Hommage auf eine Stadt und einen Regisseur

BerlinEr war irgendwie immer da, in meiner persönlichen Film-Historie: Wim Wenders. Heute wird der Meister 70.  Und pünktlich zu diesem Anlass ist die Graphic-Novel-Adaption seines Films Der Himmel über Berlin erschienen.
Ich habe tatsächlich drei bis vier Anläufe gebraucht, bis ich Wenders Film  aus dem Jahr 1987 vollständig gesehen und einigermaßen verstanden habe. Warum das so war, kann ich gar nicht genau sagen. Vielleicht muss man eine gewisse Lebenserfahrung mitbringen, um alle Ebenen dieses Meisterwerkes ganz zu verstehen. Mit großer Wahrscheinlichkeit habe ich immer noch nicht alle Facetten erfasst und begriffen. Dabei kann mir nun auch diese Graphic-Novel helfen, mit der ich in meinem langsamen Tempo die Geschichte und die philosophischen Texte („Als das Kind  Kind war, wusste es nicht, dass es Kind war …“) nachlesen, nach-denken und genießen kann.

Das Autoren-Duo Sebastiano und Lorenzo Toma haben für die Comic-Adaption auf Basis des Drehbuches von Wim Wenders, Peter Handke und Richard Reitinger die Geschichte der Engel Damiel und Cassiel vor der Kulisse des heutigen Berlins neu inszeniert. Sie haben die Szenen mit Schauspielern nachgestellt, fotografiert und in Federzeichnungen verwandelt. Vor schwarzem Hintergrund, in zarten Strichen, die sich in manchen Panels Van-Gogh-mäßig am Himmel kringeln und drehen, lauschen die Engel den Gedanken der Menschen. Sie hören ihre Sorgen und Nöte, ohne selbst gesehen zu werden. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem Damiel sich in eine Akrobatin verliebt, sein ewiges Dasein aufgibt und sich ins Leben und die Liebe stürzt. Denn erst die Vergänglichkeit macht aus jedem Augenblick des Lebens etwas ganz Besonders.

Mögen die Darsteller anders aussehen als im Film, so hält sich diese Adaption relativ dicht an das Drehbuch. Wer Zeit und Muße hat, kann eine komparatistische Abhandlung über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten verfassen (ja, der Film-Dreh mit Peter Falk fehlt …). Es wird sicher ein Spaß.
Doch auch ohne den genauen Vergleich ist diese Graphic Novel eine Freude, denn das wirklich Besondere ist, dass die Engel im Berlin von heute umherstreifen. Sie stehen auf dem Brandenburger Tor, belauschen die Menschen nicht in der Bibliothek, sondern am Holocaust-Mahnmal. Die Curvy-Brache – die jetzt schon wieder ganz anders aussieht – und der Molecule Man in Kreuzberg dienen als Kulisse, genauso wie die Lohmühlenbrücke. War die in Wenders Film noch durch die Mauer versperrt, so ist jetzt der Weg frei, hinüber in den Osten. Berührend ist, dass auch der Potsdamer Platz selbst heute noch nicht aufzufinden ist, trotz alter Ampel und protzigen Neubauten.
Neben den Locations sind auch manche Gedankengänge und Dialoge den gegenwärtigen Realien angepasst – da sehnt man sich nach einer SMS oder diskutiert über Cent und Euro.

Vater und Sohn Toma haben mit ihrer Version von Der Himmel über Berlin eine doppelte Hommage geschaffen: auf die große Stadt und auf den großen Regisseur. So ist diese Graphic Novel sowohl ein Muss für Hauptstadt-Liebhaber, als auch für Verehrer von Wim Wenders. Zudem beweisen sie nonchalant, wie zeitlos und allgemeingültig Wenders Geschichte weiterhin ist.

Wim Wenders sei hiermit herzlich zum Geburtstag gratuliert und gedankt für unzählige wunderbare, rätselhafte und groovende Filme. Mögen noch viele folgen. Der Himmel über Berlin werde ich mir heute Abend noch ein weiteres Mal, mit anderen Augen, anschauen.

Sebastiano & Lorenzo Toma: Der Himmel über BerlinJacoby & Stuart, 2015,  200 Seiten, 24 Euro

[Jugendrezension] Das Geheimnis in der Fahrradwerkstatt

ariaWas der Wind so alles kann…, darüber wirst du dich in dem Buch Aria – Das Schicksal fährt Fahrrad von Miriam Dubini noch sehr wundern … Um das nette Mädchen Aria, die allein mit ihrer Mutter lebt, dreht sich die Erzählung. Aria liebt es, Fahrrad zu fahren. Sie liebt es, wenn der Wind ihr ins Gesicht bläst und sie einfach nur allein mit ihrem Fahrrad namens Merlina unterwegs sein kann. Bei einem unerwarteten Zusammenstoß lernt sie Anselmo kennen, der Arias Freude am Fahrradfahren teilt.

Außerdem lernt Aria noch jemand anderen kennen, Emma, ein Mädchen, das neu in ihre Klasse kommt. Emma ist wild und steht auf shoppen. Einkaufen mag auch Lucia, die ebenfalls in ihre Klasse geht. Gemeinsam mit Aria wollen die beiden einen Bummel unternehmen, bei dem sie zufällig Anselmo begegnen. Lucia ist hin und weg von Anselmo, den sie unbedingt wiedersehen möchte. Und Aria?
Aria weiß nicht so genau, was mit ihr los ist. Mag sie Anselmo vielleicht auch? Auf jeden Fall tun die drei alles, um Anselmo wiederzutreffen. Und es findet sich auch direkt eine gute Möglichkeit für ein Wiedersehen. Anselmo arbeitet bei seinem Vater in einer Fahrradwerkstatt, in die sie Arias Fahrrad Merlina für völlig unnötige Reparaturaufträge bringen. Anselmo begegnen sie in der Werkstatt zwar nicht, dafür finden die Mädchen etwas sehr Merkwürdiges heraus. Was? Das wird an dieser Stelle nicht verraten, dass musst du schon selbst entdecken!

Mir gefällt das Buch Aria – Das Schicksal fährt Fahrrad sehr gut, denn es ist an einigen Stellen spannend, an manchen romantisch und an anderen Stellen wiederum witzig. Es gibt Abschnitte, an denen ich gezittert und gehofft habe, dass ALLES gut geht, bei anderen Abschnitten konnte ich mich wirklich mit Aria freuen. Die Geschichte ist so schön geschrieben, dass ich gefühlsmäßig beim Lesen live dabei war.

Ich empfehle das Buch für Mädchen im Alter von 11 bis 16 Jahren. Ich hoffe, dass viele von euch dieses Buch lesen werden, denn die Beschreibungen sind wirklich wunderschön und ich habe es als etwas Besonderes empfunden.

Bücherwurm (12)

Miriam Dubini: Aria – Das Schicksal fährt Fahrrad, Übersetzung: Ulrike Schimming, Thienemann Verlag, 2014, 208 Seiten, ab 12, 12,99 Euro

Radtour durch Rom

ariaDie Aktion Blogger schenken Lesefreude geht in die zweite Runde. Und wie es der Zufall so will, verlose ich auch dieses Jahr eine frisch erschienen Übersetzung von mir: Aria – Das Schicksal fährt Fahrrad von der italienischen Autorin Miriam Dubini.

Und wie es der Zufall so will, spielt auch Aria – wie im vergangenen Jahr 99 und (m)ein Wunsch – in Rom. Ich schwöre, das ist keine Absicht!

Dieses mal sind es die Jugendlichen Aria und Anselmo, die Rom erkunden, per Fahrrad. Denn Anselmo hat eine besondere Gabe: Er findet verlorene Nachrichten und überbringt sie zu einem späteren Zeitpunkt den richtigen Empfängern. Bei einer seiner Touren durch Rom begegnet er der eigenwilligen Aria. Und für beide ändert sich plötzlich das Leben …

1920412_275348749290574_984065118_nAria ist ein fluffig-leichte Geschichte über Freundschaft, erste Liebe, die Leidenschaft des Radfahrens und über Rom. Ein Hauch von mysteriöser Fantasy liegt in der Luft, an der Mädchen ab 12 mit einem Hang zum Träumen ihren Spaß haben können.
Für den Herbst ist dann Band 2 dieser Trilogie geplant …
Einen entzückenden Eindruck, was passiert, wenn zwei Fahrrad-Verrückte aufeinandertreffen, vermittelt der italienischen Buchtrailer.

Wenn du an der Verlosung von fünf Exemplaren dieses Buches teilnehmen möchtest, dann schreibe mir bis zum 27. April 2014, 12 Uhr, in den Kommentar, was du oder deine Familie mit Rom verbindet.

Miriam Dubini: Aria – Das Schicksal fährt Fahrrad,  Übersetzung: Ulrike Schimming, Planet Girl, 2014, 208 Seiten, ab 12, 12,99 Euro