Fragte er sich. „Hippeltitsch will ich ihn heißen! Dieser Name wird ihm Glück bringen. Ich kannte eine ganze Familie Hippeltitsch: Hippeltitsch der Vater, Hippeltitschin die Mutter und Hippeltitschs auch die Kinder, und allen ging es gut. Der Reichste unter ihnen bettelte.“  Während der arme Hippeltitsch von den Mördern an einem Aste der großen Eiche aufgehängt wurde und jetzt einem Toten ähnlicher sah als einem Lebenden, trat das schöne Mädchen mit den dunkelbauen Haaren ans Fenster. Und da sie mit jenem Unglücklichen, der aufgehängt im Winde schaukelte, Mitleid hatte, klatschte sie dreimal leise in die Hände.  Aufgebracht, sich mit dem Holzbuben nicht Brust an Brust messen zu können, griffen sie zu Wurfgeschossen. Und nachdem sie ihre Schultaschen aufgeschnürt hatten, schleuderten sie ihre Fibeln, Grammatiken, Lesebücher, Heys Fabeln und andere Schulbücher gegen ihn; …

Die Geschichte vom hölzernen Bengele für große und kleine Kinder
Ü: Anton Grumann
Illus: Enrico Mazzanti
Herdersche Verlagshandlung, Freiburg, 1914
257 Seiten

Schreiner-Toni/Meister Pflaum | Meister Seppel | Direktor Feuerschlund | Kaffee mit Kuchen | Faulenzerland | Friedrich, Freund Röhrle | Der Große Hai, von dem ihr schon gehört habt


  Es quälte ihn nur noch eine Sorge. Er wackelte mit dem Kopfe hin und her, sann und dachte und fragte sich: „Ein Name!? – Ein Name!? – Was für einen Namen soll ich meinem Hampel geben?“ Plötzlich sprang er auf, griff sich an die Stirne und sagte: „Ja! ‚Bengele‘ muss er heißen. Das ist ein schöner Name und er bringt ihm Glück. Ich habe eine ganze Familie Bengele gekannt: der brave Vater Bengele, die fleißige Mutter Bengele, die Bengele Buben, alle so tüchtig, und allen ist es in der Welt gut gegangen. Einer von ihnen hat sogar Kienholz in der Stadt verkauft.“  In diesem Augenblicke, als Bengele zu sterben glaubte, trat das Mägdlein mit dem goldenen Haar wieder ans Fenster. Es hatte Mitleid bekommen mit dem armen Hampelchen, das vom Winde gefaßt hin und her schaukelte. Zierlich klatschte das holde Kind dreimal in die Hände und schlug dreimal mit dem Fuß auf den Boden.  Die Knaben waren wütend, daß sie Bengele nicht zwingen konnten, und wollten ihm auf eine andere Art beikommen. – Rasch machten sie ihre Schulsäcke auf und warfen ihre Bücher gegen ihn. Da kam eine Grammatik geflogen, da ein Rechenbuch, da eine Naturgeschichte, da ein Geographiebuch, ein Atlas und sogar ein Federkasten.

Hölzele, der Hampelmann, der schlimm ist und nicht folgen kann! Eine viellehrreiche Böse-Buben-Geschichte
Ü: Franz Latterer
Illus: Anton Kenner
Steyrermühl Verlag, Wien, 1923
166 Seiten

Meister Anton/Meister Kirschnas | Gevatter Armerling | Feuerfresser | Milchkaffee mit Schlagsahne | Spielestadt | Franz, Freund Döchterle | Haifisch [ohne Attila]  

  »Wie soll ich ihn nur taufen? … Halt! Ich habe es: „Hölzele“ will ich ihn nennen. Erstens weil er aus Holz ist, zweitens weil dieser Name sicher Glück bringt. Ich habe ja mal eine ganze Familie Hölzele gekannt: Herr Hölzele der Vater, Frau Hölzele die Mutter, Klein-Hölzele die Kinder und allen ist es gut gegangen; der Reichste von allen ging betteln.«  Während nun Arm-Hölzele, den die bösen Räuber an dem Zweig der Großen Eiche aufgehängt hatten, mehr tot als lebendig war, erschien am Fenster des Häuschens wieder das schöne Mädchen mit den schwarzblauen Haaren. Diesmal aber war sie gar nicht mehr tot und als sie den armen Wurstel an der Großen Eiche hängen sah und sah, wie er im Winde hin- und herbaumelte, ergriff sie tiefe Mitleid mit ihm. Dreimal schlug sie mit ihren Händchen zusammen, daß es dreimal niedlich patschte.  Die Buben ärgerten sich, daß es ihnen nicht möglich war, an Hölzele heranzukommen und sich mit ihm, einer nach dem andern, im Raufen messen zu können. Da kamen sie auf den Einfall, Hölzele zu bewerfen und zu beschießen mit den Geschossen, die sie eben zur Hand hatten, mit ihren Schulbüchern. Die Bücherpacke wurden rasch aufgeschnallt und schon flogen die Geschosse gegen Hölzele, das Lesebuch, das Sprachbuch, die Rechenlehre und die Geometrie, der Atlas und die Geographie.

Kasperles Abenteuer. Die Geschichte eines Holzbuben, der schließlich ein wirklicher Knabe wird
deutsch bearbeitet von Heinrich Siemer
Illus: Ottilie Kollwitz
Deutsche Buch-Gemeinschaft, Berlin, o.J.
221 Seiten – vermutlich 1920er oder 1930er Jahre (Titelei ist in Sütterlin gesetzt)

Meister Anton/Meister Kirsche | Meister Seppel | Feuerfresser | Schokolade mit Schlagsahne | Spielzeugland | Friedrich, Freund Spindelfritz | Riesenfisch

  „Welchen Namen soll ich ihr geben?“ fragte er sich lachend. „Ich glaube, ich werde sie Kasperle nennen. Der Name wird ihr Glück bringen. Ich kannte einmal eine Familie, die so heiß. Da war Kasper, der Vater, Kasperline, die Mutter und Kasperle, das Kind, und allen ging es gut. Der reichste von ihnen war ein Bettler.“  Während das arme Kasperle am Zweig der großen Eiche hing, offenbar mehr tot als lebendig, erschien das wunderschöne Kind mit dem blonden Haar wieder am Fenster. Wie es das unglückliche Kasperle an dem Ast hängen sah, vom Nordwind hin und her geschleudert, wurde es von Mitleid ergriffen. Es klatschte leise dreimal in die Hände.  Die Knaben wurden zornig, als sie sahen, daß sie Kasperle im Nahkampf nicht überwältigen konnten, und griffen zu anderen Waffen. Sie nahmen ihre Ränzel vom Rücken und begannen, ihre Schulbücher gegen ihn zu schleudern: Grammatiken, Wörterbücher, Lesebücher, Geographiebücher und andere dicke Bände.

Klötzlis lustige Abenteuer
frei nach dem Italienischen von Josef Kraft
Illus: Ettore Cocchi
Verlag Huber & Co., Frauenfeld und Leipzig, 1938
146 Seiten

Schreiner Toni/Meister Zwetschg | Sepp | Hampelmeister Feuerfresser | Kaffee | Gänggeliland | Fritz, Freund Zündi | Riesenhai „Herr der Meere“

  „Was für einen Namen soll ich ihm geben? … Was, ich taufe ihn Klötzli! Dieser Name bringt ihm Glück. Ich kannte ja eine ganze Klötzli-Familie: Klötzli-Vater, Klötzli-Mutter und Klötzli-Buben. Alles feine Leute. Der reichste davon ging sogar betteln. Jawohl, Klötzli!“  In diesem Augenblick erschien das Mädchen mit dem blauen Haar wieder am Fenster. Es sah den armen Hampelmann im Biswind baumeln und bekam Mitleid mit ihm. Es klatschte dreimal leicht in die Hände.  Aus der Nähe war nichts zu machen. Darüber waren sie schrecklich wütend. „Bücher schmeißen!“ schrie da einer. Die Schultaschen wurden aufgemacht. Rechenbücher, Lesebücher, Lineale, Griffelschachteln sausten Klötzli um den Kopf.

Pinocchio. Die Geschichte des hölzernen Hampelmanns, der ein richtiger Junge wurde
Ü: Erni Russig
Illus: Jo von Kalckreuth
Wiking Verlag, Leipzig, 1944
178 Seiten

Meister Anton/Meister Kirsche | Gevatter Seppel | Puppenspieler Feuerfresser | Milchkaffee | Spielzeugland | Romeo, Kamerad Docht | Riesenhai, „Das Fischgrab“

  „Wie werde ich ihn nennen? Fragte er sich. „Ich will ihn Pinocchio1 taufen. Dieser Name wird ihm Glück bringen. Ich habe eine ganze Familie Pinocchio gekannt. Pinocchio Vater, Pinocchio Mutter und Pinocchio Kinder, und allen ging es gut. Der reichste von ihnen war ein Bettelmann.“   1 Sprich: Pinokkio (= der länglich-runde Kern der Frucht der Pinie)  Während der arme Pinocchio an einem Ast der „großen Eiche“ mehr tot als lebendig hing, schaute das schöne Mädchen mit den blauen Haaren wieder zum Fenster heraus. Beim Anblick des Unglücklichen, der da am Halse aufgehängt im Winde baumelte, überkam sie das Mitleid. Sie klatschte dreimal in die Hände.  Voller Wut, daß es ihnen nicht gelang, dem Hampelmann zu Leibe zu gehen, fingen die Jungen an, zu Wurfgeschossen Zuflucht zu nehmen. Sie öffneten die Schultaschen, und schon kamen ABC-Bücher, die Grammatik, das Rechenbuch, der Atlas und anderes auf ihn zugeflogen.

Larifaris Abenteuer. Eine Kasperlgeschichte nach C. Collodis „Pinocchio“
frei übersetzt: Louis Concin
Illus: Reinken
Ritsch-Verlag, Bludenz, 1947
Teil 1-4, 130 Seiten 

Meister Anton/Meister Kirsche | Gevatter Valentin | Theaterdirektor Feuerfraß | Kakao mit Schlagobers | Land der Spiele | Hans – Freund Docht | Riesenhaifisch, „Attila der Fische und der Fischer“

  „Wie soll ich ihn aber nennen?“ fragte er sich. „Ich heiße ihn Larifari. Dieser Name bring Glück. Ich habe einmal eine ganze Familie Hampelmännchen gekannt. Der Vater hieß Larifari, die Mutter Frau Larifari und Larifaris hießen alle Kinder. Allen ging es gut, ja der Reichste von ihnen war sogar ein Bettler.“  Als nun der arme Larifari am Aste der großen Eiche hing und schon mehr tot als lebendig war, sah das Mädchen mit den türkisblauen Haaren neuerlich zum Fenster hinaus und erblickte den unglücklichen Hampelmann, der dort im Winde hin- und herschaukelte. Tiefes Erbarmen ergriff sie. Das schöne Mädchen schlug dreimal in die Hände.  Da sich die Buben mit Larifaris Kräften nicht messen konnten, wurden sie böse und trachteten, ihn auf andere Art unterzukriegen. Bald waren die Schulranzen aufgemacht und die Bücher flogen nur so gegen den Armen Hampelmann. Da regnete es Fibeln und Rechenbücher, große und kleine Schulbücher aller Art, […]

Pinocchio der Hampelmann
neubearbeitet von Marina Thudichum
Illus: Hans Toscano del Banner
Salzburger Jugendverlag, 1947
213 Seiten

Schreiner Toni/Meister Powidl | Schnitzer Sepp | Carlo Diabolicus | Kaffee, Kuchen und Butterbrot mit Honig | Vakanzien/Spielestadt | Fritz, Freund Röhrle | Haifisch [Dampfschiff-Vergleich]

  „Hör zu, was ich dir sage! Pinocchio sollst du heißen und du sollst ein wunderbarer Hampelmann werden! Alle Hampelmänner der Welt sollen vor Staunen die Arme und Beine hängen lassen, wenn sie dich sehen, und ich werde ein glücklicher Vater sein.“  Das schöne Mädchen mit den schwarzen Haaren, das Pinocchio am Fenster des Häuschens gesehen hatte, war eine gute Fee und hieß Felicitas. Weil sie eine Fee war, wußte sie mehr als gewöhnliche Menschen, und sie kannte auch den ungezogenen Hampelmann ganz genau. Als ihn aber nun so zwischen Himmel und Erde baumeln sah, erfaßte sie großes Mitleid mit ihm. Sie beugte sich aus dem Fenster und klatschte dreimal in die Hände.  Die Meerspinne zog den Kopf ein und kroch zurück, und die sieben Buben sahen sich nach neuen Wurfgeschossen um. Da fiel ihr Blick auf Pinocchios Schulmappe, die noch vollgepackt im Sande lag. Sogleich schnallten sie sie auf und fingen an, mit seinen Büchern und Heften nach ihm zu werfen. Der Lange nahm ein besonders Dickes Rechenbuch mit festen Lederecken und zielte damit nach dem Kopf des Hampelmanns.

Die Abenteuer des Pinocchio,
Ü: Vico Mantovani,
Illus: Gerhard Klaus
Erich Schmidt Verlag, Berlin, o.J.
vermutlich 1948

Meister Anton/Meister Kirsche | Gevatter Geppetto | Puppenspieler Feuerfresser | Milchkaffee | Schlaraffenland | Romeo, Freund Docht | Haifisch, der „Attila der Fischer und Fische“

  „Welchen Namen werde ich ihm geben?“ fragte er sich. „Ich will ihn ‚Pinocchio‘ nennen. Dieser Name wird ihm Glück bringen. Ich habe eine ganze Familie Pinocchio gekannt: Pinocchio – der Vater, Pinocchia – die Mutter und Pinocchi – die Kinder, und allen ging es gut: der reichste von ihnen mußte betteln.“  Als nun der arme, von Mördern an einem Zweig der „Großen Eiche“ aufgehängte Hampelmann mehr tot als lebendig zu sein schien, zeigte sich das schöne Mädchen mit dem blauschwarzen Haar von neuem am Fenster. Von Mitleid ergriffen beim Anblick des armen Unglücklichen, der, am Halse aufgehängt und von den Stößen des Nordwindes hin und hergeworfen, hin und her tanzte, klatschte es dreimal in die Hände.  Da ärgerten sich die Jungen, daß sie sich mit dem Hampelmann im Nahkampf nicht messen konnten, darum sahen sie sich nach Geschossen um. Sie ergriffen ihre Schulbücher und schleuderte sie nach Pinocchio. Es flogen die Fibel, die Grammatik, das Lesebuch, das Rechenbuch und andere, […]

Purzel der Hampelmann. Eine abenteuerliche Geschichte
Ü: Alois Pischinger
Illus: Susi Storck-Rossmanit
Carl Übereuter, Wien, 1948
254 Seiten

Meister Anton/Meister Kirsch | lieber Josef | Herr Direktor Feuerfresser | Faulenzerland | Leopold, Freund Dochterl | zweihundert Schalen Schokolade | der riesige Haifisch, „der Attila der Fische und der Fischer“

  „Aber wie soll ich ihn nennen?“ dachte er bei sich und überlegte hin und her. Es wollte ihm nichts Rechtes einfallen. Doch plötzlich tippte er sich an den Kopf und rief freudig aus: „Ich hab’s! Ich will ihn Purzel heißen, ja Purzel! das ist ein schöner Name und wird ihm Glück bringen. Ich habe eine ganze Familie gekannt, die Purzel hieß, Vater, Mutter und Kinder, alle hießen so, und allen ist es in der Welt gut gegangen. Einer von ihnen hat es gar weit gebracht; er durfte im Zirkus Purzelbäume schlagen und am Ende der Vorstellung Geld einsammeln.“  Während der arme Purzel am Strick auf der großen Eiche hing und dem Tode nahe war, erschien das schöne Mägdlein mit den blauschwarz schimmernden Haaren wieder am Fenster des Häuschens. Beim Anblick des unglücklichen Knaben, der da im Wind an einem Ast baumelte, schlich sich inniges Mitleid in das Herz der lieblichen Jungfrau. Sie klatschte dreimal in die Hände und stampfte dreimal mit dem zierlichen Füßchen auf den Boden.  Die Buben waren wütend, daß sie nicht an den Hampelmann herankommen konnten, um im Ringen ihre Kräfte mit ihm zu messen. Da kamen sie auf den Gedanken, ihn mit Geschossen zu bewerfen. Sie rissen ihre Schultaschen auf, und schon flogen ihre Büchergeschosse gegen den wackeren Kämpfer. Da kam ein Lesebuch geflogen, da ein Rechenbuch, eine Naturgeschichte, ein Atlas, und noch viele andere Schulbücher traten denselben Weg an.

Die wunderbare Geschichte des Hampelmanns Pinocchio
Ü: Ella Zahn
Illus: Helmut Bibow
Gustav Kiepenheuer Verlag, o.O., 1948
192 Seiten

Meister Anton/Meister Kirsch | Gevatter Pepi | Feuerfresser | Schokolade und Torte | Schlaraffenland | Romeo, Freund Döchtchen | Riesenhai, „Attila der Fische und der Fischer“

  „Welchen Namen werde ich ihm geben?“ fragte er sich. „Ich will ihn „Pinocchio“ nennen. Dieser Name wird ihm bestimmt Glück bringen. Ich habe einmal eine ganze Familie von Pinocchi gekannt. Pinocchio der Vater, Pinocchia die Mutter und Pinocchi die Kinder. Allen ginge es großartig. Der reichste von ihnen bettelte um Almosen…“  Der arme Pinocchio, den die Räuber auf einen Zweig der Großen Eiche aufgehängt hatten, schien mehr tot als lebendig, als ihn das schöne Mädchen mit den blauschwarzen Haaren von ihren Fenstern erblickte. Der Bergwind schaukelte den armen Jungen hin und her. Da klatschte sie dreimal in die Hände und klopfte dreimal leicht auf das Fensterbrett.  Die Buben waren wütend, daß sie im Handkampf unterlagen und sahen sich nach Waffen um; sie öffneten schnell ihre Schulranzen und warfen nun mit Büchern nach dem Hampelmann: die Grammatik, das Rechenbuch, die Naturgeschichte flogen durch die Luft.

Die Abenteuer des Kasperle Pinocchio
Ü: Hildegard Ossen
Stahlberg Verlag, Karlsruhe, 1948
202 Seiten

Meister Anton/Meister Kirsche | Freund Beppo | Theaterdirektor Feuerfraß | Milchkaffee | Spielzeugland | Romeo, Freund Strickchen | der riesige Haifisch, „der Schrecken der Fische und der Fischer“

  „Wie soll ich ihn nennen?“ sagte er zu sich. „‘Pinocchio‘ soll er heißen, dieser Name wird ihm Glück bringen. Ich habe eine ganze Familie gekannt, die alle Pinocchio hießen: Pinocchio, der Vater, Pinocchia, die Mutter, und Pinocchi, die Kinder, und allen ist es gut gegangen; der reichste von ihnen war ein Bettler.“  Als der arme Pinocchio, von den Räubern aufgehängt, mehr tot als lebendig am Ast der dicken Eiche baumelte, erschien das schöne Mädchen mit den himmelblauen Haaren wieder am Fenster, und wie es den Unglücklichen da am Ast der Eiche baumelnd im Takt des Nordwindes tanzen sah, füllte sich sein Herz mit Mitleid und schnell klatschte es dreimal in die Hände.  Als die Jungen merkten, daß sie so dem Kasperle nichts anhaben konnten, wurden sie wütend und sahen sich nach Wurfgeschossen um; im Nu wurden die Ranzen aufgerissen und Lesebücher, Grammatiken, Rechenbücher und Federkästen wurden gegen ihn geschleudert.

Die Abenteuer des Pinocchio
Ü: Hubert und I. Tigges
Illus: Reinhold Bicher
Marées-Verlag, Wuppertal, 1948
168 Seiten

Meister Anton/Meister Kirsch | Meister Sepp | Direktor Feuerfresser | Milchkaffee | Schlaraffenland | Julius, Freund Spitzdocht | Großer Hai, „Attila der Fische und Fischer“

  „Welchen Namen soll ich ihm geben?“ sagte er zu sich selbst. „Ich will ihn Pinocchio nennen. Dieser Name wird ihm Glück bringen. Ich habe eine ganze Familie Pinocchio bekannt, Pinocchio den Vater, Pinocchia die Mutter und Pinocchi die Kinder, und allen ist es gut ergangen. Der reichste von ihnen ging betteln.“  In dem Augenblick als der arme, von den Räubern an einem Ast der „Großen Eiche“ aufgehängte Pinocchio mehr tot als lebendig zu sein schien, zeigte sich das schöne Mädchen mit den blauschwarzen Haaren wieder am Fenster. Als es den Unglücklichen am Halse aufgehängt im Nordwind seinen Reigen tanzen sah, bekam es Mitleid, klatschte dreimal in die Hände und stampfte dreimal mit dem Fuß auf den Boden.  Dann versuchten es die Jungen, die sich darüber ärgerten, mit Wurfgeschossen; sie öffneten ihre Taschen mit den Schulbüchern und begannen, ihre Fibeln, Grammatiken, Lesebücher, Rechenbücher, ihre Naturgeschichte, ihr Geographiebuch, ihren Atlas und andere Schulutensilien gegen ihn zu schleudern.

Kasperls Abenteuer
Ü: Egle Rollinger
Illus: W. Kurasch
Scholle Verlag, Wien, o. J. (vermutlich 1949)
207 Seiten

Meister Anton/Meister Kirsche | Gevatter Franzl | Kasperletheaterdirektor Feuerfresser | Kaffee mit Schlagobers | Spielzeugland | Fritz, Docht | Riesenhaifisch, der Schrecken aller Fische und Fischer

  „Welchen. Namen werde ich ihm geben?“ sprach er bei sich. „Ich will ihn ‚Bimbo‘ nennen. Dieser Name wird ihm Glück bringen. Ich habe eine große Familie von Bimbos gekannt: Vater Bimbo, Mutter Bimbo und Kinder Bimbo. Und alle waren glücklich und wohlauf. Der Reichste von ihnen war Bettler.“  Während der arme Bimbo von den Räubern auf den Ast der Eiche gehängt wurde und schon tot schien, zeigte sich wieder das Mädchen mit den blauen Haaren am Fenster und hatte Mitleid mit dem Unglücklichen, der, am Halse aufgehängt, im Winde hin und her schaukelte. Sie klatschte dreimal in die Hände.  Die Buben, gereizt und verärgert, weil sie mit dem Kasperl nicht Körper an Körper kämpfen konnten, entschlossen sich, zu Wurfgeschossen zu greifen. Sie machten ihre Schulbündel auf und begannen gegen ihn Lesebücher, Federpennale und sonstige Schulrequisiten zu werfen.

Purzels Abenteuer. Die Geschichte vom Pinocchio
Ü: Charlotte Birnbaum
Holzschnitte: Alfred Zacharias
Verlag Kurt Desch München, 1949
212 Seiten

Meister Anton/Meister Kirsche | Gevatter Knurz | Puppenspieler Feuerfresser | Milchkaffee | Kinderspielland | Paul, Freund Strich | Wal, der euch hier schon mal begegnet ist

  Dabei überlegte er, wie der Holzbub heißen solle. „Ich hab’s“, rief er plötzlich. Ich nenne ihn Purzel. Dieser Name bringt ihm sicher Glück. Ich kannte eine ganze Familie Purze von Pinienholz. Purz den Vater, Purzi die Mutter, Purzel und Purzelchen die Kinder, und allen ging es gut. Der reichste von ihnen war ein Bettler.“  Da trat das schöne Mädchen mit den blauen Haaren wieder ans Fenster. An der Großen Eiche baumelte der Unglückliche, und der Nordostwind schlenkerte ihm Arme und Beine durcheinander, daß es aussah, als wolle der Purzel schuhplatteln. Dem Mädchen schmolz das Herz vor Mitleid. Es war ja wohl gestraft genug. Sie klatschte dreimal leicht in die Hände.  Da sich nun die Jungen an Körperkräften nicht mit dem Holzbub messen konnten, griffen sie in ihrer Wut zu Wurfgeschossen. Jetzt hagelte es Buchstabierfibeln, Sprachlehren, Rechenbücher, Fabeln und alles, was in ihren Ranzen zu finden war.

Pinocchio
Ü: Jakob Lorey
Ellermann, 1950

  • Liegt nicht vor

Pinocchios Abenteuer
Ü: Heinz Riedt
(Lizenz-Nr. 301.120/128/60), 20,5 cm hoch
Ü: Pan Rova
(Lizenz-Nr. 301.120/77/54) 21 cm hoch
Holzschnitte: Werner Kemke
Aufbau-Verlag, Berlin, 1954
250 Seiten

Meister Anton/Meister Kirsche | Gevatter Geppetto | Puppenspieler Feuerfresser | Milchkaffee | Land der Spielzeuge | Romeo, Freund Docht | Haifisch, Attila der Fische und Fischer

  ‚Welchen Namen soll ich ihm nur geben?‘ überlegte er sich. ‚Ich will ihn Pinocchio heißen. Dieser Name wird ihm Glück bringen. Ich kannte mal eine ganze Familie von Pinocchi: Pinocchio hieß der Vater, Pinocchia hieß die Mutter und Pinocchi hießen die Kinder, und alle haben sich gut gehalten. Der reichste lebte von Almosen.‘  Als nun der arme Pinocchio, den die Mordsgesellen an einem Ast der Großen Eiche aufgehängt hatten, mehr tot als lebendig schien, kam das schöne Mädchen mit dem türkisblauen Haar wieder ans Fenster. Sie wurde beim Anblick des unglücklich Erhängten, der unter den Stößen des Nordwinds herumwirbelte, von tiefem Mitleid ergriffen und klatschte dreimal kurz in die Hände.    Da ärgerten sich die Jungs, daß sie im Nahkampf nicht an den Hampelmann herankonnten, und griffen zu ihren Wurfgeschossen. Sie öffneten ihre Ranzen und bewarfen ihn mit ihren Fibeln und Grammatiken, mit ihren „Giannettini“ und „Minuzzoli“, mit den „Erzählungen“ von Thouar, dem „Pulcino“ von Baccini und noch anderen Schulbüchern.

Pinocchio
Ü: Rudolf Köster
Illus: Jan Marcin Szancer
Alfred Holz Verlag, Berlin, 1956
192 Seiten

Meister Antonio/Meister Kirschnase | Gevatter Geppetto | Direktor Feuerfresser | Milchkaffee | Romeo, Freund „Docht” | Spielzeugland | Walfisch, „das Grab der Fische und Fischer”

  „Welchen Namen werde ich ihr geben?“ fragte er sich. „Ich werde da hölzerne Menschlein Pinocchio nennen. Dieser Name wird ihm Glück bringen. Ich habe eine ganze Familie von Pinocchios gekannt. Pinocchio hieß der Vater, Pinocchia die Mutter und PInocchi die Kinder. Und allen ging es glänzend. Der Reichste von ihnen mußte betteln gehen.“  In dem Augenblick, als der arme Pinocchio schon mehr tot als lebendig an einem Ast der „Großen Eiche“ hing, zeigte sich das Mädchen mit den dunkelblauen Haaren erneut am Fenster, und da sie bei dem Anblick des Unglücklichen, mit dem der Nordwind seinen Reigen aufführte, Mitleid empfand, klatschte sie dreimal in die Hände.  Da griffen die Jungen, ärgerlich, sich mit dem hölzernen Burschen nicht Körper an Körper messen zu können, zu Wurfgeschossen. Sie machten die Schulranzen auf und schleuderten ihre Bücher gegen ihn: Fibeln, Rechenbücher, Sprachlehren und anderes mehr;  […]

Die Geschichte vom Hölzernen Hampelchen
Ü: Lily Dolezal
Atlas-Verlag, Köln, o.J.
143 Seiten
– vermutlich 1956

Meister Anton/Meister Kirsche | Freund Beppo | Theaterdirektor Feuerfraß | Kaffee und Kuchen, Kakao und Brötchen | Ferienland | Robert, Strickchen | der riesige Haifisch

  »Wie soll ich ihn nennen?« sagte er zu sich. »Hampelchen solle es heißen, dieser Name wird ihm Glück bringen. Ich habe eine ganze Familie gekannt, die alle Hampel hießen: Hampel-Vater, Hampel-Mutter und Hampel-Kinder. Allen ist es gut gegangen; der reichste von ihnen war ein Bettler.«  Als das arme Hampelchen den Tod vor Augen sah, erschien das schöne Mädchen mit den goldenen Haaren wieder am Fenster, und wie es den Unglücklichen da am Ast der Eiche baumelnd im Takt des Nordwindes tanzen sah, füllte sich sein Herz mit Mitleid, und schnell klatschte es dreimal in die Hände.  Als die Jungen merkten, daß sie so dem Hampelmann nichts anhaben konnten, wurden sie wütend und sahen sich nach Wurfgeschossen um; im Nu wurden die Ranzen aufgerissen, und Lesebücher, Grammatiken, Rechenbücher und Federkästen wurden gegen ihn geschleudert.

Pinocchios Abenteuer
Ü: Nino Erné,
Illus: Martin und Ruth Koser-Michaels
Droemersche Verlagsanstalt, München/Zürich, 1959
158 Seiten

Meister Anton/Meister Kirsch | Gevatter Joseph | Puppenspieler Feuerschluck | Schokolade | Rudolf, Freund Bindfaden | Spielzeugland | Haifisch, „der Dschingis Khan der Fische und Fischer“

  „Wie soll ich sie denn nennen?“ sagte er zu sich selbst. „Ich weiß schon: ich nenne sie Pinocchio. Das wird ihr Glück bringen. Ich habe mal eine ganze Pinocchio-Familie gekannt: Vater Pinocchio, Mutter Pinocchio und einen Hafen kleiner Pinocchios; allen ginge es glänzend, der reichste von ihnen bettelte um Almosen.“  Zur selben Zeit, als der arme Pinocchio, mehr tot als lebendig, an einem Ast der tausendjährigen Eiche hing, trat das schöne Mädchen mit den Blauen Haaren noch einmal ans Fenster. Der Anblick des Unglücklichen, der da im Nordwind hin- und herschaukelte, rührte sie. Dreimal klatschte sie sacht in die Hände.  Die Buben wurden immer wütender, weil sie nicht an den Kasper herankommen konnten, und fingen an, Geschosse auf ihn zu schleudern, nämlich ihre Schulbücher, das Lesebuch, das Rechenbuch, die Grammatik und so weiter.

Die Abenteuer des Pinocchio

Ü: Hannelore Mücke-Wien
Illus: Libico Maraja
Heide Verlag, Linz
Fratelli Fabbri Editori, Milano, 1960
63 Seiten

Meister Antonio | Vater Kirsche/Freund Gepetto | Marionettenführer Feuerfresser | Milchkaffee | Land der Freuden | Romeo, Freund Spargel | Wal, „Attila“

  Er nannte ihn Pinocchio.  Als Pinocchio schon ehr tot als lebendig schien, wurde das schöne, junge Mädchen mit den blauen Haaren von Mitleid bewegt. Der unglückliche Hampelmann, der im Wind hin- und herschaukelte, dauerte sie. Sie klatschte dreimal in die Hände.  Die Kinder waren wütend, weil sie dem Hampelmann nicht nahekommen konnten, und begannen, ihn mit Schulbüchern zu bewerfen. Grammatik- und Geographie-, Lese- und Rechenbücher flogen auf Pinocchios Kopf zu.

Pinocchios Abenteuer
Ü: Paula Goldschmidt
Illus: Jan Marcin Szancer
Alfred Holz Verlag, Berlin, 6. Auflage 1966
208 Seiten

Meister Antonio/Meister Kirsche | Gevatter Geppetto | Puppenspieler Feuerfresser | Milchkaffee | Spielzeugland | Romeo, Freund Docht | Riesenwalfisch, die Geißel der Fische und der Fischer

  „Welchen Namen soll ich ihr geben?“, überlegte er. „Ich werde den kleinen Kerl Pinocchio nennen. Dieser Name wird ihm Glück bringen. Ich kannte eine ganze Familie von Pinocchi, Pinocchio der Vater, Pinocchia die Mutter und Pinocchi die Kinder, und allen ging es großartig. Der Reichste von allen war ein Bettler.“  In diesem Augenblick, als der arme Pinocchio, den die Räuber an einem Ast der Großen Eiche aufgeknüpft hatten, schon mehr tot als lebendig war, da erschien das schöne Mädchen mit dem blauen Haar wieder am Fenster. Als es den unglückseligen Pinocchio erblickte, der an seiner Schnur baumelte und mit dem Nordwind tanzte, fühlte es tiefes Mitleid und klatschte dreimal in die Hände.  Da griffen die Jungen, verärgert darüber, dass sie sich mit Pinocchio nicht Körper an Körper messen konnten, schließlich zu Wurfgeschossen. Sie öffneten ihre Ranzen und schleuderten ihre Bücher nach ihm: ihre Fibeln, die Sprachlehre und die Rechenbücher, ihre Lesebücher und ganze Bände mit Erzählungen und alles, was sie sonst noch an Schulbüchern bei sich trugen.

Die Abenteuer des Pinocchio/Le avventure di Pinocchio
zweisprachige Ausgabe
Ü: Helga Legers
Max Huber Verlag, München, 1967
341 Seiten

Meister Antonio/Meister Kirsch | Freund Gepetto | Puppenspieler Feuerfresser | Milchkaffee | das Land der Spielereien | Romeo, Freund Kerzendocht | der riesige Haifisch, „der Attila der Fische und der Fischer“

  »Welchen Namen soll ich ihm geben?« sagte er zu sich selbst. »Ich will ihn >Pinocchio< nennen. Dieser Name wird ihm Glück bringen. Ich habe eine ganze Pinocchio-Familie gekannt: Pinocchio der Vater, Pinocchia die Mutter und Pinocchi die Kinder, und allen ging es gut. Der reichste unter ihnen bettelte um Almosen.«  Während der arme Pinocchio, von den Mördern an einem Ast der »Großen Eiche« aufgehängt, mehr tot als lebendig schien, zeigte sich das schöne Mädchen mit den dunkelblauen Haaren wieder am Fenster und empfand Mitleid beim Anblick des Unglücklichen, der, am Hals aufgehängt, eine Art Springtanz im Nordwind vollführte. Es klatschte dreimal in die Hände mit drei leichten Schlägen.  Erbost darüber, sich im Nahkampf mit dem hölzernen Buben nicht messen zu können, gingen die Jungen zum Angriff mit Wurfgeschossen über. Sie schnallten die Bündel ihrer Schulbücher auf und begannen ihre Fibeln, Grammatikbücher, und die Giannettini und die Minuzzoli1, die Erzählungen von Thourar, das Küken von Baccini und andere Schulbücher gegen ihn zu schleudern.

  1 Giannettino und Minuzzolo sind Titel zweier Bücher von Collodi.

Die Abenteuer des Pinocchio. Eine Kasperlgeschichte
Ü und Bearbeitung: Maria Lutz
Illus: Helga Demmer
Obelisk-Verlag, Innsbruck, o.J.
vermutlich 1967

Meister Antonio/Meister Kirsch | Freund Geppetto | Direktor Feuerfresser | Schalen Schokolade | Spielzeugland | Romeo, Freund Docht | ein riesiger Wal

  „Ich werde ihn Pinocchio nennen“, sagte er. „Das ist ein schöner Name. Ich habe eine ganze Familie gekannt, die so geheißen hat, Vater, Mutter und die Kinder, und alle waren sie glücklich. Der reichste von ihnen war ein Bettler.“  In dem Augenblick, als der arme Pinocchio halbtot an einem Ast der großen Eiche im Wind baumelte, erschien am Fenster des schneeweißen Hauses ein schönes Feenmädchen mit blauschimmernden Haaren. Es klatschte in die Hände.  [fehlt ]

Das Märchen von Pinocchio. Eine Geschichte, die vor mehr als hundert Jahren in Italien passierte
Ü: nicht genannt
Illus: Martha Pfannenschmid
Silva-Verlag, Zürich, 1968
136 Seiten

Meister Antonio/Meister Kirsche | Gevatter Geppetto | Puppenspieler «Feuerfressen» | Milchkaffee | Land der Spielzeuge | Romeo, Freund Docht | Haifisch, «der Schrecken der Fische und der Fischer»

  «Welchen Namen werde ich ihm geben?» fragte er sich. «Ich will in Pinocchio nennen. Dieser Name bringt ihm Glück. Ich kannte eine ganze Familie von Pinocchios: Pinocchio der Vater, Pinocchia die Mutter und Pinocchini di Kinder, und allen ist es glänzend gegangen. Der Reichste von ihnen ist ein Bettler gewesen.»  Im Augenblick, als der arme Pinocchio, den die Räuber an einem Ast der Großen Eiche aufgeknüpft hatten, schon mehr tot als lebendig schien, kam das schöne Mädchen mit dem blauen Haar wieder ans Fenster, und voller Mitleid mit dem Unglücklichen, der da am Hals aufgehängt mit dem Nordwind einen Reigen tanzte, klatschte es dreimal in die Hände.  Die Buben – verärgert darüber, daß sie nicht an Pinocchio herankommen konnten –  überlegten es sich nicht lange, griffen wahllos zu ihren Büchern und benützten sie als Wurfgeschosse. Sie schleuderten alles nach ihm: ihre ABC-Bücher, die Sprachlehre, die Rechenbücher, die Lesebücher und ganze Bände mit Räubergeschichten, auch Lineale und alles, was sie sonst noch an Krimskrams bei sich trugen.

Pinocchio
Ü: Brigitte Eichhorn
Illus: Val Munteanu
Loewes Verlag, Bayreuth, 1972
175 Seiten

Meister Antonio/Meister Kirsche | Freund Geppetto | Puppenspieler Feuerfresser | Milchkaffee | Spielzeugland | Romeo, Freund Docht | Haifisch, „Attila der Fische und Fischer“

  „Welchen Namen soll ich ihm geben?“ murmelte er vor sich hin. „Ich will ihn Pinocchio heißen. Der Name wird ihm Glück bringen. Ich habe eine ganze Familie von Pinocchi gekannt: Pinocchio hieß der Vater, Pinocchio hieß die Mutter, und Pinocchio hießen die Kinder – und alle hatten ihr gutes Auskommen. Der reichste von ihnen war ein Bettler.“  Während der arme Pinocchio, von den Mordgesellen an einem Ast der großen Eiche aufgeknüpft, mehr tot als lebendig schien, zeigte sich das schöne Mädchen mit den türkisblauen Haaren von neuem am Fenster, und es wurde von tiefem Mitleid ergriffen beim Anblick, des Unglücklichen, der, am Halse aufgehängt, zum Blasen Nordwindes einen Tanzreigen aufführte. Und so klatschte sie dreimal kurz und leicht in die Hände.  Erbost darüber, daß sie es im Nahkampf nicht mit dem Holzbuben aufzunehmen vermochten, gingen die Jungen zum Angriff mit Wurfgeschossen über. Sie schnallten ihre Packen Schulbücher ab und fingen an, mit Fibeln und Grammatiken nach ihm zu werfen, mit ihren „Giannettini“ und „Minuzzoli“, den „Erzählungen von Thouar, dem „Pulcino“ von Baccini und anderen Schulbüchern.   [fehlende Abführungszeichen so im Text]

Pinocchio
Ü: Käthe und Günter Leupold
Illus: Sakura Fujita
Peters Bilderbuch
Hans Peters Verlag, Hanau, 1972
24 Seiten

– / – |Puppenspieler Gepetto [sic!] | Theaterdirektor | – | Spielzeugland | – | Walfisch

  »[…] Eigentlich sollte ich ihm einen Namen geben. Wie wär’s mit … Pinocchio?«  [Satz fehlt ]  [Satz fehlt]

Pinocchio
Ü: Fritz Märtin
Illus: N. Grzewski
Franz Schneider Verlag, München, 1973
122 Seiten

Meister Anton/Meister Kirsch | Freund Seppel | Theaterdirektor Feuerfresser | Kaffee | Land Kinderspiel | –, Freund Strick | Haifisch

  „Wie soll diese Figur heißen?“ fragte er. „Pinocchio klingt nicht schlecht, meine ich. Dieser Name wir ihr Glück bringen.“  [ein schönes Mädchen mit blau schimmerndem Haar]   Dem schönen Mädchen war Pinocchios Leiden nicht verborgen geblieben. Es trat wieder ans Fenster und sann voller Mitleid sogleich auf Hilfe. Dreimal klatschte die Schöne in die Hände […]  […] und versuchten nun, ihn aus sicherer Entfernung mit den Schulbüchern zu treffen, die sie nach ihm warfen.

Pinocchio,
Bearbeitung: Anne Busch
Illus: Franz Josef Tripp,
Engelbert-Verlag, Alve/Sauerland, 1974
204 Seiten

Antonio/Meister Kirsche | lieber Gepetto | Meister Feuerschlund | Milchkaffee | Land der Faulenzer | Romeo, Docht | Haifisch

  Welchen Namen soll sie haben?“ überlegte er. „Oh ja jetzt weiß ich es! Ich werde meine kleine Puppe Pinocchio nennen. Das soll ihr Glück bringen. Ich erinnere mich an eine ganze Familie Pinocchi. Pinocchio, der Vater, Pinocchia, die Mutter, und Pinocchi, die Kinder. Allen ging es sehr gut  – der Reichste von ihnen war ein Bettler.“    Noch immer hing der bedauernswerte Pinocchio an der großen Eiche, wo ihn die Räuber aufgeknüpft hatten, und es schien kein Leben mehr in ihm zu sein. Da entdeckte ihn das schöne Mädchen mit den hellblauen Haaren, das in dem weißen Haus am Fenster saß. Sie empfand großes Mitleid mit ihm und wollte ihm helfen. Sie klatschte dreimal in die Hände, worauf […]  Vor Ärger darüber, daß es ihnen trotz ihrer Übermacht nicht gelang, Pinocchio in die Knie zu zwingen, gingen sie zu einer anderen Kampfesart über. Sie holten aus ihren Ranzen, die sie am Strand abgelegt hatten, die Bücher heraus und warfen sie nach Pinocchio. Lesebücher und Rechenbücher flogen durch die Luft, doch Pinocchio […]

Pinocchio
Text: M. Faulmüller/Ingrid Emond
Illus: Einar Lagerwall
Meister Verlag, München, 1980
28 Seiten

–/Schreinermeister Kirsche | Freund Gepetto [sic!] | Theaterdirektor Mangifuoco | – | – | – | –

  »Ich werde die Puppe Pinocchio taufen!« sagte Gepetto zu sich selbst. »Dieser Name bringt Glück!«  Das schöne Mädchen mit den blaugrünen Haaren Hatte Pinocchio wohl bemerkt. Sie klatschte in die Hände, […]  [Satz fehlt]

Die Abenteuer des Pinocchio
Ü: Roswitha und Neil Morris
Illus: Frank Baber
Tessloff Verlag, Hamburg, 1982
84 Seiten

Meister Anton/Meister Kirsche | Geppetto | Puppenspieler Feuerfresser | Limonade | Narrenland | Carlo, Freund Docht | Haifisch

  „Ich werde sie Pinocchio nennen“, dachte er. „Dieser Name wird ihr Glück bringen.“  Während Pinocchio so verlassen da draußen lag, erschien das schöne Mädchen mit den blauen Haaren wieder am Fenster. Sie blickte in den dunklen Wald und erkannte die Marionette, die wie ein Bündel nasses Reisig aussah. Sie tat ihr so leid, daß sie dreimal in die Hände klatschte.  Die Jungen ärgerte es fürchterlich, daß sie Pinocchio nicht unterkriegen konnten. Sie holten ihre Schulbücher aus den Ranzen und warfen damit nach ihm.

Pinocchio
neu erzählt: Bärbel Haller
Illus: Siegfried Krumm
Südwest Verlag, München, 3. Auflage 1983
157 Seiten

Meister Antonio/Meister Kirsche | Gevatter Geppetto | Puppenspieler Feuerfresser | Milchkaffee | Spielzeugland | Romeo, Freund Docht | Riesenhai, »der Teufel der Fische und der Fischer“

  Wie soll ich sie nur nennen? überlegte er. Ich werde sie auf den Namen Pinocchio taufen. Er wird ihr sicher Glück bringen. Ich habe einmal eine ganze Familie gekannt, die so hieß. Der Vater, die Mutter, die Kinder – alle hießen Pinocchio, und allen ging es gut. Der reichste von ihnen war ein Bettler.  Als der arme Pinocchio mehr tot als lebendig am Ast der Großen Eiche hing, sah das schöne Mädchen mit dem schwarzen Haar wieder beim Fenster heraus. Sie erblickte den Unglücklichen, der da aufgehängt im Wind hin und her baumelte; das Mitleid überkam sie, und sie klatschte dreimal in die Hände.    Vor Wut darüber, daß sie ihm nicht an den Leib konnten, griffen die Taugenichtse zu Wurfgeschossen. Sie öffneten ihre Schultaschen, und Augenblicke später kamen Abc-Bücher, Sprachlehren, Rechenbücher und was es an Schulbüchern sonst noch alles gibt auf ihn zugeflogen.  

Pinocchios Abenteuer. Die Geschichte einer Holzpuppe
Ü: Hubert Bausch
Illus: Enrico Mazzanti
Philipp Reclam jun., Stuttgart, 1986 (2008)
200 Seiten

Meister Anton/Meister Kirsche | Gevatter Geppetto | Puppenspieler | Feuerfresser | Milchkaffee | Spielzeugland | Romeo, Freund Docht | Haifisch, „Attila der Fische und der Fischer

  »Wie soll sie den heißen«, fragte er sich. »Ich will sie Pinocchio nennen. Dieser Name wird ihr Glück bringen. Ich kannte eine ganze Familie, die Pinocchi hieß: Vater Pinocchio, Mutter Pinocchia und die Kinder Pinocchi. Und alle kamen gut durchs Leben. Der Reichste von ihnen bettelte um Almosen.«  Gerade als der arme Pinocchio, den die Mörder an einem Ast der Großen Eiche aufgehängt hatten, mehr tot als lebendig war, erschien das schöne Mädchen mit dem blauen Haar wieder am Fenster. Beim Anblick des armen, am Halse Aufgehängten, den die Böen des Nordwindes im Kreise herumwirbelten, wurde ihr Herz weich, und sie klatschte dreimal leise in die Hände.  Erbost darüber, dass sie sich nicht mit dem hölzernen Jungen im Nahkampf messen konnten, griffen sie zu Wurfgeschossen. Sie lösten ihre Bündel mit Schulbüchern auf und begannen, ihn mit ihren Lesebüchern, Grammatiken, ihren »Gianettini«, »Minuzzoli«,1 den »Erzählungen« von Thouar, Baccinis »Pulcino« und anderen Schulbüchern zu bewerfen.  

1 Gianettino und Minuzzolo sind Werke von Collodi.

Pinocchios Abenteuer
Ü: Joachim Meinert
Holzstiche: Werner Klemke
Aufbau-Verlag, Berlin, 1988
238 Seiten

Meister Antonio/Meister Kirsche | Gevatter Geppetto | Puppenspieler Feuerfresser | Milchkaffee | Spielzeugland | Romeo, Freund Docht | riesiger Haifisch, „Attila der Fische und Fischer“

  »Wie soll ich ihn nennen?« sprach er zu sich. »Ich will ihn Pinocchio, Zapfenauge, nennen. Dieser Name wird ihm Glück bringen. Ich habe eine Familie gekannt, in der alle Pinocchio hießen: Pinocchio der Vater, Pinocchia die Mutter, Pinocchi die Kinder, und alle lebten sie fröhlich dahin. Der reichste von ihnen war Bettelmann.«  Während nun Pinocchio, von den Räubern am Ast der Großen Eiche aufgeknüpft, so dahing und mehr tot als lebendig schien, trat das Schöne Mädchen mit dem blauschwarzen Haar erneut ans Fenster. Beim Anblick des Unglücksvogels, der da am Halse aufgehängt war und bei den heftigen Böen des Nordost eine Dreher tanzte, erbarmte sie sich seiner und klatschte dreimal in die Hände.  Die Jungen waren wütend, weil sie sich mit dem Burattino nicht im direkten Handgemenge messen konnten, und suchten nach Wurfgeschossen. Sie knüpften die Bündel ihrer Schulbücher auf und schleuderten ihre Fibeln, Grammatiken, Lese- und andere Schulbücher nach ihm.

Der neue Pinocchio
neu erzählt von Christine Nöstlinger
Illus: Nikolaus Heidelbach
Beltz Verlag, Weinheim, 1988
215 Seiten

–  /Meister Kirsche | Geppetto | Puppenspieler | Kakaoschlückchen | Spielzeugland | –, Docht | Haifisch

  Mit den Haaren begann er, und dabei beschloß er, den Hampelmann Pinocchio zu taufen. Er hatte nämlich einmal eine Familie aus lauter lustigen Leuten gekannt, in der hatte der Vater Pinocchio geheißen und die Mutter Pinocchia und die Kinder Pinocchi. Dieser Name, dachte Geppetto, wird meinem Hampelmann sicher Glück bringen!  Das wunderschöne Mädchen mit den türkisblauen Locken machte sich Sorgen um Pinocchio, denn es hatte ja gesehen, wie er von den zwei tropfnassen Kartoffelsäcken in den Wald geschleppt worden war. Und daß die Kartoffelsäcke nichts Freundliches im Sinn gehabt hatten, war zu merken gewesen.  Da ließen ihn die bösen Buben los. Doch als Beute hatten sie seinen Schulranzen erobert. Mit dem traten sie den Rückzug an und verschanzten sich hinter einem Felsen am Ufer. Pinocchio rief: »Gebt mir meine Schulsachen wieder!« »Aber gern«, brüllte es hinter dem Felsen hervor, und dann sauste Pinocchios Lesebuch über den Felsen und platschte ins Wasser. Und hinter dem Felsen hervor kreischte es: »He, Blöder, warum hast du das Buch auch nicht gefangen?« Gleich darauf sausten Pinocchios Tintenwischer und seine Schreibfeder über den Felsen und landeten auch im Wasser.

Pinocchio
Ü: Maria Czedik-Eysenberg
Verlag Carl Ueberreuter, Wien, 1990
155 Seiten

Meister Antonio/Meister Kirsche | Gevatter Geppetto | Herr Feuerfresser | Milchkaffee | Spielzeugland | Romeo, Docht | Riesenwalfisch, »die Geißel der Fische und der Fischer«

  »Welchen Namen soll ich ihr geben?« überlegte er. »Ich werde den kleinen Kerl Pinocchio nennen. Dieser Name wird ihm Glück bringen. Ich kannte eine ganze Familie von Pinocchi: Pinocchio der Vater, Pinocchia die Mutter und Pinocchi die Kinder, und allen ging es großartig. Der Reichste von allen war ein Bettler.«  In diesem Augenblick, als der arme Pinocchio, den die Räuber an einem Ast der Großen Eiche aufgeknüpft hatten, schon mehr tot als lebendig war, da erschien das schöne Mädchen mit dem blauen Haar wieder am Fenster. Als es den unglückseligen Pinocchio erblickte, der an einer Schnur baumelte und mit dem Nordwind tanzte, fühlte es tiefes Mitleid und klatschte dreimal in die Hände.  Die Jungen verärgert darüber, daß sie Pinocchio nicht an den Leib rücken konnten, griffen schließlich zu Wurfgeschossen. Sie öffneten ihre Ranzen und schleuderten ihre Bücher nach ihm: ihre Fibeln, die Sprachlehre- und die Rechenbücher, ihre Lesebücher und ganze Bände mit Erzählungen und alles, was sie sonst noch an Schulbüchern bei sich trugen.

Pinocchios Abenteuer
anhand der dt. Erstausgabe neu bearbeitet von Anne Braun
Illus: Klaus Müller
Arena Verlag, Würzburg, 1993
206 Seiten

Schreiner Tonio/Meister Pflaum | Meister Geppetto | Puppenspieler Feuerschlund | Kakao mit Kuchen | Faulenzerland | Friedrich, Freund Spindel | der große Hai, von dem ihr schon gehört habt

  Es quälte ihn nur noch eine Sorge. Wie sollte er seinen Hampelmann nennen? Plötzlich sprang er auf, schlug sich an die Stirn und rief: »Ja! Pinocchio muss er heißen. Das ist ein schöner Name, der ihm Glück bringen wird. Ich habe eine ganze Familie von Pinocchios gekannt: Vater Pinocchio, Mutter Pinocchio und all ihre Kinder. Sie waren so tüchtig und allen ist es im Leben gut gegangen. Einer von ihnen hatte es sogar zum reichsten Bettler der Stadt gebracht.«  In diesem Augenblick, als Pinocchio mehr tot als lebendig zu sein glaubte, trat das Mädchen mit dem goldenen Haar wieder ans Fenster. Es hatte Mitleid bekommen mit dem armen Hampelmann, der vom Winde geschüttelt, hin und her schaukelte. Es klatschte dreimal in die Hände und klopfte dreimal leicht mit dem Fuß auf den Boden.  Die Jungen ärgerten sich, dass sie Pinocchio auf diese Art nicht beikommen konnten, und griffen zu einer neuen Kampfart. Rasch machten sie ihre Schultaschen auf und bewarfen ihn mit ihren Büchern. Da kam eine Grammatik geflogen, ein Rechenbuch, dann eine Naturgeschichte, dann ein Geografiebuch, ein Atlas und sogar ein Federkasten.

Pinocchio
erzählt von Kristina Franke
Illus: Kestutis Kasparavicius
Coppenrath Verlag, Münster, 1993
48 Seiten

–/– | Holzschnitzer Geppetto | Puppenspieler Herr Feuerfresser | Milchkaffee | Spielzeugland | –/der faule Docht | der riesige Haifisch

  „Aus dir will ich meine schönste und lebendigste Holzpuppe machen“, dachte er plötzlich. „Ich werde mit dir durch die Welt ziehen, damit du mir Glück und Geld bringst. Und weil du aus Pinienholz gemacht bist, will ich dich Pinocchio nennen.“  In dem schneeweißen Häuschen aber, das Pinocchio zwischen den Bäumen gesehen hatte, wohnte eine wunderschöne Fee mit blauen Haaren. Sie war Herrin und Freundin aller Tiere und empfand Mitleid mit dem armen Pinocchio.  [Satz fehlt]

Pinocchios Abenteuer
Ü: Bettina Kienlechner
Illus: Roland Topor
Gina Kehayoff, München, 1995
184 Seiten

Meister Antonio/Meister Kirsche | guter Geppetto | Puppenspieler Mangiafoco | Milchkaffee | Spielland | Romeo, Freund Docht | der riesige Haifisch, »Attila der Fische«

  »Wie soll ich sie nennen?« sagte er zu sich selbst. »Ich will sie Pinocchio nennen. Dieser Name wird ihr Glück bringen. Ich kannte einmal eine ganze Familie voller Pinocchi: Vater Pinocchio, Mutter Pinocchia, und Kinder Pinocchi, und allen ging es sehr gut. Der reichste von ihnen ging betteln.   [fehlende Abführungzeichen im Text]  Als der arme Pinocchio, den die Mörder an einem Ast der Großeiche aufgehängt hatten, mehr tot als lebendig schien, schaute das schöne Mädchen mit den blauen Haaren aus dem Fenster und war beim Anblick des Unglückseligen, der dort hing und im Wind einen Reigen tanzte, voller Mitleid. Es klatschte kurz dreimal in die Hände […]    Verärgert darüber, daß sie sich im Nahkampf mit Pinocchio nicht messen konnten, beschlossen die Jungen, zu den Wurfgeschossen zu greifen. Sie lösten die Riemen ihrer Bücherbündel und begannen Pinocchio mit Fibeln, Grammatiken, dem Einmaleins, mit Krambambuli und Reinicke Fuchs und anderen Schulbüchern zu bewerfen.

Pinocchios Abenteuer
neu erzählt: Ilse Bintig
Illus: Oliver Regener
Arena Verlag, Würzburg, 2000
80 Seiten

–/– | Geppetto | Puppenspieler Feuerfresser | – | Spielzeugland | Romeo, Kerzendocht | Riesenwal Monstro

  Er überlegte einen Augenblick, dann sagte er lachend zu dem zappeligen Männchen: »Weißt du, ich werde dich Pinocchio nennen. Das ist ein Name, der Glück bringt.«  [Satz fehlt]    [Satz fehlt]

Pinocchio
Ü: Ilse Fath-Engelhardt
Illus: Simon Bartram
Gondrom Verlag, Bindlach, 2002
48 Seiten

Meister Antonio/ – | Geppetto | – | – | Spielzeugland | Romeo | der schreckliche Hai

  »Wie soll ich die Puppe nur nennen?«, fragte er sich. »Ich weiß, sie soll Pinocchio heißen.«    In einem Häuschen wohnte aber eine wunderschöne Fee mit blauem Haar. Als sie am nächsten Tag aus dem Fenster schaute und den Holzbuben am Ast baumeln sah, hatte sie Mitleid. Sie klatschte dreimal in die Hände – eins, zwei drei.  Sie hatten Pinocchio hereingelegt, und es kam noch schlimmer. Einer der Jungen boxte ihn. Pinocchio schlug zurück und unversehens war eine Schlägerei im Gange.

Pinocchio. Die Geschichte eines Hampelmanns, ein Fortsetzungsroman
Ü: Marianne Schneider
Schirmer/Mosel, München, 2003
237 Seiten
– zweisprachige Ausgabe

Meister Antonio/Meister Kirsche | Gevatter Geppetto | Puppenspieler Feuerschlucker | Kaffee mit Milch | Land der tausend Spiele | Romeo, Freund Dünndocht | Riesenhaifisch, „Attila der Fische und der Fischer“

  »Wie werde ich ihn denn nennen?« sagte er bei sich. »Pinocchio soll er heißen. Dieser Name wird ihm Glück bringen. Ich kannte einmal eine ganze Familie Pinocchios: Pinocchio, der Vater, Pinocchia, die Mutter, und Pinocchi, die Kinder, und alle ließen es sich wohl sein. Der Reichste von ihnen ging betteln.«    Während der arme Pinocchio, von den Mördern an einem Ast der Großen Eiche erhängt, nun schon mehr tot erschien als lebendig, zeigte sich das schöne Kind mit dem nachtblauen Haar wiederum am Fenster und beim Anblick des Unglückseligen, der am Hals aufgeknüpft zu den Stößen des Nordwinds einen gewaltsamen Reigen tanzte, wurde es von Mitleid erfaßt, klatschte in die Hände und ließ drei kleine Schläge hören.  Da griffen die Jungen vor Ärger darüber, daß sie mit dem Hampelmann nicht ringen konnten, wohlweislich zu ihren Geschossen, und nachdem sie die Riemen um ihre Schulbücher gelockert hatten, begannen sie Lesebücher, Grammatiken, sämtliche Giannettinos und Minuzzolos von Collodi und noch andere Schulbücher nach ihm zu werfen.

Pinocchio
Ü: Sonja Hartl
Illus: Barbara Scholz
Thienemann Verlag, Stuttgart, 2003
202 Seiten

Tischler Antonio/Meister Kirsche | Gevatter Geppetto | Feuerfresser | Milchkaffee | Spielzeugland | Romeo, Freund Docht | der riesige Haifisch

  »Wie soll ich ihn nennen?«, grübelte er. »Pinocchio! Pinocchio nenne ich ihn. Der Name wird ihm Glück bringen. Ich kannte mal eine Familie Pinocchio, in der es alle gut hatten! Der Reichste von ihnen war Bettler.«  In jenem Augenblick, als Pinocchio mehr tot als lebendig am Baume hing, trat das schöne Mädchen mit dem nachtblauen Haar von neuem ans Fenster. Beim Anblick jenes unglücklichen Hampelmannes, der dort am Kragen aufgehängt im Nordwind baumelte, über kam sie solches Mitleid, dass sie dreimal leise in die Hände klatschte.    Dass sie mit Pinocchio nicht Mann gegen Mann kämpfen konnten, ärgerte die Jungen so sehr, dass sie darangingen, sich mancherlei Wurfgeschosse zu bedienen. Sie schnürten ihre Bücherbündel auf und eins ums andere warfen sie ihre Bücher nach ihm. So flogen Pinocchio also Lesebuch, Grammatik und andere gelehrte Werke um die Ohren.

Pinocchios Abenteuer
neu erzählt von Maria Seidemann
Illus: Petra Probst
Edition Bücherbär, Arena, Würzburg, 2006
64 Seiten
– Erstleser

–/– | Geppetto | Direktor | – | – | – | Wal

  » […] Und einen Namen kriegst du auch. Ich werde dich Pinocchio nennen. So wie die kleinen Kerne in den Pinienzapfen hießen. Weil du aus Pinienholz gemacht bist.«  »Weine nicht!«, sagte das Mädchen mit den blauen Haaren, das ihn aus dem Sack befreit hatte.  [Satz fehlt]

D Aabetüür vom Pinocchio
Ü ins Berndeutsche: Ruth Troxler und Thomas Gsteiger
Illus: Martha Pfannenschmid
Weltbild, CH-Olten, 2007
159 Seiten

Meischter Antonio/Meischter Chrischi | Nachber Geppetto | Puppespiler Mangiafoco | Milchgeffee | Gfätterliland | Romeo, Fründ Bohnestange | Haifisch <Attila vo de Fisch u de Fischer>

  «Was chönnt i ihm für ne Name gä?» het er sech gfragt. «Er söll Pinocchio heisse. Dä Name bringt ihm Glück I ha ne Familie vo Pinocchios kennt; Pinocchio der Vater, Pinocchia d Mueter u Pinocchini d Chind. U allne isch es glänzend ggange. Der Rychscht von ne isch e Bättler gsy.»      I däm Momänt, wo der arm Pinocchio, wo vo de Mörder amenen Ascht vo der Grossen Eichen ufghänkt worden isch, scho meh tod als läbig isch gsy, isch das schöne Meitschi mit de dunkelblaue Haar wider a ds Fänschter cho. Voll Erbarme mit däm Unglückleche, wo da ma Hals ufghänkt mit em Nordwind e Polka tanzet, het es drü Mal i d Händ gchlatschet.  Jitz hei di Giele, verergeret drüber, dass si nid a Pinocchio ane chöme, nid lang überleit, u wahllos zu ihrne Schuelbüecher ggriffen u se als Wurfgschoss benützt. Si hei ihm alles nachegschosse, was ne i d Händ cho isch: Läsibüecher, Grammatikbüecher, d «Giannettini» d «Brösmeli», di «Erzählige» vom Thouar, ds «Bibeli» von der Baccini u no anderi Schuelbüecher.

Die Abenteuer des Pinocchio
Ü und Illus: Mario Grasso
Lappan, Oldenburg, 2011
173 Seiten

Meister Antonio/Meister Kirsche | Freund Geppetto | Puppenspieler Feuerfresser | Milchkaffee | Spielzeugland | Romeo, Freund Kerzendocht | Haifisch, »Attila, der Hunnenkönig der Fische und Fischer«

  »Was für einen Namen gebe ich ihr?«, fragte er sich. »Ich will sie >Pinocchio< nennen. Dieser Name wird ihr Glück bringen. Ich kannte eine Familie Pinocchi. Der Vater hieß Pinocchio, die Mutter Pinocchia und die Kinder Pinocchi; und allen ging es gut. Der Reichste unter ihnen bettelte um Almosen.«  Als der arme Pinocchio, mehr tot als lebendig, an dem Ast der großen Eiche hing, erschien am Fenster wieder das schöne Mädchen mit den dunkelblauen Haaren und empfand Mitleid mit ihm. Da die Böen des Nordwindes im Kreise herumwirbelten, wurde ihr Herz weich, und sie klatschte dreimal in die Hände.    Erbost darüber, dass sie sich mit Pinocchio nicht messen konnten, griffen sie zu Wurfgeschossen. Sie bewarfen ihn mit ihren Schulbüchern.

Pinocchios Abenteuer
Ü aus dem Englischen: Gundula Müller-Wallraf
Illus: Robert Ingpen
Knesebeck Verlag, München, 2014 (2. Auflage 2020)
207 Seiten

Meister Antonio/Meister Kirsche | Meister Geppetto | Feuerfresser | Milchkaffee | Spielzeugland | Romeo, Freund Kerzendocht | der mächtige Hai, »Attila der Meere«

  »Wie soll ich sie nennen?«, fragte er sich. »Ich glaube, ich nenne sie Pinocchio. Mit diesem Namen lässt sich ein Vermögen verdienen. Ich kannte einmal eine ganze Familie Pinocchi – Vater Pinocchio, Mutter Pinocchia und Kinder Pinocchi –, die alle vom Glück gesegnet waren. Der reichste von ihnen konnte nur vom Betteln leben.«  Wenn die arme Marionette dort noch etwas länger hätte baumeln müssen, wäre sicher alle Hoffnung dahin gewesen. Aber zu ihrem Glück sah das liebliche Mädchen mit dem azurblauen Haar noch einmal aus dem Fenster. Und voller Mitleid beim Anblick des armen, kleinen Kerls, der dort hilflos vom Wind hin und her geworfen wurde, klatschte es dreimal laut in die Hände.  Zornig darüber, die Marionette nicht im Nahkampf besiegen zu können, begannen die Jungen, alle möglichen Bücher nach ihr zu werfen. Lesebücher, Atlanten, Geschichtsbücher, Grammatiken flogen in alle Richtungen.

Pinocchio
Text: Giada Francia
Ü: Ulrike Schimming
Illus: Manuela Adreani
White Star, DeAgostini, Novara, 2014
80 Seiten

–/– | Tischler Geppetto | Feuerfresser | Milchkaffee | Spielzeugland | –, Docht | Wal

  „[…] Ich werde dich Pinocchio nennen, so wie der Schlaumeier, den ich mal kannte. Dieser Name wird dir Glück bringen.“  Während Pinocchio am Ast baumelte, stand ein Mädchen mit türkisem Haar am Fenster eines Hauses ganz in der Nähe und sah die Holzpuppe, die mehr tot als lebendig war. Pinocchios Schicksal rührte sie, und sie beschloss, ihm zu helfen. Dreimal klatsche sie in die Hände […]  Doch die Jungen konnte ihm nichts anhaben, weil er sich mit seinen harten Holzfüßen geschickt zur Wehr setzte. Deshalb holten sie Bücher und Hefte aus ihren Ranzen und warfen sich Grammatik und Arithmetik an den Kopf.

Die Abenteuer des Pinocchio
Ü: Paul Goldschmidt (gekürzt und redigiert, s. 1966)
Illus: MinaLima Design
Coppenrath Verlag, Münster, 2020
287 Seiten

Meister Antonio/Meister Kirsche | Gevatter Geppetto | Puppenspieler Feuerfresser | Milchkaffee | Spielzeugland | Romeo, Freund Docht | Riesenwalfisch

  »Welchen Namen soll ich ihr geben?«, überlegte er. »Ich werde den kleinen Kerl Pinocchio nennen. Dieser Name wird ihm Glück bringen.«  In diesem Augenblick, als der arme Pinocchio schon mehr tot als lebendig war, da erschien das schöne Mädchen mit dem blauen Haar wieder am Fenster. Als es den unglückseligen Pinocchio erblickte, der an seiner Schnur baumelte und mit dem Nordwind tanzte, fühlte es tiefes Mitleid und klatschte dreimal in die Hände.  Da griffen die Jungen, verärgert darüber, dass sie sich mit Pinocchio nicht im Kampf messen konnten, schließlich zu Wurfgeschossen. Sie öffneten ihre Ranzen und schleuderten ihre Bücher nach ihm: ihre Fibeln, die Sprachlehre und die Rechenbücher, ihre Lesebücher und ganze Bände mit Erzählungen und alles, was sie sonst noch an Schulbüchern bei sich trugen.

Die Bürden der Bürokratie

Patwardhan

In Zeiten, in denen sich der Fokus zumeist auf lästige Viren und allgegenwärtiges Infektionsgeschehen richtet, war es für mich eine willkommene Abwechslung endlich wieder ein Kinderbuch zu lesen, das davon ablenkt und gleichzeitig ein immer noch wichtiges Thema ins Bewusstsein zurückholt. In dem zweiten Band der Forschungsgruppe Erbsensuppe schafft Rieke Patwardhan es erneut, das Leben Geflüchteter in den Mittelpunkt zu stellen.

Dieses Mal machen sich Nils und Evi Gedanken um Lina, die sich seit einiger Zeit seltsam benimmt: Sie kommt zu spät zum Unterricht, hat ständig etwas zu tun und kann sich nicht mehr mit ihnen treffen. Obwohl die Detektivbande gerade einen neuen Treffpunkt nutzen können, da Opa sich um das Haus eines alten Freundes kümmert, der auf Mallorca wohnt.

Lina macht sich verdächtig

Auch wenn es Nils nicht behagt, beobachten er und Evi die Freundin und besuchen sie in ihrer Flüchtlingsunterkunft. Dort finden sie Lina über seltsamen Papierbergen, während ihr Vater krank im Bett liegt. Lina ist das alles sehr unangenehm und möchte mit den Freunden nicht darüber reden.
Doch die lassen nicht locker. Und ein Foto, das ihre Konkurrenten, die zwei Fragezeichen, aus Linas Schultasche stibitzen und das einen unbekannten Jungen zeigt, heizt die Spekulationen noch an. Wer ist das? Was ist nur mit Lina los? Was ist bloß passiert?

Papierkram nervt

Im Grunde ist nichts vorgefallen, sondern es ist die Bürokratie, die Lina und ihren Vater fertigmacht. Denn sie müssen ganz rasch unzählige Formulare vom Deutschen Roten Kreuz ausfüllen, um Linas Bruder, den Jungen vom Foto, zur sich zu holen. Dieser ist auf der Flucht von ihnen getrennt worden und in Österreich gelandet.
Patwardhan gelingt es hier auf leichte und kindgerechte Art den jungen Leser:innen einen Einblick in das tägliche Leben von Geflüchteten in Deutschland zu geben. Denn mit der Ankunft in Deutschland ist es für diese Menschen ja noch lange nicht getan, ein ruhiges, erfülltes Leben mit all ihren Lieben führen zu können. Sie müssen gegen die Mühlen der Bürokratie kämpfen und fürchten abgeschoben zu werden. All das dauert und zerrt an den Nerven – weshalb es kein Wunder ist, dass Linas Vater krank wird. Genau diese Aspekte aus dem Leben von Geflüchteten geraten in unserem tagtäglichen Stress oftmals in Vergessenheit.

Parallele zur deutschen Nachkriegsgeschichte

Und wie schon im ersten Teil der Forschungsgruppe zieht die Autorin auch dieses Mal wieder eine Parallele zur Geschichte deutscher Kriegsflüchtlinge, deren Familien in den Wirren des zweiten Weltkriegs auseinandergerissen wurden.
Sie zeigt damit eindrucksvoll, dass die Belastungen, die eine Flucht mit sich bringt, und alles, was im neuen Land danach auf die Familien einstürzt, natürlich auch an den Kindern nicht spurlos vorübergeht. Oftmals müssen diese, weil sie die neue Sprache schneller lernen als ihre Eltern, diesen bei dem lästigen Papierkram helfen – der ja nicht einmal deutschen Muttersprachler:innen leicht fällt. Unterschwellig findet sich hier der Appell an die Behörden, endlich einmal eine einfache Sprache zu nutzen und Abläufe zu vereinfachen. Es würde sicherlich vielen Menschen eine Hilfe sein, ganz gleich, woher sie stammen.

Die Wichtigkeit der internationalen Suchdienste

Darüberhinaus ist diese Geschichte auch eine Würdigung der internationalen Suchdienste, die alles Menschenmögliche unternehmen, um Familien wieder zusammenzuführen. Auch hier steckt natürlich wieder ein Quäntchen Kritik an den herrschenden Zuständen, denn noch viel zu oft legen die Behörden den Familien unüberwindbare Hürden in den Weg und agieren überaus unsensibel, wenn es darum geht, Kinder wieder mit ihren Eltern zusammenzubringen.

Junge Leser:innen erfahren hier auf spannende und kurzweilige Art, dass das Leben für geflüchtete Kinder unzählige belastende Facetten bereithält, die im Grunde so schnell wie möglich und unbürokratisch verändert werden müssten.

Rieke Patwardhan: Forschungsgruppe Erbsensuppe oder wie wir ein Haus kaperten und Linas Geheimnis auf die Spur kamen, Knesebeck, 2021, ab 8, 13 Euro