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Kämpfen für Gott

Das Lutherjahr ist im vollen Gange, Ausstellungen werden eröffnet, der evangelische Kirchentag gefeiert, Bücher publiziert, es wird dem Reformator gedacht.

Dass es in der Zeit vor 500 Jahren jedoch nicht nur Luther gab, der sich gegen die römisch-katholische Kirche auflehnte, zeigt eine Graphic Novel, die sich mit einer wahren Begebenheit aus dem
16. Jahrhundert befasst. In Gotteskrieger erzählen Autor Alexander Hogh und Illustrator Lukas Kummer die Geschichte des Schreiner Heinrich Gresbeck, der sich der Täufer-Bewegung in der Stadt Münster anschließt.

Aus wenigen überlieferten Fakten haben die Macher eine Geschichte rekonstruiert, die sich so oder ähnlich zugetragen haben könnte. 1534 – Luther hat seine Thesen längst veröffentlicht – geht es in Sachen rechter Glauben quasi drunter und drüber. Katholiken gegen Protestanten, Lutheraner, Calvinisten, Zwinglianer, dazwischen breitet sich seit 1525 das Täufertum aus, eine fundamentale Bewegung, die wieder wie die christliche Urgemeinde leben will. Das passt weder Katholiken noch Protestanten. Dennoch findet die Bewegung überall in Europa immer mehr Anhänger.

1534 übernehmen die Täufer das westfälische Münster und rufen das Täuferreich aus. Münster wird zum „Neuen Jerusalem“ erklärt. 16 Monate lange belagert ein Söldnerheer aus Katholiken und Protestanten die Stadt.

Hogh und Kummer erzählen aus der Sicht von Heinrich Gresbeck, der sich den Täufern anschließt, im Laufe der Belagerung jedoch auch die Schrecken und den Terror durch den Anführer der Täufer, Jan van Leiden, mitbekommt. Schließlich läuft Heinrich zu den Belagerern über.

Abgesehen davon, dass Hogh und Kummer mit Gotteskrieger eine spannende Geschichte gelungen ist, die Aufschluss gibt über die Wirren, die vor 500 Jahren in diesen Landen herrschten, schoss mir beim Lesen ständig der IS durch den Kopf.
Das, was vor 500 Jahren hier passierte, findet gerade im Nahen Osten auf eine vermutlich noch viel grausamere Art wieder statt.
Fanatiker, die meinen, den rechten Glauben zu vertreten, dann aber doch nur ihre eigenen Machtgelüste befriedigen zu wollen, ist also ein Phänomen, was es schon öfter gegeben hat und vermutlich immer wieder geben wird, so lange keine wirkliche Toleranz gegenüber anderen Glaubensrichtungen existiert.

So weist diese Graphic Novel nicht nur in die Vergangenheit und erinnert uns an vergessene Kapitel in unserer Geschichte, sondern sensibilisiert dafür, dass auch heute noch Glaubenskämpfe geführt und fanatische Gotteskrieger immer noch ihr Unwesen treiben.

Einziger – grafischer – Kritikpunkt, den ich an dieser Graphic Novel habe, ist das Lettering. Eigentlich kann man hier nicht von Lettering sprechen, sind die Texte in den Sprechblasen doch in einem serifenlosen Maschinenfont gesetzt (vermutlich Helvetica oder Geneva) . Das nimmt diesem hervorragend recherchierten und dokumentierten Werk leider ein wenig von seinem Wert und wirkt in meinen Augen zu billig. Sicher wäre auch eine mittelalterliche Frakturschrift nicht passend, weil viel zu schwer zu lesen, gewesen, doch eine etwas liebevollere Schrifttype hätte ich mir schon gewünscht, die Inhalt und Zeit wenigstens ein bisschen spiegelt und würdigt.

Alexander Hogh: Gotteskrieger. Eine wahre Geschichte aus der Zeit der Reformation, Illustration: Lukas Kummer, Tintentrinker Verlag, 2017,156 Seiten, ab 12, 20 Euro

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[Jugendrezension] Das Ende der Neuanfänge

friday„Wenn ich immer nur Anfänge hatte und meine Vergangenheit so perfekt war, dann würde die Zukunft niemals meine Erwartungen erfüllen.“

Das Leben der 17-jährigen Liliane Brown, Friday genannt, bestand bisher nur aus Neuanfängen, die sie mit ihrer Mutter Vivienne zusammen in Australien gemacht hat. Nach dem Tod ihrer Mutter wohnt Friday bei ihrem Großvater. Bei ihm ist sie gut aufgehoben, doch trotzdem fühlt sie sich nicht wohl und will weg. Sie will vergessen und wieder neu anfangen.

Durch einen Zufall kommt sie in eine Gang, die aus mehreren Straßenkindern in ihrem Alter besteht. Angeführt wird sie von der hübschen Arden. Alle fühlen sich bei Arden sicher, denn sie beschützt sie. Die Jugendlichen werden zu Fridays Freunden. Ihren einzigen Freunden. Zusammen wohnen sie in einem baufälligen Haus. Alles scheint in Ordnung, doch schnell merkt Friday, dass Arden alles bestimmt und die totale Kontrolle besitzt.
Als sie ihre Unterkunft verlassen und in eine Geisterstadt im australischen Outback fahren, passiert das Unfassbare: Einer aus der Gruppe wird tot aufgefunden. Als Friday herausfindet, wer ihn getötet hat, versucht sie mit den anderen alles, um aus der Geisterstadt hinaus zu kommen und zurück in die Stadt zu fahren. Es beginnt ein spannendes Abenteuer.

Das Buch Zeit zu gehen Friday Brown von Vikki Wakefield hat mir sehr gut gefallen. Anfangs war ich noch nicht ganz überzeugt und auch etwas skeptisch, doch nach und nach verschwanden meine Zweifel und waren schließlich komplett weg, denn die Geschichte entwickelte sich immer besser weiter. Zum Schluss war es sehr spannend und traurig zugleich, und die Geschichte war wirklich fantastisch. Somit kann ich das Buch nur weiterempfehlen.

Laura (15)

Vikki Wakefield: Zeit zu gehenFriday Brown, Übersetzung: Birgit Schmitz, FISCHER Sauerländer, 2014, 416 Seiten, ab 14, 14,99

[Jugendrezension] Kampf den Abtrünnigen

dancing maxDie Geschichte um ein böses Buch geht in die zweite Runde…

Dancing Jax – Zwischenspiel von Robin Jarvis ist der zweite Teil einer Trilogie, deren ersten Teil ich hier bereits besprochen habe.

Das Buch „Dancing Jax“ hat nun schon ganz Großbritannien in Besitz genommen und versucht nun, sich weiter auszubreiten. Immer mehr Bücher werden produziert. Bereits 63 Millionen Exemplar sind verkauft, fast jeder Brite besitzt ein Buch. Doch es gibt immer noch Abtrünnige.
Da viele Kinder bis 16 Jahren immun gegen das Buch sind, werden sie eingesammelt und in ein Camp gebracht. Ihnen sagt man, dass sie ein schönes Wochenende haben werden, was sich aber schon bald als anders herausstellt. Dieses Mal gibt es keine wirkliche Hauptfigur, sondern die Kinder stehen im Mittelpunkt. Jedes Kind ist anders und jedes hat ein bestimmtes Merkmal und eine eigene Persönlichkeit: Da ist das mit der Gitarre, das dicke Kind, der Macho …

Der Ismus, der König von Mooncaster, versucht mit allen Mitteln, die Kinder mit dem Buch in Besitz zu nehmen und wie ganz Großbritannien zu kontrollieren.
Unter den Kindern befindet sich jedoch der so genannte Castle Creeper. Dieser kann die Menschheit vor Mooncaster schützen und die Bücherverbreitung stoppen. Denn er kann  zwischen Mooncaster und der Realität hin und her reisen.
Er ist eine Gefahr für den Ismus, weil er Sachen stehlen und Pläne kaputt machen  kann.
Doch zuerst muss der Ismus den Castle Creeper finden, denn erst dann, kann er ihn für seine Zwecke einsetzen. Es beginnt eine aufregende Geschichte. Kann die Verbreitung des bösen Buches noch gestoppt werden?

Dieser zweite Teil der Trilogie ist noch besser als Dancing Jax – Auftakt. Es fängt sofort spannend an und endet genau so packend – und keine Stelle in dem Buch ist langweilig. Die Handlung spielt sowohl in der Traumwelt Mooncaster, als auch in der Realität, also insgesamt sehr abwechslungsreich. Im ganzen Buch gibt es ein großes Rätsel, welches am Ende aufgelöst wird und sehr überraschend ist.

Aber es ist auch schockierend, wie die Kinder im Camp behandelt werden.  Bei jeder Kleinigkeit gibt es eine Strafe. Ein Mädchen wird zum Beispiel zwei, drei Tage ohne Essen und Trinken eingesperrt. Oder die Kinder werden geschlagen. Es ist ab und zu schon sehr hart. Die Kinder haben mir beim Lesen richtig Leid getan. Sie können nichts dagegen tun, was mit ihnen gemacht wird. Ich habe die Verzweiflung schon fast gespürt.

Außerdem bringt das Buch zum Nachdenken: Wenn niemand mehr eine eigene Meinung hätte, würde alles nur von einem Menschen kontrolliert, wie hier vom Ismus. Keiner kann dann mehr entscheiden, was er machen will, und keiner traut sich mehr etwas zu sagen, weil er Angst hat, dass er bestraft wird. Das finde ich nicht gut.

Ich empfehle Dancing Jax – Zwischenspiel jedem, der das erste Buch auch schon mochte denn es übertrifft das erste Buch sogar. Für jeden der Spannung, Fantasy und eine Hand voll Rätselspaß mag, ist es genau das Richtige.

Auf den dritten Teil bin ich schon sehr gespannt.

Laura (14)

Robin Jarvis: Dancing Jax – Zwischenspiel, Übersetzung: Nadine Mannchen,  script5, 2013, 544 Seiten, ab 14, 14,95 Euro

[Jugendrezension] Finger weg!

buchEin Buch, das nach und nach immer mehr Menschen infiziert und die Welt erobern will… Darum geht es in  Dancing Jax – Auftakt von Robin Jarvis. Es ist der erste Teil einer Trilogie.

In einem verlassenen Haus werden viele alte Märchenbücher von dem Okkultisten Austerly Fellows gefunden. Alle Exemplare tragen denselben Titel: Dancing Jax. Jeder, der dieses Buch liest, denkt, dass er ein Teil der Geschichte ist und eine bestimmte Rolle darin spielt.

Die Figuren der Geschichte sind nach einem Kartenspiel aufgebaut. So gibt es z.B. eine Herzdame, eine Pikdame, und den Anführer, König Ismus. Damit ist die Rangfolge der verschiedenen Charaktere, die in einer alten Bunkeranlage leben, klar festgelegt. In dieser Bunkeranlage, die Mooncaster heißt, versammelt Ismus seine Anhänger, die willenlos seine Anweisungen befolgen. Er will immer mehr Menschen und Orte unter seine Kontrolle bringen.
Nur der Lehrer Martin Baxter und der Klavierlehrer Gerald sind scheinbar immun gegen das Buch und wollen dagegen vorgehen. Denn nach und nach versuchen die Infizierten, immer mehr Orte in die Welt des Buches einzuschließen. Vor allem will Martin Baxter seinen Sohn Paul aus den Fängen des Ismus befreien.

Das Buch wird aus zwei Sichten erzählt. Einmal aus der Sicht, der Leute, die bereits das Buch gelesen haben und davon befallen sind. Und einmal aus der Sicht der nicht infizierten Menschen.

Dancing Jax hat mir sehr gut gefallen, und ich kann es nur weiterempfehlen. Schon das Titelbild gefiel mir sofort. Es erinnerte mich an eine Spielkarte. Dahinter steckt eine sehr gute Geschichte, die sehr fantasievoll geschrieben ist. Für jeden, der Spannung mag, ist es genau das Richtige. Ab der Mitte des Buches fiebert man schon richtig mit, weil man nie weiß, wer infiziert ist und wer nicht. An manchen Stellen war es  gruselig, aber ich würde es eher als spannend bezeichnen, denn es fließt kein Blut.
Den zweiten Teil würde ich gerne lesen. Besonders, weil das Buch wahrscheinlich gleich  spannend anfängt. Ich möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht und ob Martin Baxter das Buch noch aufhalten kann, bevor es die ganze Welt beherrscht.

Für Jugendliche ab 14 Jahren ist Dancing Jax gut geeignet.

Laura (14)

Robin Jarvis: Dancing Jax – Auftakt, Übersetzung: Nadine Mannchen,  script5, 2012, 542 Seiten, ab 14, 14,95 Euro