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… und fernsehen hilft doch

wir werden nicht von Yaks gefressenMomentan mache ich eine Beobachtung, bei der ich ab und an mal schmunzeln muss – oder mich extrem wundere: Es erscheinen gerade ein paar Bücher, zu denen ich für den einen oder anderen Verlag in den vergangenen Monaten Gutachten geschrieben habe. Bei vielen ist mein Daumen nach unten gegangen. Doch jetzt stelle ich fest, dass einige dieser Trash-Romane dennoch auf Deutsch erscheinen (allerdings nicht in den Verlagen, denen ich davon abgeraten habe). Nun ja, es scheint ein immenses Bedürfnis nach neuen Storys zu geben, egal wie deren Qualität ist … Umgekehrt freue ich mich dann immer, wenn eine Empfehlung von mir auch wirklich eingekauft und übersetzt worden ist. So ein Fall ist das folgende Buch von C. Alexander London mit dem skurril langen Titel Wir werden nicht von Yaks gefressen* *hoffentlich.

Die 11-jährigen Zwillinge Celia und Oliver Navel lieben Fernsehen. Sie sitzen am liebsten den ganzen Tag vor dem Kasten und sind echte Experten für Film, Soaps, Reality-TV, Koch-Shows, Reisesendungen und Sportevents. Doch sie wohnen mit ihrem Vater, dem Forscher Dr. Ogden Navel, im Haus des exklusiven Forscher-Clubs und müssen sich ständig die Abenteuergeschichten aller möglichen Forschungsreisender anhören. In den Ferien schleppt der Vater sie in die exotischsten Länder, wo sie angeblich aufregende Dinge erleben. Doch die Kinder finden das entsetzlich, sie wollen keine Käfer essen oder von Eidechsen gebissen werden. Sie möchten einfach nur ihre Ruhe haben und wünschen sich nichts sehnlicher als ordentliches Kabelfernsehen. Ihre Mutter Claire ist seit drei Jahren verschollen, auf der Suche nach der verlorenen Bibliothek von Alexandria. Ein bisschen vermissen die Kinder sie und fragen sich, ob die Mutter vielleicht weggegangen ist, weil die Zwillinge solche Langweiler sind. Doch dann verschlägt eine Intrige gegen ihren Vater die Zwillinge nach Tibet. Dort begegnen sie üblen Gifthexen, machthungrigen Forschern und Lamas, die keine Lamas sind. Und sie finden eine Spur zu ihrer verschollenen Mutter …

An Rasanz und schrägem Humor ist diese Geschichte kaum zu übertreffen. In Indianer-Jones-Manier retten sich die beiden TV-Abhängigen aus allergefährlichsten Lebenslagen, immer mit Hilfe ihres Wissens aus dem Fernsehen. Schließlich winkt ihnen als Belohnung für ihr Abenteuer endlich Kabelfernsehen. Das Couch-Potato-Image der Kinder kontrastiert wunderbar mit der Aufgeregtheit und Angeberei der Erwachsenen, denen die jungen Helden beweisen, wie clever sie durch ihren Fernsehkonsum geworden sind. Falls also jemand noch einmal behauptet, Fernsehen mache dumm, dem sei dieses Buch empfohlen …

C. Alexander London: Wir werden nicht von Yaks gefressen* *hoffentlich, Übersetzung: Petra Koob-Pawis, Arena Verlag, 2011, 278 Seiten, ab 10, 14,99 Euro