Zukunftsvisionen

klimakatastropheÜber nichts reden wir so gern wie das Wetter. Der düsterste Winter seit Jahrzehnten liegt hinter uns, der März ließ uns mit dem Schnee lange nicht an Frühling denken. Die Nerven lagen schon ziemlich blank, was das Wetter anging. Jetzt stöhnen wir wieder unter der Hitze. Das Klima, kaum etwas beschäftigt uns so und das täglich und eigentlich rund um die Uhr.

Nur der Klimawandel scheint uns ziemlich egal zu sein. Zu fern scheinen die Konsequenzen unseres Treibens noch zu sein. Dass wir sehenden Auges auf die Klimakatastrophe zusteuern zeigt der nachdenklich machende Comic Die große Transformation. Hierin kommen die neun Experten des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) zu Wort, die von 2008 bis Februar 2013 Mitglieder in diesem Gremium waren. Die Professorinnen und Professoren beschäftigen sich intensiv mit dem Wandel des Erdklimas, sei es in den Bereichen der Physik, der Geobiologie, der Erdsystemanlyse, oder auch als Politik-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaftler oder als Luft- und Raumfahrttechniker oder Energiewirtschafter.

In neun Kapiteln erklären sie die Zusammenhänge von Wirtschaft, Politik, Energiegewinnung, Welternährung, Finanzen, Technik, Klima – und warum wir uns dringend verändern müssen und das weltweit. 2050 werden neun Milliarden Menschen auf der Erde leben, die, wenn wir so weiter machen wie bisher, nicht mit ausreichend Nahrungsmitteln, Energie und sauberem Wasser versorgt werden können. Allein diese Vorstellung ist bedrückend. Zumal es jetzt schon ganz klar ist, dass kein Land der Welt diese Mega-Aufgabe allein bewältigen kann. Es geht nur gemeinsam. Die Verzahnung der Probleme legen die Experten sehr verständlich offen, so dass man in der Konsequenz die Regierungschefs aller Länder in einen Raum einschließen und den Schlüssel wegwerfen möchte, bis diese zur Besinnung gekommen sind und sich auf einen gemeinsamen Rettungsplan verständigt haben.

Denn was die WBGU-Experten auch ganz deutlich machen, ist die Tatsache, das die Wissenschaft die Lage der Welt bis ins Detail analysiert, durchgerechnet und untersucht hat. Man weiß genau, was passieren wird – wir merken es momentan an außergewöhnlichen Wetterveränderungen oder Überschwemmungen, die in den kommenden Jahren nicht weniger werden – und man weiß auch, was getan werden müsste, um den endgültigen Kollaps zu vermeiden. Die Wissenschaft und die Technik haben Lösungen, die machbar und jetzt noch bezahlbar sind. Dass es die Weltrettung nicht umsonst gibt, sollte eigentlich jedem klar sein, nur wird die Vogel-Strauß-Mentalität uns in Zukunft Unsummen kosten, die man jetzt noch einsparen könnte.

Die von einem Zeichner-Team klassisch schwarzweißen Panels vermitteln mit ihrer Mischung aus Comic-Zeichnungen und Infografiken sowohl die jeweilige Arbeit der Experten als auch die Inhalte und Erkenntnisse aus deren Fachgebieten.
Wer sich bis jetzt nur am Rande mit dem Klimawandel beschäftigt hat, dem sei Die große Transformation wärmstens ans Herz gelegt. Hier wird das vielleicht wichtigste Thema unserer Zeit nicht in drögem Polit-Ton in einem unverständlichem Kauderwelsch abgehandelt, sondern in eindrücklichen Bildern und verständlichen Texten für alle nachvollziehbar gemacht.

Die Konsequenzen sind für jeden Menschen nach dieser Lektüre eigentlich offensichtlich: Energiesparen, das Auto stehen lassen, bewusst einkaufen, Ressourcen schonen, der Wegwerfgesellschaft eine Absage erteilen, weniger Fleisch konsumieren, Strom aus erneuerbaren Energie beziehen und, falls man doch viel fliegen oder Auto fahren muss, den eigenen CO2-Ausstoß durch den Kauf von Emissionszertifikaten ausgleichen.
Das sind im Grunde keine allzu großen Opfer, die wir da bringen müssen. Man muss es nur tun und sich seines Handelns bewusst werden. Und wenn jeder seinen kleinen Teil dazu beträgt, ist es womöglich noch nicht zu spät.

Unsere Kinder, Nichten, Neffen, Enkel und alle, die nach uns kommen, hätten dann noch die Chance auf eine einigermaßen intakte Welt und ein Leben, bei dem die elementaren Grundbedürfnisse noch befriedigt werden können. Dafür den eigenen Egoismus einzuschränken sollte eigentlich selbstverständlich sein und uns ganz leicht fallen.

Alexandra Hamann/Claudia Zea-Schmidt/Reinhold Leinfelder (Hg.): Die große Transformation Klima – kriegen wir die Kurve?Jacoby & Stuart, 2013, 144 Seiten, 14,95 Euro

 

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