Dingens … äh … supa!

lüftnerRecherche ist ja oft sehr hilfreich und manchmal unumgänglich. Ich recherchiere ganz gern … aber heute hat es mir das erst mal so richtig ein Bein gestellt.
Da wollte ich ganz harmlos nachschauen, warum mir das Phänomen Kai Lüftner bis jetzt entgangen ist, was ich so alles verpasst habe, weil ich tausend andere Dinge auf dem Zettel hatte. Ich also recherchiert, gelesen, gekuckt und irgendwann bei Lüftners Auftritt bei Markus Lanz gelandet. Darin erzählt er nicht nur von seinen Büchern, sondern muss die ziemlich unbeholfenen Fragen von Herrn L. zu seiner sehr traurigen Familiengeschichte beantworten.
Daraufhin musste ich erst einmal Wäsche waschen und bügeln und nachdenken, wie ich meine Begeisterung für sein Buch Das Kaff der guten Hoffnung mit diesen Infos zusammenbringe. Wahrscheinlich bringt man so etwas nie zusammen, und ich sollte das gar nicht erst versuchen, weil das nur zum Scheitern verurteilt ist und das Buch ja für sich stehen muss.

Und das Buch steht sehr gut für sich. Als eine durchgeknallt liebenswerte Geschichte um vier Außenseiter, auch Makel-Kids genannt, die im Waisenhaus „Zur guten Hoffnung“ auf dem Berg Gigantokatepetel untergebracht sind und so gut wie keine Chance haben je adoptiert zu werden, zu sehr sind sie mit Unvollkommenheiten, wie Stottern, Hässlichkeit, psychischen Dämonen geschlagen. Gemeinsam jedoch nehmen Kalle, Röschen, Theobald und Magda es mit skurrilen Gegenspielern wie der Heimleiterin Griselde Galgenstrick und Graf Arg von Hinterlist auf. Letzterer will aus dem Waisenhaus und dem auf dem Berggipfel gelegenen Fulminantolaboratorium von Professorprofessor Gunnar Gabriel Gagga ein Luxus-Hotel machen. (Was ein Fulminantolaboratorium ist, erfährt man im Buch… also: lesen!)

Lüftner, versierter Gag-Schreiber für landesweit bekannte Comedians, spart bei der Rettung des überaus miesen Zuhauses der vier Makel-Kids nicht mit Späßen, Wortwitz und -neubildungen. Er erzählt schnodderig, frech und erhebend respektlos. Für kleine und im Herzen junggebliebene Leser genau der richtige Stoff für Kurzweil und Lachanfälle.
Bei all dem greift Lüftner auf den klassischen Erzähler zurück, der sich immer wieder in das Geschehen einmischt. Damit verbrüdert dieser sich zum einen mit den Lesern, schlägt eine Brücke zwischen ihnen und der Geschichte, nimmt gleichzeitig aber auch all dem Schrecken (ein Waisenhaus! eine doofe Heimleiterin! Gauner! Schläger! Verbrecher! Gefahr!) die Spitzen, so dass sich niemand wirklich schlimm gruseln muss.
Das etwas abrupte Ende in Teil 1 vom Kaff wird mit Sicherheit im zweiten Teil aufgegriffen. Man ist hier eh schon so angefixt von Lüftners Schreibe und seinen Figuren, dass man auf jeden Fall weiterlesen wird. Zum Glück erscheint Teil 2 bereits im September – und Teil 3 ist angeblich auch schon geschrieben …

War ich vor meiner Recherche von Das Kaff der guten Hoffnung schon ziemlich begeistert, so trage ich nun allerhöchste Achtung vor Kai Lüftner, seiner Kunst und seiner ungebrochenen Lebensfreude in mir.  Seine Berliner Schnauze bringt mich zusätzlich immer zum Grinsen, so dass ich am liebsten einfach nur sagen möchte: Dit is knorke! Aber ich bin nun mal Hamburgerin und da heißt das dann: Dascha stahk!

Kai Lüftner: Das Kaff der guten Hoffnung – Jetzt erst recht! Illustration: Dominik Rupp, Fischer Sauerländer, 2. Aufl. 2014, 208 Seiten, ab 8, 9,99 Euro

Die Generationsbande

maxGenerationenhäuser sind ja gerade schwer in Mode. Wer kann, macht ein eigenes Wohnprojekt auf, in dem Alt und Jung unter einem Dach leben, sich umeinander kümmern und niemand vereinsamen muss. Eine schöne Vorstellung, so für mich, als Erwachsene.

Den 9-jährigen Max hat das Autoren-Duo Lisa-Marie Dickreiter und Winfried Oelsner in ein nicht ganz so hippes „Generationenhaus“ gesteckt. Um genauer zu sein, Max wohnt seit einer Woche in einem Seniorenheim, weil seine Mutter dort als Pflegekraft arbeitet. Das Heim ist zwar in einer echt coolen Ritterburg untergebracht, dennoch muss Max sich erstmal an die „alten Knacker“ gewöhnen. Meistens bringt er vor Verlegenheit keinen ordentlichen Ton heraus. Außerdem macht ihm Oberschwester Cordula mit ihren Regeln das Leben zur Hölle. Kinder im Seniorenheim sind bei ihr gar nicht gern gesehen.

Max‘ desolate Lage ändert sich erst, als ein Einbrechen den Schmuck von zwei Bewohnerinnen entwendet. Max ermittelt, und dabei helfen ihm die drei Bewohner von Tisch Nr. 7. Vera, die Schauspielerin, Kilian, der Professor, und Horst, der Fußballtrainer, haben als „Wilde Sieben“ ihren Ruf bei Oberschwester Cordula weg – denn die drei lassen sich so gut wie nichts gefallen. Die Wilde Sieben ist nämlich beileibe nicht auf den Kopf gefallen. Und Max auch nicht.

Dickreiter und Oelser lassen in dem ungewöhnlichen Schauplatz – ein Seniorenheim in einer Ritterburg – liebevoll ausgearbeitete Charaktere aufeinandertreffen. Der schlaue Max tritt zu seinem eigenen Bedauern völlig uncool und verdruckst auf. Doch die drei Alten, gestählt mit jahrelanger Berufserfahrung, bringen dem Helden die nötigen Kniffe bei, so dass sich Max im Laufe der Geschichte weiterentwickelt und aus sich raus kommt.
Hierin hat mich Max und die wilde 7 an Erich Kästners Geschichten erinnert, der auf der Seite der Kinder stehend ihnen immer von mutmachenden Vorbildern erzählt. Die jungen Leser können sich also auch hier von Max und seinen Senioren-Freunden eine Menge abschauen, ohne dabei von oben herab belehrt zu werden .
Gleichzeitig bietet die Detektivgeschichte jede Menge Spaß zum Mitfiebern und Raten. Quasi nebenbei erfahren die Leser, dass ältere Herrschaften, die in einem Seniorenheim leben, durchaus noch nicht scheintot sein müssen.

Die Verbindung zwischen den Generationen und das Verständnis für einander kann im Kinderbuch wohl nicht besser dargestellt und gefördert werden. Die treffenden Illustrationen von Ute Krause tragen ihren Teil dazu bei, dass man Max und die anderen Figuren sofort ins Herz schließt. Als Folge davon freut man sich nach diesem ersten Abenteuer der Wilden Sieben schon auf den nächsten Band.

Lisa-Marie Dickreiter/Winfried Oelsner: Max und die Wilde Sieben – Das schwarze Ass, Illustration: Ute Krause, Oetinger, 2014, 208 Seiten, ab 8, 12 Euro

[Jugendrezension] Abenteuerlicher Amazonas

pinaGemeinsam mit Pina am Amazonas auf Erkundungstour gehen, ja, das würde ich auch gerne…
Pina, aus dem Buch Pina reist zum Amazonas von Flávia Lins e Silva, ist ein abenteuerlustiges, nettes und lebhaftes Mädchen. Gemeinsam mit ihrem besten Freund und ihrem Kater hat sie den „CUS“ (Club der unsichtbaren Spione) gegründet. Im Moment suchen die drei Pinas Vater, der vor zehn Jahren verschwunden ist und den Pina schmerzlich vermisst.

Eines Tages entdeckt Pina einen Zeitungsbericht über einen Mann, der in der Umgebung von Rio de Janeiro nach bisher unbekannten Naturschätzen sucht. Jetzt weiß Pina, was zu tun ist! Sie muss schnell ihren Kater Samba und ihren besten Freund Bruno holen und mit ihnen in ihre magische Hängematte springen. Und dann? Natürlich ganz fest hoffen, dass die Hängematte sie nach Rio befördert …

Und? Es klappt. Pina und ihre Freunde landen sicher auf einem Boot, das auf dem Amazonas schwimmt. Hier lernen sie Maiara kennen, die ihnen bei ihrer Suche helfen will. Doch die Suche nach Pinas Vater wird gar nicht so einfach, denn zumindest die Bootsreisenden haben den Mann aus dem Zeitungsausschnitt noch nie gesehen.

Auf ihrer Reise erleben die drei viele Abenteuer. Eine Flussnixe will Bruno verzaubern und ihn auf den Flussgrund ziehen. Bira, ein Junge, den die drei auf dem Boot kenngelernt haben, zeigt ihnen einen wunderschönen Zauberwald, in dem sie einen seltsamen Holzfäller, einen gefährlichen Jaguar und einen netten Professor treffen, der aussieht, wie der Mann aus dem Zeitungsartikel … Und dann verschwindet plötzlich Samba, Pinas Kater …

Doch ob Samba wieder auftaucht und wer dieser nette Professor nun in Wirklichkeit ist, das werde ich nicht verraten, dass musst Du schon selbst herausfinden! Viel Spaß dabei.

Ich fand die Geschichte interessant und lehrreich, da im ganzen Buch auch immer wieder kurze, gut verständliche Infotexte über komplizierte Sachverhalte abgedruckt sind. Außerdem sind die Beschreibungen sehr schön, so dass ich in manchen Momenten dachte, ich wäre wirklich mit auf der Reise durch Brasilien.

Ich empfehle das Buch für Mädchen und Jungen im Alter von 7 bis 12 Jahren. Das Buch ist auch zum Vorlesen geeignet. Besonders gut gefallen wird es denjenigen unter Euch, die auch gern mal ein richtiges Abenteuer am Amazonas erleben wollen und auch denen, die gern wunderschöne Beschreibungen genießen und sich wie am Amazonas fühlen möchten!

Bücherwurm (12)

Flávia Lins e Silva: Pina reist zum Amazonas, Übersetzung Claudia Stein, Fischer KJB, 2013, 192 Seiten, ab 9, 11,99 Euro