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Zum Nachmachen empfohlen…

In Hamburg schneit es bekanntlich äußerst wenig. Große Ausnahme war vergangene Woche der Tag, an dem Orkan Friederike durch MItteldeutschland tobte. Hier im Norden war von Wind nichts zu spüren, dafür aber legte sich eine weiße Schneeschicht über die Stadt. Es sah einfach wunderschön aus.

Als ich nun dieser Tage in meiner liebsten Buchhandlung Marissal am Rathaus war, die für ihr exzellentes Bilderbuchsortiment bekannt ist, kam ich mit der Chefin unter anderem über den Schnee ins Gespräch und noch ehe ich es mich versah, zeigte sie mir voller Begeisterung ein Schneeflocken-Bilderbuch, das es in keiner Verlagsvorschau gibt.

Denn diese winterliche Geschichte, der dicken Schneeflocke Gisela, die eigentlich keine Lust hat, den langen Weg runter von ihrer Wolke zur Erde zu machen, haben sieben Kinder im Haus der Jugend Kiwittsmoor in Hamburg-Langenhorn selbst gestaltet.
Bei der Veranstaltung mit dem Titel „Wir illustrieren ein Kinderbuch“ haben sich junge Besucher der Jugendbegegnungsstätte Gedanken zu der Geschichte von Gisela gemacht und sind dann kreativ tätig geworden.
Gemeinsam haben sie zunächst verschiedene Mal- und Basteltechniken ausprobiert – mit Tusche und Aquarellfarben, Wachsmalstiften, Frottagen und Marmoriertechnik. Aus den kunterbunten Ergebnissen haben die kleinen Künstler dann passenden Formen und eindrückliche Figuren ausgeschnitten und jeweils eine Seite der Geschichte gestaltet.
Die Illustratorin Jana Walczyk hat anschließend alles professionell gelayoutet und wunderschön gesetzt, sodass nun ein leichtes und luftiges Schneeflocken-Abenteuer für die Kleinsten herausgekommen ist.

Denn Gisela macht sich natürlich auf den Weg zur Erde, wo sie von den Kindern schon sehnlichst erwartet wird. Das können vor allem die Hamburger richtig gut nachvollziehen, eben wegen der seltenen Schneefälle.

Was mich jedoch an dem ganzen Projekt zusätzlich bewegt, ist, dass man mit kleinen Mitteln – einer kurzen Geschichte, Papier, Farben und Kreativität – Kindern zeigen kann, was sie alles selbst gestalten können. Und dass aus ihren Ideen und ihrem Einsatz ein eigenes Buch werden kann, dass in der Buchhandlung am Hamburger Rathausmarkt im Schaufenster steht. Auf dieses entzückende Kunstwerk können die Macherinnen aus dem Haus der Jugend Kiwittsmoor jedenfalls bannig stolz sein!
Zudem hege ich die Hoffnung, dass durch solche kreativen Projekte, die Kinder noch mehr zu Büchern greifen – und ihren Wert und die viele Arbeit, die in jedem einzelnen steckt, ein Stückchen mehr begreifen.

Meyering und Walczyk haben die Geschichte als Hardcover in einer Auflage von 25 drucken lassen. Ich wünsche diesen engagierten Menschen, dass sie bald nachdrucken lassen müssen. Denn diese kleine Bilderbuchperle hat es alle mal verdient, von vielen kleinen schneeflocken-liebenden Kindern betrachtet zu werden.

Haus der Jugend Kiwittsmoor: Die Schneeflocke Gisela, Text: Corinne Meyering, Illustrationen von Ebru, Jessica, Katerina, Leonie, Lion, Melanie und Ulrike, Layout: Jana Walczyk, 2017, 26 Seiten, ab 3, 12,95 Euro zu bestellen bei der Buchhandlung Marissal in Hamburg

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Mitten ins Schwarze

Mit Bogenschießen habe ich bis jetzt eigentlich nicht so richtig etwas anfangen können. Ich weiß, dass es das gibt, dass es auch die östliche Variante des Zen-Bogenschießens gibt, aber das war’s auch schon. Doch dann landete das Sachbuch Mein Pfeil- und Bogenbuch von Wulf Hein bei mir, und ich wurde darauf gestoßen, wie sehr Pfeil und Bogen Teil des menschlichen Zivilisationsprozesses waren und heute beispielsweise auch noch Teil der Literatur sind. Kaum ein Fantasyroman kommt ohne Bogenschützen aus, man denke an Legolas im Herr der Ringe. Robin Hood wäre ohne Pfeil und Bogen nicht vorstellbar und erst damit rettet sich Katniss durch Die Tribute von Panem. Und googelt man den Begriff „Bogenschießen“ erhält man rund drei Millionen Treffer. Zudem ist Bogenschießen seit 1972 zudem eine olympische Disziplin. Da ist ganz gehörig etwas an mir vorbeigegangen …

Aufklärung bringt also nun Wulf Hein, Experte für experimentelle Archäologie und Archäo-Technik. In seinem Buch leitet er an, wie man sich Pfeil und Bogen selber bauen kann. Das richtige Werkzeug, das geeignete Holz, die besten Federn, das nötige Zubehör: Alles, was man für eine ordentliche Ausrüstung braucht, erklärt er ausführlich und leicht verständlich. Klassische Illustrationen – ebenfalls von Wulf Hein – veranschaulichen die Arbeitsschritte. Für handwerklich begabte Kinder beginnt der Spaß am Bogenschießen damit schon vor dem ersten Schuss.

Neben den praktischen Anleitungen macht der Blick auf die Geschichte und Entwicklung des Bogenschießens das Buch zu einer runden Sache. Die zehn goldenen Regeln mahnen zum richtigen Einsatz der potentiell gefährlichen Sportgeräte.

Dieses Buch ist so liebevoll gemacht, dass man sofort in den Wald laufen und die richtigen Stöcke suchen möchte. Bei all diesen sinnlichen Betätigungen – wie schnitzen, schneiden, schmirgeln, spannen, stecken, kleben – und anschließend beim konzentrierten Schießen mit den selbstgebauten Geräten bleiben Playstation, Wii oder Xboxen ganz bestimmt in der Ecke liegen.

Wulf Hein: Mein Pfeil- und Bogenbuch. Bogenbau für Kinder und Jugendliche, Verlag Angelika Hörnig, 2011, 207 Seiten, ab 8, 29,80 Euro