Exkurs. Wer mich kennt, weiß, dass ich es mit Italien habe. Ich habe die Sprache und die Literatur studiert, trashige Fotoromane seziert und übersetze aus dem Italienischen. Ich gehe auch gern italienisch essen. Manchmal koche ich auch italienisch. Kochen ist aber eigentlich nicht so ganz meine Stärke, was aber eher an meiner Stressanfälligkeit liegt und ich dann doch nicht immer die Geduld aufbringe, eine Tomatensoße vier Stunden köcheln zu lassen.
Mag sein, dass sich das demnächst aber mal ändert. Denn mir sind drei ganz wunderbare Kochkompendien ins Haus geflattert, die es eventuell sogar schaffen, mich an den Herd zu treiben.
Il Po widmet sich dem gesamten Verlauf des Flusses Po und der angrenzenden Ebene. Von den Alpen im Westen bis zur Mündung mit den Lagunen im Osten. Autor Michael Langoth erzählt die Geschichten von Parmigiano Reggiano (nicht zu verwechseln mit Grana Padana), Prosciutto, Culatello und Salumi. Er zeigt, was Polenta und Risotto können. Detailliert geht er auf die verschiedenen Kochtechniken ein, so dass die Ausrede, man wüsste nicht, wie es gemacht wird, nicht mehr zieht. Die Rezepte sind am Fuß der Seite mit Fotos der Zutaten versehen – und das auf ungeschönt, ehrlich Art: das liegt dann eben auch das nackte Kaninchen, das mit Rosmarin, Thymian, Sellerie und Knoblauch in Weißwein geschmort wird. Zimperlich darf man hier nicht sein. Dafür wird es garantiert lecker.
Reist man vom Po-Delta ein Stück gen Norden, kommt man unweigerlich nach Venedig. In den vergangenen Jahren habe ich einen Bogen um die Stadt gemacht. Zu touristisch, zu Kreuzfahrtschiffverseucht. Doch Venedig. Die Kultrezepte weckt meine Sehnsucht nach dieser Perle. Laura Zavan reichert die fisch- und muschellastigen Rezepte mit Infos über Venedig und seine Stadtviertel an, bietet Rundgänge durch die Gassen, in denen ich immer die Orientierung verloren habe, und verrät, wo es die leckersten Chicheti (die Häppchen zu den Aperitifs), Antipasti, Fische oder Käse gibt. Das sind tausend gute Gründe nach Venedig zu fahren, wie ich feststelle. Tausend gute Gründe, dieses Buch genau zu studieren.
Ebenfalls mit Geschichten, um Trüffel, Artischocken, Meersalz, Grappa, Köche, Züchter, Bauern ist das Fast-Rundum-Werk Bella Italia angereichert.
Fast, sage ich, weil doch tatsächlich neun Regionen Italiens in diesem Riesenwerk ausgespart sind – Sardinien und Südtirol beispielsweise. Was ich nicht ganz nachvollziehen kann.
Nichtsdestotrotz sind die vorgestellten Köstlichkeiten so köstlich und Wasser-im-Mund-zusammenlaufen-lassend, dass ich eine Weile brauchen werde, um alle mal durchzuprobieren. Zumal die Fotos einen echt vom Kochen ablenken und zum Träumen bringen – wie bei den beiden anderen Werken auch schon …
Wenn Guy Grossi in der nächsten Saison dann vielleicht noch die fehlenden Regionen nachreicht, vielleicht als Teil 2 überschrieben, könnte das Werk möglicherweise als Standardkochbuch für ganz Italien durchgehen.
Bis es soweit ist, werde ich mal öfter die Küche aufsuchen – oder gleich nach Italien reisen und mich vor Ort von den Könnern mit den Spezialitäten verwöhnen lassen.
Michael Langoth: Il Po. Kulinarische Impressionen, Edition Styria, 2014, 224 Seiten, 39,99 Euro
Laura Zavan: Venedig – Die Kultrezepte, AT Verlag, 2014, 272 Seiten, 29,90 Euro
Guy Grossi: Bella Italia. Das Kochbuch, Dorling Kindersley, 2014, 544 Seiten, 49,95 Euro