Als ich vor einiger Zeit, das Bilderbuch Das Haus ohne Lichter von Reem Faruqi in meiner Post fand, dachte ich zunächst, es wäre ein Irrtum, jetzt schon mit einem Weihnachtsbuch zu kommen. Tja, falsch gedacht und prompt auf meine eigenen Vorurteile und mein – manchmal immer noch – stereotypisches Denken hereingefallen. Denn hierbei handelt es sich natürlich nicht um eine Weihnachtsgeschichte, selbst wenn die ersten Seiten danach aussehen.
Hier geht es viel mehr um das Zuckerfest, das nach dem Ramadan gefeiert wird. Der Ramadan begann dieses Jahr am vergangenen Wochenende und endet am 30. März mit dem Zuckerfest. Also die beste Zeit für dieses Buch.
Ein Haus und sein größter Wunsch
Protagonist in dieser liebevollen Geschichte ist ein Haus, dass dunkel und trist in einem verschneiten Bergdorf steht und nicht festlich geschmückt ist. Es würde jedoch auch so gern funkeln und strahlen wie die Nachbarhäuser, in denen Diwali, das hinduistische Lichterfest, Chanukka, das jüdische Lichterfest, oder eben Weihnachten gefeiert wurde.
Eines Tage zieht eine fünfköpfige Familie in dieses Haus ein, und es schöpft Hoffnung, dass es nun auch endlich festlich beleuchtet wird. Doch nichts passiert. Selbst als Oma und Opa und Cousins und Cousinen die Familie an Weihnachten besuchen, wird das Haus nicht geschmückt. Außerdem gehen Mama und Papa sogar arbeiten. »Wir arbeiten heute, damit unsere Freunde gemeinsam mit ihren Familien feiern können«, erklären sie ihrer Tochter Huda. Aber sie versprechen Huda, dass sie am Eid zusammen feiern.
Das Haus schöpft Hoffnung.
Und ein paar Monate später, in einer klaren Neumondnacht funkelt das Haus in bunten Farben – und wird von den anderen Häusern, die nun nicht mehr geschmückt sind, bewundert.
Eid al-Fitr, das Zuckerfest
In all den Jahren, die ich mich mit Bilder- und Kinderbüchern beschäftige sind mir kaum Bücher über den Ramadan oder das Zuckerfest untergekommen. Das liegt natürlich an meiner christlichen Prägung und meinem mangelnden Fokus auf dieses Thema, aber auch, wie ich durch eine Recherche feststellen musste, daran, dass es nicht viele erzählende Bücher zu Ramadan und Zuckerfest gibt. Es gibt die üblichen religiösen Bücher, die beispielsweise Ostern, Pesach und Zuckerfest erklären. Aber nicht diese so selbstverständlichen Geschichten, die man seinen Kindern vorliest, weil es gerade die passende Zeit ist.
Das Bilderbuch von Reem Faruqi ändert dies nun und schafft ein Bewusstsein für dieses wichtige islamische Fest. Die Illus von Nadia Alam zeigen bunt-poetische Häuser, dick verschneit in dunklen Winternächten, daneben das gemütliche Innere des Hauses, in dem gespielt, gekocht, gelesen wird und die Liebe der Familie quasi in jedem Strich zu finden ist.
Feiern nach dem Mondkalender
In einer Anmerkung erklärt die Autorin kurz, warum sich der Termin des Zuckerfestes jedes Jahr verschiebt – Stichwort: Mondkalender – und weist darauf hin, dass 2033 das Zuckerfest wohl auf den 24. Dezember fallen wird. Vielleicht wird das eine Gelegenheit für ein großes überkonfessionelles Fest mit ganz vielen bunten Lichtern – überall. Bis dahin sollten wir alle uns aber über die bunten Lichter und die Feierstimmung am Zuckerfest freuen. Und und nun erst einmal allen, die fasten, »Ramadan Mubarak« wünschen und am 30. März dann »Hayirli bayramlar«, ein gesegnetes Fest, und »Eid Mubarak«.
Reem Faruqi: Das Haus ohne Lichter, Illus: Nadia Alam, Ü: Aisha Meier-Chaouki, ars edition, 2025, 40 Seiten, ab 4, 16 Euro