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Noch mal…

Bilderbücher sind ja angeblich eine schnelle Sache. Wenige Seiten, meistens große, sehr entzückende Bilder, kaum Text. Da ist man schnell durch und kann sich gleich das nächste schnappen. Denkste. Hier gibt es nun zwei Bilderbücher, die es in sich haben und die bei jedem Lesen anders erscheinen.

So stellt der französische Illustrator Olivier Tallec die vermeintlich harmlose Frage Wie war das?, die uns im Alltag eigentlich ständig herausrutscht, wenn wir mal wieder abgelenkt, unaufmerksam oder multitaskingmäßig unterwegs waren. In Tallecs querformatigem Bilderbuch werden nun die Betrachter_innen auf jeder Doppelseite mit einer Frage konfrontiert: Wer trägt einen gelben Schal? Wovor hat Olive Angst? Wer versteckt sich unter der Bettdecke?
Neben den Fragen tummeln sich charmante Figuren, Kinder, bebrillte Langohrhasen, ein Löwe, ein Wolf, Monster, Plüschtiere mit oder ohne Kappen oder Unterhosen auf den großen Köpfen. Schon allein der Anblick dieser Gesellen ist ein Wonne.

Doch diese Fragen, diese so simplen Fragen, dürften die meisten Betrachter_innen in so manche Verlegenheit bringen. Denn immer bezieht sich die Frage auf die Seite, die man gerade umgeschlagen hat. Und wenn man zuvor nicht genau geschaut hat, steht man ganz schön auf dem Schlauch: Zähne? Hatte das Monster etwa Zähne? Ja, hatte es, man muss nur achtsam sein und alles intensiv ansehen.
Je nach Aufmerksamkeitsspanne der Kinder kann es ganz schön dauern, bis man die Lösungen so präsent hat, dass das Buch langweilig wird. Bis es so weit ist, trainieren die Lütten hier ganz spielerisch die Konzentration und das Gedächtnis.

Und selbst, wenn man immer wieder falsch liegt, so entdeckt man bei dem Vor- und Zurückblättern ständig neue Details der Rasselbande. Und hat jede Menge Spaß.

Auch im Bilderbuch der niederländischen Illustratorin Mies van Hout sollte man genau hinsehen. Hier werden die Betrachter_innen jedoch auf andere Art gefordert. So ziehen anfangs ein Junge, ein Mädchen und eine Katze los zum Spielplatz.

Auf großen aquarellierten Doppelseiten suchen sich die kleinen Helden ihren Weg durch verschiedene, wunderbar quietschbunte Labyrinthe, einen Garten, durch Baumwipfel, über einen Krokodilfluss. Und nicht immer ist der richtige Weg auf den ersten Blick zu erkennen.

Da dürfen beispielsweise die Vögel in den Nestern nicht gestört werden oder die Wege durch die Brombeeren enden in dornigen Sackgassen. Doch es gibt zumindest eine kleine Orientierung in Form von roten Pfeilen, links und rechts an den Seitenrändern, die die Richtung anzeigen.

Zunächst ist man so mit der Wegefindung und dem Ausweichen beschäftigt, dass man erst am Ende merkt, dass die Kinder auf einmal nicht mehr allein unterwegs sind. Und schon schaut man noch mal, wo die vielen Spielgefährten denn so plötzlich hergekommen sind.
Allerdings sollte man kleinen Spielplatz-Erobern keine Stifte in die Hand geben, mit denen so gern die Weg eingezeichnet werden. Denn ist die Lösung erst einmal unauslöschlich in das Bilderbuch hineingemalt, ist der Reiz fürs nächste Mal leider weg.

Rein optisch mag ich an beiden Büchern, dass die Cover mit so viel Weißraum gestaltet sind und so schon auf den ersten Blick diese Leichtigkeit vermitteln, die sich dann in ihren spielerischen Inhalten wiederfinden lässt.

Olivier Tallec: Wie war das?, Ü: Miriam Zimmer, Gerstenberg, 2017, 32 Seiten, ab 3, 9,95 Euro

Mies van Hout: Spielplatz, Aracari Verlag, 2017, 32 Seiten, ab 3, 14,90 Euro

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