Wer sich auf meinem Blog öfter mal herumtreibt, weiß, dass ich hier auch auch die Werke vorstellen, die zum Teil an meinem Schreibtisch entstanden sind. Heute ist mein jüngstes Übersetzungswerk auf den Markt gekommen: die Comic-Biographie Steve Jobs – Das wahnsinnig geniale Leben des iPhone-Erfinders, konzipiert, gezeichnet und verdichtet von der Amerikanerin Jessie Hartland.
In 13 Kapiteln fasst Hartland das viel zu kurze Leben von Jobs in klaren, kritzeligen schwarz-weiß Panels zusammen. Von seinen Anfängen in der Garage, über die Gründung von Apple und Jobs Rausschmiss aus der eigenen Firma bis hin zu seinen Erfindungen, die so gut wie jeder von uns heute in die Hand nimmt – egal ob da ein Apfel drauf ist oder ein anderer Schriftzug. Ob wir die Person Steve Jobs nun kennen oder nicht, in unseren Haushalten ist er auf die eine oder andere Art vertreten. Und sei es in der Form einer DVD eines Pixar-Films …
Jessie Hartlands Graphic Novel klärt auf sehr unterhaltsame und leicht ironische Art über den Menschen Jobs auf.
Übersetzungstechnisch war es für mich in mancher Hinsicht eine wahnsinnige und auch geniale Arbeit. Diverse Apfel-Produkte benutze ich selbst, habe mir aber nie groß Gedanken über ihre Herkunft gemacht. Hartland baut in ihre Biographie jedoch sehr geschickt Doppelseiten über die jeweilige Technik der vergangenen Jahrzehnte ein – und da wurde ich dann wieder an meine eigene Jugend erinnert und an die ersten Tippversuche auf einem C64 und seltsame Nintendo-Daddel-Spiele. Manches, was heute vergessen ist wie Kompaktkassette und Walkman kamen mir wieder in den Sinn. Irgendwann hatte ich sogar mal eine Basic-Programmier-Kurs, von dem ich aber nichts behalten habe. All das, und vieles weitere, fließt heute in den ganzen Smartprodukten auf die eine oder andere Weise zusammen. Und so wurde mir während des Übersetzens klar, wie tief die Wurzeln eines so kleinen Smartphones reichen, mit dem wir ständig unzählige Dinge tun und vieles nicht mehr lassen können.
Wahnsinnig an der Arbeit war die Kleinteiligkeit der Panels. Namen, Worte, Begriffe, Gesprochenes, Geschriebenes. Ständig musste ich aufpassen, dass ich nichts übersehe. Zum Glück hat meine Lektorin sehr aufmerksam mitgelesen und so haben wir wohl wirklich alles gefunden, was zu übersetzen war oder was Englisch gelassen werden musste.
Und auch wenn der Text hier nicht immer in engen Sprechblasen steht, die der Übersetzerin so gar keinen Raum lassen, sondern manche Texte richtig Platz zu haben scheinen, musste ich mich doch mit der Länge der Texte beschränken. Das hieß: zählen. Die Buchstaben von Jessie Hartlands handgeletterten Texten zählen. Ich habe also gezählt und dann meine Texte eingekürzt, damit alles passt.
Dankenswerterweise hat Jessie Hartland dem Fischer-Verlag einen Font mit ihrer Schrift zur Verfügungen gestellt, so dass die deutsche Ausgabe nun annähernd den Eindruck eines handgeletterten Comics hat. Die Herstellung im Verlag hat da perfekte Arbeit geleistet, all die Varianten von Groß- und Kleinschrift, von senkrechten Worten und Fettungen wie im Original einzubauen. Die Leichtigkeit, die im Vorfeld von einigen schon als hässliches Kinder-Gekrickel kritisiert wurde, die aber Jessie Hartland Stil ausmachen, sind für mich so in die deutsche Version herübertransportiert worden. Und all jene, die denken mögen, so ein Gekrickel sei ja total einfach hinzumalen, der nehme bitte einen Stift in die Hand und versuche es selbst …
Ich jedenfalls liebe diesen leichten und frechen Strich von Jessie Hartland, weiß durch ihre Geschichte gewisse Apple-Produkte nun besser zu würdigen und bin froh, dass ich keine 500-Seiten-Biografie lesen musste. Während des Übersetzens kam für mich somit alles zusammen, was Glück ausmacht: Spaß, neues Wissen über Technik und einen Menschen, nostalgische Erinnerungen und professionelle Herausforderungen. Besser konnte es für mich kaum sein.
Schön ist aber auch, dass heute bereits eine erste Besprechung von Irve online gegangen ist, nämlich hier. Danke dafür!
Ich hoffe, dass Ihr beim Lesen genauso viel Spaß mit dieser Graphic Novel habt, wie ich es beim Übersetzen hatte.