Gladiator 2.0

Heute bin ich gereist, durch Zeit und durch Raum, jenseits aller Beschränkungen, die uns in den vergangenen Wochen so auferlegt worden sind. Und diese Hörspiel-Reise verdanke ich Birge Tetzner und ihrem Fred. Denn seit dieser Woche erlebt der Junge ein neues archäologisches Abenteuer – Fred im alten Rom!
Als Italienisch-Übersetzerin und Italien-Liebhaberin war es mir natürlich ein Bedürfnis, sofort in diese Geschichte reinzuhören und mein Rezensions-Sabbatical kurz mal zu unterbrechen, mit dem Ergebnis, dass ich nicht mehr davon losgekommen bin und mich zwei kurzweilige Stunden von Fred und Opa Alfred durch Rom habe führen lassen.

Der Blick hinter die Kulisse

Die beiden bekommen von Flavia, einer römischen Bauforscherin, eine spezielle Führung durch das Kolosseum, das größte Amphitheater im Römischen Reich. Es geht durch die engen Gänge des »Untergeschosses«, in dem Flavia und ihre Kollegen einen der vielen Holzaufzüge rekonstruiert haben, die vor fast 2000 Jahren die Gladiatoren und die wilden Tiere in die Kampfarena beförderten. Fred darf mitfahren und dabei gerät er – so wie in seinen anderen Abenteuern auch – in die Vergangenheit und quasi mitten rein in die Abläufe der Gladiatorenkämpfe im alten Rom. Durch sein zupackendes Verhalten, bei dem er einem verletzten Gladiator hilft, fällt er dem Medicus des Kolosseums auf und wird dessen Gehilfe. Er teilt sich eine Kammer mit dem jungen Sklaven Timonides, der am nächsten Tag gegen den fiesen, aber eigentlich feigen Imperator Commodus kämpfen soll. Ein Todesurteil für den untrainierten jungen Griechen. Fred kann das natürlich nicht einfach so zulassen …

Frauenkämpfe in der Arena

Hätte man mich heute – vor dieser Hörspiel-Reise – zu Gladiatorenkämpfen im alten Rom befragt, ich hätte mit hollywoodianisch geprägtem Halbwissen eher eine schlechte Figur gemacht. Doch nun ist mein Wissen, Dank der wieder einmal großartigen Rechercheleistung von Birge Tetzner und ihrer gekonnten Aufbereitung der Fakten, mein Wissen um ein paar erstaunliche Schätze reicher. So erlebt Fred einen Frauenkampf in der Arena und erfährt, dass nicht jeder Kampf dort mit dem Tod der Gladiatoren enden musste, sondern dass es auch die Möglichkeit eines Unentschiedens gab. Dabei ist jedoch immer klar, dass das römische System der Schaukämpfe kein Zuckerschlecken war, sondern ein bisweilen sehr unbarmherziges Menschenbild dahinterstand und so auch Todesurteile vollstreckt wurden. Menschenrechte in unserem heutigen Sinne gab es damals ja noch nicht, dafür aber Bürgerrechte, sodass das politische Rom zwar gnadenlos gegen seine Gegner vorging, seine Bürger jedoch aus allen Ecken des Reiches kamen und so eine wohl ziemlich multikulturelle Gesellschaft entstand war.

Faktenfülle und Fachbegriffe

Wer sich auf diese Welt der Gladiatoren einlässt, wird mit einer Reihe von lateinischen Begriffen konfrontiert wie Armentarium (Waffenlager), Sanitarium (Krankenhaus) oder Murmillo und Thraex (zwei Gladiatorentypen). Diese geschickt in das Hörspiel eingestreuten Begrifflichkeiten versteht man beim Hören aus dem Zusammenhang, kann sie aber bei Bedarf in dem ergänzenden Booklet nachlesen. Dort findet sich auch ein Glossar, das ein schnelles Nachschlagen möglich macht. Die Texte im Booklet vertiefen zudem die Hintergründe der Geschichte noch weiter und offenbaren, wie viele wahre Geschichten in Freds Abenteuer stecken.

Ein perfekt eingespieltes Team

So, wie ich den Entstehungsprozess von Fred im alten Rom über Instagram und Facebook in den vergangenen Monaten beobachten konnten, haben an dieser packenden Geschichte unzählige Menschen mitgewirkt. Allein 17 Sprecher*innen sind dieses Mal zu hören, allen voran das unverwechselbare Trio aus Remo Schulze als Fred, Jürgen Thormann als Opa Alfred und Andreas Fröhlich als Erzähler. Wer die anderen Fred-Abenteuer kennt, wird sich allein beim Klang dieser drei sofort wieder wohlfühlen und sich entspannt ins alte Rom entführen lassen. Mir persönlich haben natürlich die italienischen Sprecher*innen wie Manuela Naso als Flavia oder Lorenzo Monteleone als Barista sehr gefallen. Ihre italienischen Sätze, die im Folgenden immer übersetzt werden, sodass niemand befürchten muss, etwas nicht zu verstehen, lassen das heutige Rom sehr lebendig werden.
Die Soundeffekte und musikalischen Unterlegungen von Rupert Schellenberger, samt der Geräusche von Peter Sandmann, runden die Geschichte so wunderbar ab. Durch die lebendigen und anschaulichen Texte von Birge Tetzner sieht man Rom, das Kolosseum und die Gladiatoren so unmittelbar vor sich, dass jeder weitere Konsum von irgendwelchen amerikanischen Sandalenfilmen erübrigt.

Perfekte Vorbereitung für die nächste Rom-Reise

Junge Hörer*innen dürften also Freds neuestem Abenteuer gespannt lauschen. Sie finden darin mehr als genügend interessante Fakten, die bei den »Wusstes-du«-Gespräche wissensdurstiger Sprösslinge am Abendbrottisch für jede Menge Erstaunen bei den Großen sorgen werden (oder wissen Sie ohne zu googlen, woher das Wort »Kandidat« kommt?). Wer sich mit seiner Familie in den kommend Wochen und Monaten nach Rom aufmacht, kann sich mit diesem Hörspiel schon mal perfekt darauf einstimmen. Lebendiger und kurzweiliger kann man Geschichte nicht aufbereiten und den Kindern eine längst vergangene Welt und ihre Erforschung schmackhaft machen.

Birge Tetzner: Fred im alten Rom. Im Schatten des Kolosseums, ultramar media, 2020, 2 CDs, 132 Minuten, ab 9, 15,90 Euro

Der vorbildliche Dauerheld

hoodLange habe ich kein Hörbuch mehr vorgestellt, doch nun gibt es eine wunderbare neue Version der Legende von Robin Hood. Geschrieben von Birge Tetzner, die bereits die fundierten Zeitreisegeschichten um den jungen Helden Fred erschaffen hat.

Dieses Mal ist es nicht Fred, der in die Zeit von Robin Hood reist, sondern die Hörerschaft wird vom mittelalterlichen Erzähler Alan a Dale ins England des 12./13. Jahrhunderts geführt: In einer Schenke berichtet er von Robin, dem Geächteten, der sich gegen die Ungerechtigkeit von Prinz John und den Sheriff von Nottingham auflehnt. In 17 Kapiteln entfaltet sich das Leben von Robin und seinen vogelfreien Merry Men, die im Sherwood Forest leben, den Armen helfen und König Löwenherz die Treue halten.

Jedes Kapitel liefert eine aufregende Episode, die allesamt soundtechnisch von Rupert Schellenberger vielfältig und atmosphärisch mit Musik und Geräuschen unterlegt sind. Da spielt die mittelalterliche Klampfe sanfte Töne, die Pfeile sirren durch den Sherwood Forest, in dem die Vögel zwitschern, Laub raschelt und Bächlein plätschern. Geigen untermalen die Begegnung von Robin und Maid Marian, während bei den Kämpfen die Klingen der Schwerter aufeinander scheppern und die Faustschläge krachen. Das alles wirkt so plastisch, dass man meinen möchte, dort spiele jemand eine echte Klampfe und es fände eine wirkliche Prügelei statt – und doch ist alles, wie ich neulich in Berlin erfahren durfte, im Studio am Synthesizer und am Computer entstanden (das ist heutzutage eigentlich eine Binse, aber mich erstaunt es doch immer wieder). Als Folge dieser beeindruckenden Technik sieht man jedoch Robin und seine lustigen Gefolgsleute sehr bildlich vor sich und taucht tief in die Geschichte, ihre historische Zeit und die Landschaft ein.

Die Geschehnisse selbst erzählt Andreas Fröhlich, der uns Älteren auf ewig als Stimme vom dritten Detektiv Bob der ??? in Erinnerung bleiben wird, der aber auch die Synchronstimme von Ethan Hawke, Edward Norton, John Cusack und Gollum ist, sehr resolut und volller Verve. Seine verschiedenen Tonlagen und seine Stimmmodulationen in den unterschiedlichen Rollen, die er hier spricht, passen – wie es für Top-Profis ihres Fachs üblich ist – immer zu den Stimmungen der erzählten Momente. Auf mich wirkt Fröhlichs Stimme, die mir über all die Jahre so vertraut geworden ist, so, als würde ein guter Freund voll mitreißender Begeisterung erzählen. Das rundet das Hörerlebnis der Robin-Hood-Geschichte zu einem perfekten Genuss ab.

Im Booklet erzählt Birge Tetzner, die die gesamte Geschichte zusammen mit Mitarbeiterinnen des Historischen Museums der Pfalz Speyer geschrieben hat, zudem von den Legenden, die sich um diesen guten Räuber ranken, von dem nicht bekannt ist, ob er wirklich gelebt hat oder nur der Fantasie der Menschen entsprungen ist. Letztendlich ist das auch völlig egal, der Kampf gegen Unterdrückung, Ausbeutung und Ungerechtigkeit ist zeitlos und heute genauso wichtig wie im Mittelalter. So reicht die Botschaft dieses historischen Helden bis in unsere Tage und hat noch immer Vorbildcharakter. Mag man hoffen, dass diese Robin-Hood-Produktion viele Hörer_innen findet, die sich vielleicht etwas von dem Kämpfer für Gerechtigkeit abschauen.

Birge Tetzner: Robin Hood, erzählt von Andreas Fröhlich, ultramar-media, 2018, Hör-CD, 79 Minuten, 12,90 Euro

Wissengefülltes Archäologie-Abenteuer

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In meiner frühen Schulzeit gab es bei uns das – für mich – schöne Ritual zum Mittagessen eine Schallplatte aufzulegen und den Geschichten von Heidi, Peter und der Wolf oder Jules Vernes In 80 Tagen um die Welt zu lauschen. Damals hat sich wohl meine Leidenschaft für Hörbucher und das professionelle Vorgelesen-Bekommen entwickelt.

Eine aktuelle und überaus gelungene Hörspiel-Reihe ist mir nun mit Fred quasi auf der vergangenen Frankfurter Buchmesse über den Weg gelaufen. In der neuesten Geschichte – Fred bei den Maya – reist der etwa 12-jährige Held mit seinem Großvater durch Mittelamerika auf den Spuren der Maya. Sie besteigen den Tempel der Masken, um von dort die aufgehende Sonne zu erleben. Ganz nebenbei erzählt der Großvater so einiges von der untergegangenen Kultur der Maya.
Fred ist fasziniert – und als die beiden auf der Rücktour durch eine Reifenpanne an ihrem Bus im Busch liegen bleiben, passiert mit dem Jungen etwas ganz Besonderes: Er hat nämlich die Fähigkeit durch die Zeit zu „fallen“. Als er mit seinem Hund während der Wartezeit durch den Urwald streift und eine zugewachsene Ruine findet, durchschreitet er ein Tor und landet in der klassischen Zeit der Maya (ca. 900 n. Chr.).
Er begegnet dem Mädchen Xkik‘, der Tochter des Königs von Tikal. Sie will ihren Vater aus der Gefangenschaft der Jaguarkrieger befreien … und Fred wird ihr dabei helfen.

Die Geschichte ist so fesselnd, dass ich sie in einem Rutsch durchhören musste. Und dann gleich noch einmal, denn neben dem reinen Abenteuer-Plot sind hier äußerst geschickt jede Menge historische und kulturelle Informationen über die Maya, ihre Zeit, ihr Leben, ihren Glauben und ihre Riten eingewoben. Die kann man unmöglich beim ersten Hören sofort behalten, aber genau das macht für mich den Reiz eines Hörbuches oder Hörspiels aus, nämlich, dass man bei jedem Hören wieder etwas Neues entdeckt.

Hinzu kommt bei dieser Produktion von Ultramar, dass sich nicht nur einfach die Sprecher im Dialog abwechseln, sondern dass im Hintergrund atmosphärische Klänge und Geräusche einen echten Urwaldteppich weben. Da kreischen die Vögel, da faucht der Jaguar, ständig raschelt es im Dickicht. Das ist so toll gemacht, dass man – schließt man zwischendrin mal die Augen – diesen mittelamerikanischen Regenwald, die Tempel und Maya-Städte richtig vor sich sieht. Die hervorragenden Sprecher tun ihr Übriges, dass ich mich als Hörerin richtig gut unterhalten gefühlt habe.

Wie viel Wissen, Recherche und Mühe Autorin und Produzentin Birge Tetzner in diese Geschichte gesteckt hat, merkt man als Erwachsener bereits beim Hören. Sie zeigen sich darüber hinaus aber auch in einem kleinen Booklet, das vollgestopft ist mit Fakten, einem Glossar zu den wichtigsten Begriffen, einer Anleitung für die Aussprache von Maya-Worten und einer Zeittafel. Dieses Gesamtpaket aus Fantasie, Abenteuer, Spannung, knackevoll mit wertvollem Wissen um vergangenen Kulturen ist einfach grandios!

Fast muss man warnen: Fred macht süchtig nach mehr!
Doch zum Glück umfasst die Fred-Reihe bereits sieben archäologische Abenteuer, die ihre großen und kleinen Hörer zu den Skythen, den Wikingern, zu Nofretete oder nach Pergamom entführt. Hier wird man rein vom Zuhören schlauer!

Birge Tetzner: Fred bei den Maya. Der Aufstand der Jaguarkrieger, Hörspiel, Sprecher: Andreas Fröhlich, Jürgen Thormann, Ultramar Media, 2016, 79 Minuten, ab 9, 13,90 Euro

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Kammerspiel im Schulbus

park2Die aktuelle Pressemappe des Hanser Verlags zu Eleanor & Park von Rainbow Rowell beinhaltet erschreckend viele Rezensionen aus allen großen Tageszeitungen des Landes. Erschreckend für mich, weil nicht mehr viel bleibt, was man über dieses Buch schreiben kann, was nicht schon längst zu Papier gebracht wurde: Über rothaarige Protagonistinnen, über Romeo und Julia in der Geschichte, über John Greens Lobeshymne, über erste echte Liebe mit 16, das Erwachsenwerden von gemobbten Außenseitern. Für das Buch, die Autorin, die Übersetzerin, den Verlag ist es ein wunderbarer Erfolg, zu dem ich nur gratulieren kann.

Seit gestern ahne ich nun auch, warum die Geschichte um die beiden Teenager, die sich Mitte der 80er Jahre in einem Schulbus näher kommen, dieses Presseecho ausgelöst hat und längst auf der Bestsellerliste zu finden ist.
park4Ich saß – zusammen mit etwa zwanzig anderen Neugierigen – in einem knallgelben Schulbus im Hamburger Schanzenviertel und bekam aus dem Roman vorgelesen.
Die Schauspieler Franziska Hartmann und Julian Greis, die das Hörbuch von Eleanor & Park eingelesen haben, trugen Ausschnitte daraus vor. Was als Lesung gedacht war, entwickelte sich jedoch zu einem sehr vergnüglichen Kammerspiel. Denn die Vortragenden, die so gar nicht wie die Roman-Helden aussahen, schafften es, durch ihre pointierte Artikulation und wohlgesetzten Betonungen der Geschichte so viel Leben einzuhauchen, dass man wirklich mit Eleanor und Park im Schulbus sah. Doch Hartmann und Greis beließen es nicht beim reinen Vorlesen, denn als Kollegen am Hamburger Thalia Theater sind sie ein eingespieltes Team und selbst der beengte Raum von zwei Schulbussitzen reichte ihnen als Bühne. Blicke flogen zwischen ihnen hin und her, die vielleicht mehr andeuteten und sagten als so manche Action.

park3Franziska Hartmann ließ am Zynismus und an der Selbstironie von Eleanor keinen Zweifel. Der 32-jährige Julian Greis mutierte wieder zum unsicheren Teenager, der wie geflasht vor den unfassbaren Vorgängen einer großen Liebe zu stehen schien. Man konnte gar nicht anders: man lauschte, man schaute den beiden zu, genoss jeden Moment, jede hochgezogene Augenbraue, jedes verräterische Zucken um die Mundwinkel. Man sah und hörte den Spaß, den Greis und Hartmann am Lesen und an dieser Geschichte hatten. Man müsste schon ein arg unsensibler Klotz sein, wenn man sich von dieser Begeisterung, mit der hier ein Buch – auch von den Organisatorinnen der Lesung, den Damen der Hörcompany und der Pressefrau des Hanser Verlags – präsentiert wurde, nicht anstecken ließe. Ich jedenfalls habe mich anstecken lassen und bereue es gerade ein bisschen, dass das Buch bis heute auf meinem SUB warten musste. Doch nun werde ich das Versäumte umso rascher nachholen und zwar in der mitreißenden Hörversion – damit ich noch eine Weile mit Eleanor & Park im Schulbus sitzen kann.

Rainbow Rowell: Eleanor & Park.
Übersetzung: Brigitte Jakobeit, Hanser, 2015,  368 Seiten, ab 14, 16,90 Euro
5 Audio-CDs,
 Gesprochen von Franziska Hartmann und Julian Greis, Hörcompany, 2015, 19,95 Euro

Eine Hörwonne

pastewka

Ich muss ganz dringend etwas nachreichen: das Neueste vom Neuesten in Sachen Pünktchen und Anton. Kästner habe ich ja in schöner Regelmäßigkeit hier auf dem Blog, aber meine Lektüre dieser Berlingeschichte ist auch schon wieder über drei Jahre her.

Doch nun fühle ich mich ein weiteres Mal in meine Kindheit zurückversetzt, denn endlich kann ich mir Kästners Geschichte wieder vorlesen lassen. Es ist herrlich. Schauspieler Bastian Pastewka hat den Roman  eingelesen und zwar ungekürzt. Nicht wie bei dem Kinderhörspiel von 1963, dem ich vor vielen Jahren bei meiner Großmutter gelauscht habe. Gerade eben habe ich sogar eine Audioversion auf You-Tube gefunden – und bin nach ein paar Minuten wieder ausgestiegen. Die schnarrende Art des ehemaligen Erzählers ist man einfach nicht mehr so richtig gewöhnt.

Umso feiner ist die Les-Art von Pastewka: Unaufgeregt in den Erzählpassagen, berlinernd, wenn die Dicke Berta auftritt, herrlich blasiert als Fräulein Andacht, frech als Pünktchen, hinterschleimig als Robert der Teufel. Kästners Figuren erwachen hier zu ganz frischem Leben, befreit von jeglichem Akustikstaub, so dass man die drei CDs in einem Rutsch durchhören kann. Viel zu schnell vergehen die 225 Minuten.
Das mag neben Pastewkas fesselnder Performance auch an den Musikstücken zwischen den Kapiteln liegen. Pfiffig, schmissig und ein bisschen schräg umrahmen sie Kästners Geschichte und vermitteln einen Hauch von einem Berlin der 20er, 30er Jahre, ohne altbacken oder nostalgisch zu erscheinen. Sie passen perfekt.

Die einzigen, leichten Textänderungen, die die CD-Macher vorgenommen haben, betreffen die Stellen, an denen Kästner seine Leser direkt anspricht und auf das Lesen bzw. Überlesen der Nachdenkereien hinweist. Hier wird in der Logik des Mediums von „hören“ und „überspringen“ gesprochen. Verwirrung bei jungen Zuhörern wird so vermieden, die Konzentration auf die Erlebnisse von Anton und Pünktchen befördert.
Für mich ist diese Audio-Version durch all diese liebevollen Bearbeitungen zu einem überaus gelungenen Gesamtkunstwerk geworden.

Erich Kästner: Pünktchen und Anton, 3 Audio-CDs, ungekürzte Lesung mit Musik, 225 Min., Komposition: Marc Schubring/Carsten Gerlitz, Illustration: Walter Trier, Gesprochen von Bastian Pastewka, Oetinger audio,  2015,  ab 8, 19,99 Euro

Klassiker zum Hören

shakespeareWir Erwachsenen meinen ja manchmal, Klassiker der Weltliteratur zu kennen. Genau zu kennen. Wenn man ein gewisses Maß an Bildung genossen hat. Dachte ich auch.

Dann hatte ich Gelegenheit, die Klassiker-Versionen von Barbara Kindermann als Hörbücher zu genießen – und stellte fest, dass es doch mal gut tut, diese alt bekannten Geschichten in vereinfachter Form vorgetragen zu bekommen.

Aktuell hat die Hörcompany drei Shakespeare-Stück aufgenommen: Die Liebesgeschichte von Romeo und Julia, das Drama Hamlet und die Komödie Ein Sommernachtstraum. Gelesen werden sie, sehr angenehm und mitreißend, von den Schauspielern Devid  Striesow und Samuel Weiss. Erwachsene Zuhörer haben zwar sicherlich sehr schnell die Gesichter der beiden vor sich, doch das tut dem Genuss keinen Abbruch. Die klaren Sätze von Barbara Kindermann machen kleine Hörer schnell und verständlich mit den oftmals doch ganz schön verworrenen Geschichten bekannt. Nach den Zusammenfassungen gibt es dann jeweils noch ein, zwei Auszüge aus den Originaltexten. Ist also die Neugierde auf die Geschichte geweckt, kann der junge Mensch weiterforschen, ob er für die alten Texte, die komplizierte Syntax und die Theaterversion schon bereit ist.

tellGleiches gilt für die deutschen Klassiker. Seit vergangenem Jahr liegen Goethes Faust, Schillers Wilhelm Tell und Lessings Nathan der Weise auch als leicht verständliche Hörbücher vor. Hier liest noch Otto Sander zwei Geschichten (Tell und Nathan), was ein bisschen wie eine Reise in die Vergangenheit ist, gleichzeitig aber auch eine sehr schöne Erinnerung an einen großen Darsteller, der vor einem Jahr verstorben ist.

Auch bei diesen drei Geschichten gibt es im Anschluss an die Nacherzählungen Ausschnitte aus den Original-Stücken, die nicht nur Lust auf die Lektüre, sondern auch auf einen Theaterbesuch machen. Zu Recht hat die Reihe den Deutschen Hörbuchpreis 2014 für die beste verlegerische Leistung bekommen.

Ich will nicht verschweigen, dass ich beim Hören so meine Aha-Momente hatte. Im Sinne: „Ach, daher stammt dieses Zitat!“ Was mich wieder daran erinnerte, dass man als Erwachsener vielleicht schon viel gehört, gesehen, gelesen, konsumiert hat, aber auch genauso viel wieder vergisst. Daher ist es manchmal eben doch ziemlich hilfreich, sich ohne irgendwelche dämliche Dünkel die Klassiker-Versionen für Kinder anzuhören.
Man lernt immer was.

Weltliteratur für Kinder: Shakespeare leicht erzählt: Romeo und Julia, Hamlet, Ein Sommernachtstraum, Sprecher: Devid Striesow, Samuel Weiss, Hörcompany, 2014, 3 CDs, Laufzeit ca. 3 Stunden, 10 Minuten, 19,95 Euro

Weltliteratur für Kinder: Klassiker leicht erzählt: Faust, Wilhelm Tell, Nathan der Weise, Sprecher: Otto Sander, Joachim Meyerhoff, Hörcompany, 2013, 3 CDs, Laufzeit ca. 2 Stunden 50 Minuten, 19,95 Euro

Liebe im Angesicht des Todes

schicksalEigentlich bin ich bei Sonnenschein ja am liebsten draußen, aber heute drängte es mich ins Kino. Am Nachmittag. Die Neugierde trieb mich hin. Denn lange angekündigt ist nun endlich Das Schicksal ist ein mieser Verräter in den deutschen Kinos angekommen.

Nachdem ich den gleichnamigen Roman von John Green vor zwei Jahren verschlungen und hier, hier und hier besprochen habe, war es für mich fast wie ein Pflichttermin, nun auch die Verfilmung zu begutachten. Als Vorbereitung hatte ich mir die Geschichte noch einmal per Hörbuch ins Gedächtnis gerufen. Gelesen von Anna Maria Mühe lieferte das mir einen ersten Vorgeschmack, wie es ist, wenn eine Geschichte das Medium wechselt, also vom selbst zu lesenden Text auf einmal von einer fremden Stimme vorgetragen wird.
Anfangs war ich von der Lesung etwas irritiert, da mir die Stimme von Anna Maria Mühe zu hoch und mädchenhaft vorkam. Doch zur 16-jährigen Hazel passt das ziemlich gut, und so war ich zum Schluss mit diesem Hörbuch sehr glücklich.

Mit dem Film ist es ähnlich, was die Gewöhnung angeht. Wie immer, wenn man nach einer Lektüre eigene Bilder von den Figuren, Settings und Szenen im Kopf hat, ist jede visuelle Umsetzung erst einmal ein kleiner Schock. Da John Green über die sozialen Netzwerke im vergangenen Jahr kontinuierlich von den Filmaufnahmen gebloggt, getwittert, getumblert, gevbloggt hat, konnte ich mich schon im Vorfeld an die beiden jungen Hauptdarsteller Shailene Woodley und Ansel Elgort gewöhnen. Woodley hätte ich aus The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten kennen können, war aber nicht so (wahrscheinlich hat mich damals George Clooney zu sehr von ihr abgelenkt). Elgort ist für mich ein ganz frisches Gesicht.
Frisch sind die Hauptdarsteller beide, und erfrischend ist es, wie sie wortlos miteinander kommunizieren, nur mittels hochgezogenen Augenbrauen oder Augenzwinkern. Woodley und Elgort haben das Zeug zu einem der tränenreichsten und dramatischsten Film-Liebespaare der Filmgeschichte zu werden. Das muss ich auf jeden Fall weiterverfolgen.
Auch sonst ist die Film-Version durchaus handfest. Regisseur Josh Boone hat sich so dicht es ging an die Vorlage gehalten, an einigen Stellen medienbedingt gekürzt und verändert, was aber durchaus vertretbar ist. So ist ein typischer Hollywood-Mainstream-Film entstanden, der zu Tränen rührt und keinen Zuschauer kalt lassen dürfte. Die deutsche Synchronisation entspricht in weiten Teilen dem Buchtext, was einen angenehmen Wiedererkennungseffekt birgt.

Was mir jedoch beim Schauen auf den Nerv ging, war das Phänomen, dass die visuelle Umsetzung extrem zum Kitsch neigt. Das, was im Buch völlig logisch daher kommt, nämlich das Hazel so unbedingt die Antworten ihres Lieblingsautor Peter Van Houten zu ihrem Lieblingsbuch haben will, wirkt im Film merkwürdig aufgesetzt. Da mag ich jetzt zu streng sein (schließlich ist dies ein Dreh- und Angelpunkt im Buch und gehört folglich im Film unbedingt dazu). Aber dennoch kam es für mich nicht richtig glaubwürdig rüber, dass ein krebskrankes Mädchen nichts Wichtigeres im Kopf hat als ein Buch (was ihr irgendwann auch Peter Van Houten, gespielt von Willem Dafoe, entgegenhält. Ich verbünde mich also gerade mit dem depressiven Säufer des Films … hoffentlich heißt das nicht, dass ich schon völlig verbittert bin …) Vermutlich ist es aber gerade das, was eine todkranke 16-Jährige umtreibt und so liebenswert macht. Und liebenswert ist Hazel allemal. Nur ob das eben einen ganzen Film trägt, das frage ich mich gerade. Vermutlich bin ich verdorben. Ich bin gespannt, wie andere das sehen werden.
Was mir allerdings echt zu dick aufgetragen war, war die Kuss-Szene im Anne-Frank-Haus. Auch hier hält sich der Regisseur sehr genau an die Buch-Vorlage. Doch wenn man es dort im Rausch des Lesens in sich aufsaugt, fast darüber hinwegfegt, so kann man im Film dem amerikanischen Pathos und dem Hollywood-Zuckerguss einfach nicht entkommen. Ich habe mich ein wenig gewunden. Hier wäre weniger vielleicht mehr gewesen. Aber vermutlich würden sich dann die Hardcore-Fans beschweren. Okay … mit der Film-Kritik ist es ein Kreuz.

Menschen beim Sterben zuzusehen ist nicht schön. Nie. Nicht im echten Leben und im Film auch nicht. Das geht echt an die Nieren. Handelt es sich dann noch um Jugendliche, ist es noch eine Umdrehung härter. So etwas in eine Geschichte zu gießen ist schwierig, und John Green hat es mitreißend gemacht. Das dann noch in bewegte Bilder umzusetzen, die uns viel direkter treffen, ist eine Gratwanderung. Doch die ist hier – trotz meiner Einwände – mit Respekt und Liebe gelungen. Eben à la Hollywood. Aber mal ehrlich: Wer wünscht sich das nicht – die bedingungslose, große Liebe seines Lebens bis in den Tod … und um das geht es in Das Schicksal ist ein mieser Verräter, um nicht mehr und nicht weniger. Alles andere sind Nebenwirkungen des Lebens und des Sterbens.

 

John Green: Das Schicksal ist ein mieser Verräter – Filmausgabe, 5 Audio-CDs, Gekürzte Lesung. 369 Min., Übersetzung: Sophie Zeitz, Gelesen von Anna Maria Mühe, Silberfisch, 2014, ab 12, 14,99 Euro

Der Sinn des Lebens ist mehr als Eierbrötchen

kunoDass Bücher wahre Wundertüten sein können, ist für Buchliebhaber nichts Neues.   Ein ganz knalliges Exemplar dieser Spezies ist das Bilderbuch Kuno Knallforsch von Dietmar Jacobs, Andreas Schnermann und Horst Klein.

Jacobs, der unter anderem für die TV-Serien „Stromberg“ und „Pastewka“ geschrieben hat, erzählt hier die Geschichte von Frosch Kuno, der lieber knallt, als quakt. Kuno knallt so laut, dass er aus dem heimischen Froschteich fliegt. Er macht sich auf den Weg in die große, weite Welt und sammelt andere Tiere ein, die ebenfalls ungewöhnliche Geräusche machen und etwas aus der Art fallen: Der Specht Woody dingel-dongelt, der Elch Sören röhrt, Hahn Breular bringt den Eierschneider zum Klingen und Katze Mimi bubbeldibabt. Gemeinsam wollen sie nach Hamburg in den berühmten Club Bubalubalu, um dort zu rocken und berühmt zu werden. Dass nicht immer alles so kommt, wie man es sich vorstellt, müssen die fünf Freunde dann natürlich feststellen.

Aber bis es so weit ist, machen sie Musik. Die findet sich als Musical-Hörbuch auf einer beigelegten CD. Die Texte und Noten der Songs von Andreas Schnermann sind gleichzeitig im Buch zum Mitsingen und – wer ein Instrument beherrscht – zum Mitspielen abgedruckt. Die Lieder gehören unterschiedlichen Gattungen an, von der ruhigen Ballade über die peppige Polka bis zum geschmeidigen Swing, und zeigen den Kindern so, was Musik alles zu bieten hat.
So wie die Musik die Geschichte zum Rocken bringt, so steht die Sprache auf der Textebene dem in nichts nach: Es knallt und reimt, plingt und plongt, erzählt von Flummis, die pinkeln müssen, überrascht mit Schweden-Wortwitzen, die zwar nur die Erwachsenen verstehen dürften, und bubbeldibabelt vor sich hin, wie es nicht nur junge Leser gern haben.
Die dritte Ebene, die dann die Wundertüte fast zum Platzen bringt, sind die Bilder von Horst Klein: Großzügig, flächig, in leicht gedämpften Farben verpasst er jedem Musik-Tier eine eigene Persönlichkeit, so dass man sie allesamt sofort ins Herz schließt.
Diese Kombination aus Text, Bild und Musik liefert den Lesern, Zuschauern und Zuhörern nicht nur jede Menge Spaß, sondern auch ein wunderbares Beispiel, was interdisziplinäre Kunst alles kann.

Die Kirsche auf diesem Bilder-Buch-Musik-Leckerbissen ist dann natürlich die Botschaft von Kuno: Selbst wenn man wegen einer durchgeknallten Eigenschaft aus dem heimischen Teich fliegt, kann man viel Spaß und gute Freunde im Leben finden. Man sollte sich also nie von seinem Knall abbringen lassen und fröhlich weiter machen.

Dietmar Jacobs/Andreas Schnermann,: Kuno Knallfrosch. Musical für Kinder, m. Audio-CD, Illustration: Horst Klein,  Fischer KJB, 2014, 48 Seiten, ab 2, 19,99 Euro

Akustischer Maulzauber

maulinaMittlerweile sollte klar sein, dass ich absoluter Fan von Maulina Schmitt und ihrem Schöpfer Finn-Ole Heinrich bin, was an den Beiträgen auf diesem Blog hier, hier und hier ziemlich offensichtlich ist. Jetzt leg ich noch mal nach, denn neulich trudelte zum einen zu meiner großen Überraschung das Hörbuch zum zweiten Teil von Maulinas Geschichte ein. Zum anderen haben Finn-Ole Heinrich und Rán Flygenring heute den Deutsch-Französischen Jugendliteraturpreis erhalten. Doppelte Freude total! Und maultastische Glückwünsche an die beiden!

Obwohl ich Maulinas neue Erlebnisse, ihr Leben in Plastikhausen, die Verschlechterung von Mamas Gesundheitszustand, ihre Freundschaft zu Paul und ihr schwieriges Verhältnis zu dem Mann, schon kannte, hat mir die Hörversion noch einmal die Feinheiten, den Witz und die Wortgewandtheit von Finn-Ole Heinrich verdeutlicht.
Wie schon bei Teil eins ist es auch hier wieder Sandra Hüller, die perfekte Arbeit leistet. An den richtigen Stellen liest sie nüchtern, fast sachlich, dann wieder mault sie anständig. Sie trifft die leisen Töne, wenn es traurig wird, lässt gleichzeitig die Hoffnung durchschimmern, an die Maulina sich heldinnenhaft klammert. Allem verleiht sie den gehörigen Respekt, so dass Maulina nie albern wirkt. Stattdessen möchte man beim Hören Maulina ständig in den Arm nehmen, mit Pauls Brauseeis trösten und ihr für ihren Mut und ihre Kraft danken, mit dem sie jeden Leser und Zuhörer ansteckt.

Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Die Kombination aus Finn-Ole Heinrich und Sandra Hüller ist der Knaller. Maulina Schmitt ist herzerfrischende und herzzerreißende Literatur, die mit Leichtigkeit die Untiefen des Daseins auslotet und trotz aller Klippen dem Leben eine der schönsten Liebeserklärungen macht.

Finn-Ole Heinrich: Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt – Warten auf ein Wunder, Sprecherin: Sandra Hüller, Hörcompany, 2014, 150 Minuten, ab 10, 14,95 Euro

 

Monstermäßige Freundschaft

stichkopfSamstag Nachmittag in  Berlin, die Sonne scheint und doch drängen sich etwa 120 Menschen in der Clinker-Lounge der Backfabrik. Sie haben eine gute Wahl getroffen, denn Katharina Thalbach liest aus dem Roman  Stichkopf und der Scheusalfinder von Guy Bass.

In dieses Buch hatte ich mich verliebt, noch bevor ich es aufgeschlagen hatte, denn die Illustration der kleinen Hauptfigur auf dem Cover hat sofort mein Herz erobert. Nun gibt Katharina Thalbach Stichkopf und den anderen Figuren der Geschichte eine lebhafte Stimme. Sie sitzt vorne auf einem Stuhl, aber alles an ihr ist in Bewegung: Sie fuchtelt mit dem Armen, sie rollt mit den Augen, sie verzieht das Gesicht zu herrlichen Grimassen und grrrrooaaarrrhtt so unglaublich, dass alle gebannt sind. Die Kinder im Publikum bevölkern die Stufen zu ihren Füßen und rücken immer näher. Die Lacher kommen nicht nur von ihnen, sondern auch von den Erwachsenen. Denn die Geschichte ist monstermäßig komisch:

Stichkopf ist das erste Ungetüm, das Professor Erasmus in jungen Jahren auf Burg Grottenow geschaffen und zum Halbleben erweckt hat. Frankenstein gleich versucht der Professor seitdem, immer üblere, grausigere, furchterregendere, schrecklichere Monster zu kreieren: da ist die sechsarmige Nacktschnecke, der Riesenfisch mit Aufziehfüßen, der Totenkopf mit Dampfantrieb. Seinen Erstling, Stichkopf, hat der Professor schon lang vergessen, obwohl er ihm einst ewige Freundschaft geschworen hat. Stichkopf hingegen hat das nicht vergessen und assistiert dem Professor im Hintergrund unermüdlich, indem er die schlimmsten Eigenschaften der Monster durch Gegenmittel und Zaubertrünke unschädlich macht.
So kuriert er die jüngste Kreatur, das Ungetüm, mit einem Heiltrank vor „plötzlicher und/oder akuter Werwolferei“. Ungetüm mit den drei Armen wird zu einem lammfrommen Wesen, das Stichkopf nicht mehr von der Seite weicht. Sehr zum Leidwesen von Stichkopf, der keine Freunde mehr will, seit er vom Professor so fürchterlich enttäuscht worden ist.
Doch Ungetüm lässt sich nicht beirren und hilft Stichkopf gegen den machtgierigen Schadalbert Scheusalfinder, der auf Jahrmärkten angebliche Monsterwesen ohne großen Erfolg zur Schau stellt und sich nun auf der Burg Grottenow den Schöpfer der scheußlichsten aller Scheusale holen will. Doch Stichkopf, Ungetüm und das Mädchen Arabella werfen sich schützend vor den Professor.

Stichkopf ist in vielerlei Hinsicht ein total liebenswertes Buch: Die Geschichte um das kleine freundliche Monster geht ans Herz und beschwört die Macht der Freundschaft, auch unter ungleichen Gesellen. Unterstützt wird dieser Eindruck durch die knuffigen Illustrationen von Pete Williamson, der die Seitenränder einschwärzt, als wären sie angekokelt, den Monstern ein gruselig-skurriles Aussehen verleiht und im Dunkel seiner Schwarzweißbilder jede Menge kleine Details versteckt, so dass man richtig viel schauen hat.
Übersetzer Salah Naoura, der auch Der unvergessene Mantel 
von Frank Cottrell Boyce (Deutschen Jugendliteraturpreis 2013, Kategorie Kinderbuch) übersetzt und Dilip und der Urknall  geschrieben hat,  hat hier kongeniale Arbeit geleistet. Er reimt und dichtet nach, schöpft neue Worte und verpasst der ganzen Geschichte eine sprachliche Leichtigkeit, dass man sie in einem Zug verschlingt. Schöner kann man eine kleine Geschichte um Andersartigkeit und Freundschaft nicht verpacken.

Katharina Thalbach nun hat das Hörbuch zu Stichkopf eingelesen und das ganz hinreißend! Sie nuschelt, lispelt, groaaarrt, leiht Angst, Verschlagenheit, Überraschung, Warmherzigkeit und Schusseligkeit ihre großartig wandelbare Stimme, erweckt die Figuren zu einem monstermäßigen Fastleben.
Begleitet wird die Lesung auf den CDs von ganz feiner Musik von Henrik Albrecht, die in der Backfabrik leider gefehlt hat.

Dort wurde Katharina Thalbach gefragt, warum sie keine Berührungsängste mit Kinderbuchliteratur hätte, worauf sie fast verwundert antwortete, dass sie eine Affinität zu guter Literatur hat, egal ob es sich um Kinderliteratur oder „große“ Literatur handele. Schöner kann man dem ewigen Schubladendenken in Sachen Literatur eigentlich keine Abfuhr erteilen. Der Spaß am Vorlesen ist Katharina Thalbach jedenfalls ins Gesicht geschrieben, genauso wie ihre Leidenschaft für Stichkopf und ihr junges Publikum. Sie liebt nämlich die Unbestechlichkeit der Kinder, die gute Geschichten ohne Umschweife würdigen – und dafür hat ihr ein Mädchen nach der Lesung erstmal Schokolade geschenkt.

Nachtrag am 22. Oktober 2014: Katharina Thalbachs Lesung von Stichkopf erhält den Preis der Kinderjury des BEO 2014. In der Pressemitteilung heißt es:

Katharina Thalbachs Lesung von Stichkopfs erstem Abenteuer konnte die Kinderjuroren der Herman-Nohl-Schule in Berlin-Neukölln restlos überzeugen. In ihrer Begründung schreiben die jungen Hörer und Literaturkritiker:
»Wir haben das Hörbuch Stichkopf und der Scheusalfinder zum BEO-Preisträger 2014 gewählt, weil es gruselig und sehr lustig zugleich ist – wir haben uns totgelacht. Das Schicksal von dem kleinen, traurigen Stichkopf, der von seinem Meister vergessen wurde und so einsam ist, ist eigentlich traurig und hat uns sehr berührt. Er weiß es selber nicht, aber er ist ein Held und alles geht gut aus. Und es geht auch um Freundschaft. Das hässliche Ungetüm ist so liebenswert und ein wirklich ›bestester‹ Freund.
Die Geschichte ist einfach toll und die Sprecherin liest sie spannend vor. Durch die gut verstellte Stimme werden die Monster richtig lebendig! Außerdem ist die Musik sehr passend und cool. Wenn wir Stichkopf gehört haben, waren wir nicht mehr in der Schule, sondern auf der Burg Grottenow.«

Die Preisverleihung findet am 12. November 2014 im Thalia Theater in Hamburg statt. Herzlichen Glückwunsch!

Guy Bass: Stichkopf und der Scheusalfinder, Übersetzung: Salah Naoura, Illustration: Pete Williamson, Fischer KJB,  2014,  192  Seiten, ab 8, 11,99 Euro

Guy Bass: Stichkopf und der Scheusalfinder, Übersetzung: Salah Naoura, gesprochen von Katharina Thalbach, Argon Hörbuch, 2014, 2 Audio-CDs, 14,95 Euro

Maulinas Stimme

MaulinaNachdem ich neulich Maulina von Finn-Ole Heinrich und Rán Flygenring hier vorgestellt habe, bekam ich das Angebot, auch das Hörbuch zu rezensieren. Zunächst war ich etwas skeptisch, weil bei einem Hörbuch ja die visuelle Ebene der Illustrationen wegfallen würde – und die sind bei Maulina nun einmal ein sehr wichtiger Teil. Doch dann  habe ich mich auf dieses – nennen wir es mal – Experiment eingelassen.

Normalerweise höre ich Bücher immer abends im Bett zur Entspannung und komme so in den Genuss von so manchem Buch, für das ich sonst lesetechnisch keine Zeit hätte. Meistens schlafe ich über den vorgelesenen Texten ein – was jedoch eher an mir, als an den Büchern liegt.
Maulina habe ich nicht im Bett gehört. Eigentlich wollte ich erstmal nur kurz reinhören, da ich die Geschichte ja schon kannte, um festzustellen, ob mir die Stimme, die da liest überhaupt gefällt.

Sie hat mir gefallen, und zwar so sehr, dass ich ich die erste von den zwei CDs in einem Rutsch durchgehört habe. Denn – von wegen ich kenne die Geschichte – so vorgelesen, fielen mir auf einmal wieder zig wunderbare Wörter und Sätze, Wendungen und Ideen von Finn-Ole Heinrich auf, die mich sofort und erneut in den Bann gezogen haben. Zudem verband sich die Stimme von Sandra Hüller aufs Herrlichste mit der Figur Maulina.

Die etwas tiefere und zum Glück nicht mädchenhaft quietschende Stimme der Schauspielerin, die ich vor allem aus dem eindrucksvollen Film Requiem kenne, schenkt Maulina eine sehr passende akustische Ebene. Sie ist cool und sanft, strunztrocken und maulend zugleich, ohne es zu übertreiben. Die Betonungen der Sätze stimmt perfekt, und Maulina, ihr Mauldawien, Paul und Plastikhausen werden überaus lebendig und plastisch. Maulinas gesamtes Unglück trifft so noch einmal ganz unmittelbar ins Herz des Zuhörers. Man lacht und man weint, und das ist groß.

Was mir an Sandra Hüllers Leseweise besonders gefallen hat, war die Professionalität des Vortrags. Weder schnaufen, noch atmen, noch unangenehm-zischende S-Laute sind zu hören. Das mag für eine Schauspielerin vielleicht selbstverständlich sein, aber ich habe schon so viele Hörbücher und -proben erlebt, wo genau das mir die Texte und den Vortrag verdorben hat. Hier jedenfalls stört nichts, sondern man wird von Sandra Hüller auf die beste und fesselndste Art mit nach Mauldawien genommen. So bleibt mir nur zu hoffen, dass sie neben den kommenden Maulina-Bänden noch viele weitere Bücher einliest, über denen ich im Bett dann ganz bestimmt nicht einschlafen werde.

Nachtrag am 23.10.2014: Sandra Hüller bekommt den BEO 2014 in der Kategorie II, 7-11 Jahre, für ihre Interpretation von Maulina.

Die Jurybegründung lautet:

Schon das Buch ist ein rarer Glücksfall, doch ihre Vollendung erfährt die Geschichte vom Leben-aus-den-Fugen durch die Lesung von Sandra Hüller. Die Bühnen- und Filmschauspielerin erweist sich als fulminant einfühlsame Sprech- und Sprachspielerin. Als lausche sie dem Geschriebenen nach, gibt sie wortwitzigem Ideen-Feuerwerk Form und Charakterköpfen ein Forum, schafft Räume für ungebremstes Innenleben, tobt, trotzt, turnt durch den Text und entfacht in hingebungsvoller Stimmakrobatik voll feinster Nuancen und treffsicherer Intuition eine maulend sich mausernde Heldin. Die bietet dem Irrsinn der Erwachsenen den Dickkopf, allen Verlusten ihre Wut und der Welt ihr ganzes Herz. Das berührt, bewegt. Und bleibt: „Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt. Mein kaputtes Königreich“ – wir verneigen uns.

Ich verneige mich ebenfalls. Herzlichen Glückwunsch!

Finn-Ole Heinrich: Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt – Mein kaputtes Königreich, gelesen von Sandra Hüller, 2 Audio-CDs, Hörcompany, 2013, 145 Min., ab 8, 14,95 Euro

Buntes Wiedersehen

2012 mausert sich zum Jahr der Jubiläen: 50 Jahre Gutenachtgeschichten am Telefon von Gianni Rodari, im Dezember jähren sich die Hausmärchen der Brüder Grimm zum 200sten Mal, und dieser Tage feiert Räuber Hotzenplotz  von Otfried Preußler seinen 50sten. Jetzt könnte man denken, dass der Räuber in die Jahre gekommen ist – doch mit der aktuellen Auflage der dreibändigen Kasperlgeschichte hat man viel mehr den Eindruck, er hätte sich einer Frischzellenkur unterzogen. In der Automobilbranche wird so etwas „Facelift“ genannt.

Was ist passiert? Die Geschichte um Großmutters gestohlene Kaffeemühle, Kasperls und Seppels Unternehmung, den Räuber zu fangen, ihre Begegnung mit dem großen und bösen Petrosilius Zwackelmann sowie die fabelhafte Befreiung der Fee Amaryllis hat sich natürlich nicht verändert. Einer Zeitreise gleich in die 1970er Jahre fieberte ich auch jetzt mit den beiden Freunden bei ihren gefährlichen Abenteuern mit, kicherte über Kasperls Namensverdrehungen von Zeprodilius Wackelzahn, Eprolisius Dackelschwanz und Spektrofilius Zaschelschwan, hatte kein Mitleid mit dem widerborstigen Zauberer, sondern war erneut ganz fasziniert von dem goldenen Kleid der Fee und ihrer wilden Haarmähne.

Letztere ist nur auf den Illustrationen von Franz Josef Tripp zu sehen. Diese gab es auch in meiner Uralt-Ausgabe schon, und sie waren damals schon einprägsam und emotional aufwühlend: die großen, nackten Käsemauken von Hotzenplotz als Verkörperung des Unholds schlechthin, die Warzen auf Zwackelmanns Nase auf den Punkt gebrachte Verschlagenheit, Seppel in kurzen Lederhosen für mich als Norddeutsche ein ganz klares Zeichen, dass ich zum Glück weit weg vom Einzugsgebiet des Räubers wohnte. Heute würde man all dies wohl ikonografisch nennen. Jedenfalls trugen diese Zeichnungen dazu bei, dass ich nie eine andere Darstellung des Hotzenplotz’ und seiner Mitstreiter ertragen konnte.

Und nun das: Alles ist bunt! Kunterbunt! Sehr liebevoll und anheimelnd hat Mathias Weber Tripps Illustrationen koloriert. Endlich ist Kasperls Zipfelmütze richtig rot, und das grüne Hemd des Räubers passt wie die Faust aufs Auge. Petrosilius in magisches Blau zu kleiden lag vielleicht auf der Hand, aber mit den grünen Nuancen scheint sein Zaubermantel schier seidig zu glänzen. Die Fee strahlt natürlich in blendendem Goldgelb. Und der Wald … der Wald wird zu einem sonnendurchschienen Traumort, in dem eigentlich gar kein böser Räuber hausen kann. Die Illus treten in ihrer neuen Plastizität förmlich aus dem Buch heraus. Die Farben unterstreichen die Charakterzüge der Figuren aufs treffliche. Ein schöneres Geschenk hätte man dem Räuber und seinem Schöpfer wohl nicht machen können.

Eine weitere Neuerung für mich sind passenderweise die Hörspiele zum Räuber Hotzenplotz, die jetzt in einer Hörspielbox noch einmal gesammelt bei Universal Music erschienen sind. Dietmar Bär leiht darin dem Titelhelden sein überzeugend gutmütig-böses Sprachorgan, Johanna von Koczian würde ich als Großmutter sofort adoptieren, und Ilja Richter macht Zwackelmann noch unsympathischer, als der eh schon ist. Die Erzählerstimme von Peter Striebeck beruhigt die aufgewühlten Gemüter jedoch sofort wieder. Und Kasperls Lachen – aus dem Mund von Oliver Reinhard – ist einfach nur ansteckend. Auch das ist zum 50. Jubeltag von Hotzenplotz eine fesselnde und gelungene Umsetzung von Preußlers Meisterwerk. Denn dieser Hörspaß verbindet sich mit den frisch eingefärbten Illustrationen der Bücher zu einem sehr sinnlichen (Lese-Hör-und-Seh-)Genuss und gehört einfach in jeden Haushalt mit Kindern!

Otfried Preußler: Der Räuber Hotzenplotz, Thienemann Verlag, 2012, 120 Seiten, ab 6, 12,95 Euro.

Otfried Preußler: Der Räuber Hotzenplotz – die große 6 CD-Hörspielbox, 6 Audio-CDs, Universal Music, 2012, 340 Minuten, Sprecher: Dietmar Bär; Ilja Richter; Johanna von Koczian; Peter Striebeck u. a. , ab 5, 19,99 Euro

Denken lernen

this is waterMeine Studienzeit ist lange vorbei. Sie endete ohne großen Höhepunkt. Einfach so. Das Zeugnis kam per Post. Anders wird so ein Ereignis in den USA zelebriert. Neulich in New York bin ich zufällig in  den Graduationday der Columbia University geraten. Sehr beeindruckend, sehr berührend. Die Absolventen werden gefeiert, gewürdigt – und es werden ihnen die Leviten gelesen, bevor sie in die (Arbeits)Welt entlassen werden.

So eine Rede hat der amerikanische Schriftsteller David Foster Wallace 2005 vor Studenten gehalten. Als Hörbuch kann man diese Lecture mit dem Titel This Is Water/Das hier ist Wasser jetzt nachhören und verinnerlichen. Wallace spricht darüber, das Denken zu lernen. Damit meint er nicht das akademische Analysieren, sondern die tägliche bewusste Entscheidung, sich gegen die allen Menschen eigene Selbstzentriertheit zu stellen. Im Alltag mit seiner Routine, Langeweile und banaler Frustration ist der gut angepasste Mensch zumeist ein Sklave seines eigenen Geistes.  Er ist der Mittelpunkt des eigenen Universums. Hier setzt Wallace an: Er fordert, sich zu entscheiden, vorüber man nachdenkt, sich gegen die unbewusste Haltung, die Standardeinstellung, zu stemmen und Umwelt und Menschen mit anderen Augen zu sehen. Anstatt sich den gut funktionierenden Mechanismen aus Macht, Angst, Selbstverherrlichung, Leistung und Blenden hinzugeben, sollte die Wahl lieber auf Offenheit, Empathie, Liebe, Disziplin und Mühe fallen. Darin liegt für ihn die wahre Freiheit. Der Gedankenlosigkeit setzt er schlichte Offenheit für das Wahre und Wesentliche entgegen. Es gilt, die Arroganz der blinden Gewissheit abzulegen und Bewusstheit für die anderen Menschen zu entwickeln.

Diese Aussagen gelten in ihrer Universalität nicht nur für Studienabgänger. Sie gelten für uns alle und können eigentlich nicht oft genug gehört werden. Wie Wallace sagt – das ist mühsam und muss jeden Tag aufs Neue angegangen werden. Darin sieht er jedoch einen Weg, das Leben vor dem Tod sinnvoll und erfüllend zu gestalten und „30 oder 50 zu werden, ohne sich eine Kugel in den Kopf zu schießen“.

Wallace selbst hat es nicht bis 50 geschafft. Dennoch sind seine Worte so eindringlich, glaubwürdig und wahrhaftig – nicht umsonst ist diese Rede mittlerweile Pflichtlektüre für Uni-Absolventen in den USA – dass sie auch hier Jung wie Alt empfohlen sei, vor allem all denjenigen, die meinen zu wissen,  was Wahrheit ist.

Wallace spricht mit einfachen Worten und hat die Rede von jeglichem rhetorischen Schnickschnack befreit. Der englischen Live-Aufnahme der Ansprache sollte man daher den Vorzug geben. Die deutsche Version, in der geschliffenen Übersetzung von Ulrich Blumenbach, kommt leider an das Original nicht heran, zu glatt und standardmäßig wird sie von David Nathan im Studio gelesen. Dort kann man natürlich die Lacher und Reaktionen der Studenten auf Wallace’ Rede nicht nachstellen, daher fehlen dem Deutschen einfach die live-Dimension und die unmittelbare Wirkung der Worte.

Wer den Text lieber schriftlich vor Augen haben will, findet auch eine gedruckte Version im Buchhandel.

Solche Worte hätte ich mir damals zu meinem Studienabschluss gewünscht. Heute würde ich sie allen Schul- und Studienabgängern zum Zeugnis mit in die Post legen …

David Foster Wallace: This Is Water/Das hier ist Wasser, Audio-CD, David Foster Wallace spricht zu Absolventen des Kenyon College, Ohio 2005. Anstiftung zum Denken. Englisch/Deutsch, Gelesen von David Nathan, Übersetzung: Ulrich Blumenbach, Roof Music, 2012, 70 Minuten, 14,95 Euro

David Foster Wallace: Das hier ist Wasser/This is water. Anstiftung zum Denken. Gedanken zu einer Lebensführung der Anteilnahme, vorgebracht bei einem wichtigen Anlass. Deutsch-Englisch, Übersetzung: Ulrich Blumenbach, Kiepenheuer & Witsch, 2012, 61 Seiten, 4,99 Euro